Warum gehört die Sonderschule oder Förderschule nicht zur Gesamtschule?

5 Antworten

Potenzielle Nachteile der Gesamtschule

Die Nachteile, die Gegner des Gesamtschulkonzepts anführen, betreffen vor allem Kinder, die sonst das Gymnasium besuchen würden. Diese seien in der Gesamtschule schlichtweg unterfordert und würden nicht genug lernen. Umgekehrt soll sich das Leistungsgefälle zwischen den Schülern nachteilig auf die schwächeren Kinder auswirken. Sie würden im Stoff nicht richtig mitkommen und seien ihrerseits überfordert.

Woelfin1  20.09.2018, 13:27

Was aber absoluter Schwachsinn ist, da die Fächer in E und G Kursen getrennt werden, und somit die Leistungen an Realschulniveau angeglichen ist

Und ( zumindest in NRW ) gibt es in Gesamtschulen G9 ...was zu einem riesigen run auf die Gesamtschulen ausgelöst hat um den Druck auch die Kids durch den G8 zu umgehen

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Ich finde das eine interessante und berechtigte Frage. Warum muss man heute, im Zeitalter der Inklusion, noch Schüler aussondern? Früher tat man das, weil man glaubte, aufgrund verschiedener Faktoren wäre es für alle, besonders die Regelschüler, schlecht, mit lernbehinderten oder geistig behinderten Mitschülern zusammen zu lernen. Das glaubte man, weil man vor allem Unterricht im Gleichschritt kannte. Früher wunderte man sich teilweise, warum einige Förder- oder Hauptschüler so aggressiv wären (eine meiner Lehrerinnen in der Oberstufe hat das noch mit uns diskutiert - "da kommen die Förderschüler, haltet eure Sportsachen fest, die rennen durch die Halle und demolieren alles!"). Heute weiß man, woher der Frust vermutlich stammt - nicht von der Tatsache, dass sie vielleicht Probleme mit bestimmten Schulinhalten haben, sondern im Gegenteil von der Tatsache, dass sie ausgeschlossen we/urden und sich abgehängt und abgeschoben fühlen. Man könnte die vermeintliche Aggression also stark mindern, indem man dieses Gefühl des Ausgeschlossenseins und Abgeschobenwerdens minimiert, indem man alle gemeinsam unterrichtet und damit Sonder- und Förderschülern die Möglichkeit gibt, in bestimmten Fächern, bei PRojekten oder bestimmten Themen auch mit anderen Schülern zusammen zu lernen und damit vielleicht auch zu erfahren, dass sie in einigen Bereichen durchaus besser sind - und dafür auch Anerkennung erfahren.

Früher glaubte man, Regelschüler sollten vor allem theoretische Inhalte lernen, also Chemie, Philosophie, Mathematik, während geistig Behinderte vor allem in ihren Defiziten gefördert werden sollten - regelschulische Inhalte wurden oft gar nicht vermittel! - und Förderschüler sehr wenig Bildung vermittelt bekommen sollte, vor allem "Gemeinschaftserfahrungen" machen sollten oder in ihrem "komischen" Verhalten gezügelt, also gemaßregelt werden sollten. Jedenfalls könnte mand as von entsprechenden Berichten von Schülern und Lehrern ableiten. Ein Buch aus den 80ern oder 90ern, in dem Pädagogen ein Jahr eine Grundschulklasse begleitet haben (oder auch vier Jahre, ich weiß es nicht mehr), enthält einen interessanten Satz. Es wird ein Mädchen beschrieben, das sehr verträumt ist, oft so abgelenkt, dass sie die Anweisungen der Lehrer nicht mitbekommt, sich oft mit Randaufgaben befasst (erst mal alles schön ausmalen, dann den Text schreiben). Außerdem legen die Eltern des Mädchens wert auf sein Äußeres, es trägt bunte Wollfäden im Haar. Dieses Mädchen wird von der Lehrerin als "typisches Sonderschulkind" beschrieben. Die beobachtenden Pädagogen stellen das locker in Frage, ohne genau zu krisitieren, was sie an der Aussage fragwürdig finden. Allerdings weisen sie auch locker darauf hin, dass man überlegen müsste, "was ein Mädchen wie Nina braucht" (ich hoffe mal, alle Namen in dem Buch waren Pseudonyme). Was das sein könnte, sagen sie nicht direkt, nur, dass sie es in der Regel-Grundschule vermutlich nicht bekommt. Also hat man ein Mädchen, das nicht von Anfang an selbstständig zielstrebig arbeitet recht schnell als "Sonder"-Schülerin aussortiert, damit die Lehrer der Regelschule ihren genormten Unterricht machen können und sicher sein können, dass Anweisungen von allen Schülern zielstrebig ausgeführt werden...

