Warum gehen so viele Kinder Trotz Hauptschul oder Realschulempfehlungs aufs Gymnasium?

5 Antworten

Früher gab es nach den Noten eine Schulzuweisung, sodass die Eltern kaum Mitspracherecht hatten. Heute gibt es in der Regel die freie Schulwahl und da schicken natürlich alle Eltern ihre Kinder zuerst auf das Gymnasium.

Es gibt immer die Hoffnung, dass ihre Kinder den Übergang schaffen und sich noch verbessern. Dabei stürzen diese Kinder in der Regel schon in den ersten Wochen ab, sodass schon zum Halbjahreswechsel klar ist, dass diese Kinder keine Chance haben werden.

Problem ist eben auch, dass das Abitur heute schon als Standard angesehen wird und du für immer mehr Berufe ein Abitur brauchst. Wo früher ein Hauptschulabschluss reichte, braucht man heute in der Regel schon etwas besseres.

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Ich sehe aber noch ein Problem...

Rückläufige Schülerzahlen und dann werden Realschüler in die Gymnasialklasse gesetzt, damit überhaupt eine zweite Klasse entstehen kann. Wenn Klassen dann im laufe der Schuljahre kleiner werden, ist es kein Problem, die Klassen bleiben bestehen. Aber mehr Klassen heißt auch mehr Lehrkräfte.

Also ist es auch das System Schule, dass Schüler "höher" setzt, damit Lehrplätze erhalten bleiben und Kollegen nicht gehen müssen. Damit mehr finanzielle Mittel zur Verfügung stehen etc.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Schulsozialarbeiterin

Viele Eltern wollen, dass ihre Kinder das erreichen, was man selbst nicht erreicht hat ------> sie projizieren ihre Träume auf das Kind. Meist geht es nur darum, dass man das Prestige möchte, wenn der Nachwuchs Abitur macht und dann noch studiert. Die Gesellschaft ist da mit ihrer Erwartungshaltung aber auch nicht unschuldig, da sie jahrelang predigte, man müsse studiert haben, um "was zu sein" weil man sonst ein Niemand sei ... da findet zwar durch den drohenden Fachkräftemangel derzeit ein Umdenken statt, aber das ist erst im Kommen - noch ist das von dir Beschriebene oftmals vorhanden.

Ich kenne Kinder, die sich sechs Jahre lang der Eltern wegen durch die Realschule oder acht Jahre lang aus dem selben Grund durch das Gymnasium gequält hatten, was auch psychische Spuren hinterlässt - das ist eigentlich nicht sehr "menschlich" und nicht jeder kann ein angehender Akademiker sein. Seit die verpflichtende Grundschulempfehlung entfiel, ist das ein echtes Problem.

Hier ist mit "Der gekaufte Drachen" ein sehr tiefsinniges Lied von Udo Jürgens zu diesem Sachverhalt.

https://www.youtube.com/watch?v=NEiEU3aH5Bo

Weil runter immer leichter als rauf ist.

Leider ist das Abitur auch für viele Berufe Voraussetzung, für die früher ein Realschulabschluss reichte.

Weil sie denken, dass die Kinder dann eher einen Ausbildungsplatz bekommen.