Warum geben andere Religionen Gott eine Gestalt?
Fast alle Religionen der Welt wollen Gott eine Gestalt geben, ob es nun Slawen, Germanen, Hindus, Budhisten usw. sind.
Ich glaube gehört zu haben das aus christlicher Sicht das alles Dämonen sind und wenn man sich die Götter im Hinduismus ansieht, bekommt man fast Angst, 6 Arme, 5 Füße usw. wirklich angsteinflüssend sind auch die Geschichten ihrer Religion.
8 Antworten
Nun ja, der abrahamitische Gott kann auch sehr gruselig sein. Abgesehen davon finde ich den Gedanken gar nicht so abwegig, dass wenn man an ein höheres Lebewesen glaubt, man diesem auch eine Gestalt zuschreibt.
Und was die Bilder angeht: Irgendwo in den Prophetenbüchern der Bibel werden Engel als mehrköpfig beschrieben, ähnlich wie bei manchen hinduistischen Göttern. Und denke an die sogenannten "vier lebendigen Wesen" aus der Offenbarung:
6 [...] Unmittelbar um den Thron (Gottes) herum standen vier mächtige Lebewesen, die überall mit Augen bedeckt waren.
7 Die erste dieser Gestalten sah aus wie ein Löwe, die zweite glich einem Stier; die dritte hatte ein Gesicht wie ein Mensch, und die vierte glich einem fliegenden Adler.
8 Jede dieser Gestalten hatte sechs Flügel. Auch die Flügel waren innen und außen voller Augen. Unermüdlich, Tag und Nacht, rufen sie: »Heilig, heilig, heilig ist der Herr, der allmächtige Gott, der schon immer war, der heute da ist und der kommen wird!«
Offenbarung 4,6-8 (Hoffnung für alle)
Das Göttliche übersteigt die menschliche Dimension und ist für uns kaum erfassbar. Die Menschen und Religionen haben darauf auf zwei unterschiedliche Arten reagiert. Entweder haben sie sich geweigert, sich das Göttliche in einer Form vorzustellen oder sie haben es umgekehrt gerade in eine Form gegossen, um es so begreifbarer und erfassbarer zu machen.
Diese Strömungen hat es in vielen Religionen gegeben. Im Christentum gab es Bilderstürmer, die alle religiösen Kunstwerke vernichtet und Bewegungen, die umgekehrt diese Gegenstände geradezu als heilig und verehrungswürdig angesehen haben.
Es ist eben schwierig, sich etwas vorzustellen, das man sich nicht vorstellen kann.
Im nächsten Schritt lohnt es sich, über den Charakter der dargestellten Wesenheiten nachzudenken. Den Menschen, die das Göttliche bildlich darstellen, wissen auch, dass Gott weder männlich noch weiblich ist, dass er keine vier Arme und drei Gesichter hat. Das sind Symbole. Die vielen Arme und Hände können das vielfältige Helfen und Kümmern symbolisieren, drei Köpfe und viele Augen können dafür stehen, dass alles gesehen wird. Im Buddhismus gibt es übrigens die Vorstellung von einem allmächtigen Gott nicht und der Hinduismus kennt Richtungen, die sich das Göttliche formlos vorstellen. Es lohnt sich immer, etwas tiefer zu graben.
Das machen Christen doch auch - alleine dass gesagt wird, der Gott und nicht die Göttin, damit wird das Bild festgelegt, dass Gott männlich ist. Außerdem existieren genügend künstlerische Bilder, die Gott darstellen sollen, nichts anderes ist das, was von anderen Göttern gezeigt wird.
Gott entspringt der menschlichen Vorstellung - mehr auch nicht.
Damit sie das Gefühl von Nähe und Vertrautheit bekommen; mit unsichbaren Wesen kommt man schwerer zurecht...
Gruß Fantho
Das ist nicht nur beim Christentum der Fall, sondern bei allen drei abrahamistischen Religionen, also auch beim Islam und beim Judentum.
Und deshalb vermute ich mal, dass die Ursache vom Judentum stammt.
Das Judentum ist in seiner Entstehungsgeschichte sehr geprägt von immer wieder kehrenden Motiven davon, das Juden mit anderen Religionen konfrontiert werden, die jeweils mehrere Götter haben und diese auch bildlich darstellen - und dass sie dann entscheiden "Nein, wir sind besser als das, weil wir das anders machen", und sich so immer mehr und mehr von anderen Religionen abkapseln.
Das Christentum ist bei diesen Götterdarstellungen auch von den dreien immer noch am laschesten. Immerhin sind christliche Kirchen voll mit Wandmalereien, Buntglasfenstern, Kruzifixen (Mit Leiche) von Jesus, Gott und dem heiligen Geist selbst, wie auch von deren Metaphern (ZB Schafe). Das wichtige beim Christentum ist nicht, das man den Göttern keine Gestalten geben darf, sondern dass man diese Gestalten nicht direkt anbeten darf. Du sollst nicht das Kruzifix auf dem Altar anbeten, aber stehen bleiben darf es trotzdem.
Im Islam und Judentum findet man teilweise in den Gotteshäusern überhaupt keine Darstellungen von irgendwas außer abstrakten Mustern, weil man nichts anderes außer der Gottheit anbeten soll.
Gott ist nicht männlich. Gott entzieht sich menschlichen Vorstellungen.