ElendesElektron  20.09.2018, 13:37

Könntest du bitte Quellen anfügen?
Ich habe das zwar gaaaaanz anders mitbekommen, was ein Glück nicht an eigener Haut erfahren, aber who cares. Erleuchte mich mit belegen!

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Neun13  11.02.2024, 14:43

Hallo ich gehe momentan auf einer sprachförderschule so weit ich weiß müssen in einer Gesamtschul klasse mindestens 20 Schüler sein das wären mir einfach zu viele und ich könnte gar nicht lernen.

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Die Gesamtschule ist im 5 und 6 Schuljahr auf Hauptschulniveau, in der 7 werden dann in den Hauptfächern in G und E Kursen geteilt ( E Kurse braucht man für Realschul - oder Gymnasiumszweig) und ab 9 kommen dann auch die E Kurse in den naturwissenschaftlichen Fächern dazu.

Nach der 9 kann man dann abgehen mit Hauptschulabschluss oder weitergehen bis zum Abi.

Sonder und Förderschulen haben einen ganz anderen Schüler/ Lehrer Schlüssel

Ifm001  20.09.2018, 13:29

Grundsätzlich gibt es nicht die Gesamtschule. Es gibt nur einen recht kleinen gemeinsamen Nenner.

Die von dir beschriebene Variante ist eine Möglichkeit. Die ersten Jahre sind dann aber nicht auf der Ebene der Hauptschule, sondern eine Fortführung des gemeinsamen Unterrichts von Kindern auf verschiedenen Bildungsniveaus.

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Woelfin1  20.09.2018, 13:32
@Ifm001

Mein Sohn geht auf eine Gesamtschule, daher habe ich da einen sehr guten Einblick.

Der Leistungsstand nach der Grundschule ist ziemlich identisch, von daher wird schon mit den 2 Fremdsprachen ein anderer Fokus gesetzt

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Ifm001  21.09.2018, 08:36
@Woelfin1

Super ... mein Sohn geht auch auf eine Gesamtschule und ich bin damals ebenso auf eine Gesamtschule gegangen. Beide Schulen sind grundverschieden. Das es nicht die Gesamtschule gibt, zeigt schon, dass es integrierte und kooperative Gesamtschulen gibt, die wiederum nochmals in verschieden Konzepte aufgesplittett sind. (auch wenn ich persönlich die kooperative Gesamtschule nicht als "echte" Gesamtschule ansehe, weil es da primär um Kosteneinsparung geht)

Du machst den üblichen Fehler und adaptierst deine Erfahrung auf die Allgemeinheit.

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Woelfin1  21.09.2018, 09:00
@Ifm001

Nein, auf die ganzen Gesamtschulen, die wir uns angeschaut haben. Wir wohnen in einer Millionenstadt in NRW und haben uns viele Schulen angeschaut. Vom Konzept her waren alle gleich.

Es gibt auch andere Formen der Gesamtschule. Diese haben aber, wie du schon schreibst, immer eine Vorsilbe wie Kooperativ oder Integriert.

Hier war aber die Rede der "normalen" Gesamtschule. Und diese Form ist bundesweit gleich

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Tasha  20.09.2018, 13:30

Gut, das könnte man aber ändern. Eine Gesamtschule hat auch eine andere Orientierung als ein Gymnasium, trotzdem kann man dort das Abitur machen. Heute gibt es in Grundschulen Schulbegleiter, teilweise Sozialpädagogen und andere Mitarbeiter. Die waren früher auch nicht (überall) vorhanden und trotzdem kann trotz, oder gerade wegen, ihrer Anwesenheit der Unterricht normal weitergehen und Schüler dürfen bleiben, die früher aussortiert wurden. Warum sollte man das System nicht ausweiten können?

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Woelfin1  20.09.2018, 13:35
@Tasha

Wo willst du denn das zusätzliche Personal hernehmen?

Stand heute sind in der Schule meines Sohnes noch nicht alle Lehrerstellen besetzt. Es wird an allen Ecken und Enden gestrickt.

Wenn in dieser Situation auch noch förderintensive Kinder auf der Schule wären, gingen die komplett unter.

Wer will heute noch Lehrer werden ?

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Im Gegensatz zu manch anderern User habe ich das ganz anders von Lehrern meiner alten Schule mitbekommen. Kurzfassung: Insbesondere geistig behinderte Schüler benötigen besondere Unterstützung, manchmal sogar ein Lehrer nur für sie (weil es eine pädagogische Begleitkraft wohl nicht tut?) das geht auf Kosten der leistungsfähigeren Schüler, da nun der Unterricht verlangsamt wird und die guten weniger Betreuung bekommen, etwas, was schon jetzt ein Problem ist.

Warum sollte sie?

Sonderschulen, Förderschulen usw. sind eher ein viertes Glied des klassischen Schulsystems (Hauptschule, Realschule, Gymnasium). Gesamtschulen haben ja gerade nicht diese "harte" Aufteilung.

Tasha  20.09.2018, 13:32

Aber das ist doch genau die Kritik. Warum muss man Schüler von vorneherein aussortieren? Man vermittelt zumindest einigen damit das Gefühl, "ihr seid es nicht wert, mit den anderen zusammen zu lernen und schafft es sowieso nicht". Warum sollten die sich also anstrengen? Zudem kann so ein Gefühl zu Frust und Wut und dann unpassendem Verhalten führen, was Vorurteile noch mehr zementiert ("alle Lernbehinderten sind automatisch aggressiv" zum Beispiel).

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ElendesElektron  20.09.2018, 13:50
@Tasha

"Fight and become a legend or run and die forgotten"
Raffst du dich auf erwartet dich Respekt, ein einfacheres Leben, Ruhm? Versagst du oder rennst du, bist du es nicht Wert. Wer an sich arbeitet, kann auch auf höheren Schulen bestehen, das sage ich dir als Asperger Autist!

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JanfoxDE  20.09.2018, 15:32
@ElendesElektron

Manche "Krankheiten", weswegen man größtenteils auf der Sonderschule gebracht wird, kann man nicht mal ebend mal "wegwischen". Vor allem nicht Lernschwierigkeiten.

Ich selber hab es bis zur Realschule (momentan) geschafft, obwohl ich 4 Jahre auf der Sonderschule (für emotionale und soziale Desentwicklung) war und z.B. meine Deutschgrammatikenntniss fast gleich 0 ist, mit einen Brocken (Schreiben nach Sprechen) dazwischen.

Zwar ist es offiziel nicht mehr auf meinem "Zeugnis", doch spüre ich fast jeden Tag in der Schule wie ich leicht noch aus der Verfassung falle und muss mich mehrmals Entschuldigen Minuten danach.

Sei froh, dass du ein Asperger Autist bist. Die meisten soweit ich weiß der Autisten haben z.B: nur eine spezielle Interesse und somit ist es beinahe unmöglich denen viel in der Schule bei zu bringen. Auf YouTube findet man z.B. einen, der hat 1000 Videos darüber gemacht, wie er jedes mal ein anderen Fahrstuhl fährt.

Z.B. https://www.youtube.com/user/dieselducy

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ElendesElektron  20.09.2018, 15:45
@JanfoxDE

Da hast du was falsch verstanden. Viele die das Savant syndrom haben, sind zwar Autisten, aber nur wenige Autisten haben das Savant syndrom c:

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Ifm001  21.09.2018, 10:09
@Tasha

Ich habe die Frage schlicht anders verstanden (im Sinne von "warum nennt man Förderschulen nicht auch Gesamtschulen").

Ich selbst kenne nur (integrative) Gesamtschulen, die auch Förderschulen/Sonderschulen integriert haben ... und das von Anbeginn, also Jahrzehnte, bevor der Begriff "Inklusion" der breiten Masse vor die Füße geworfen wurde.

Ich habe ein generelles Problem mit den Schubladendenken. Es gibt Menschen, die beim integrativen Ansatz besser aufgehoben sind und es gibt Welche, die mit dem mehrgliedigen System besser zurecht kommen. Beides hat ihre Existenzberechtigung!

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