Warum denken manche schlecht über Studenten?

11 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet
Warum denken manche schlecht über Studenten?

Neben den in vielen guten Antworten genannten Begründungen gibt es noch andere Gründe. Früher in Deutschland, jetzt noch in Ländern wie Frankreich und Italien, gibt es eine ,,herablassende" Haltung von Studierenden und Akademiker gegenüber die ,,arbeitende" Bevölkerung. Das äussert sich auch in der Sprache mit Wörtern wie Arbeiter, Arbeitgeber usw. Eine gewisse Arroganz der Studenten besonders die der traditionellen Verbindungen gegenüber der übrigen Bevölkerung ist zwar weniger stark wie früher; jedoch nicht überall ganz verschwunden.

Und deshalb sind Studenten nicht überall beliebt. Das Studium ist meistens fordernd und anstrengend, aber die Außenwelt sieht nur die Situationen wo besoffene ,,Couleurstudenten" sich daneben benehmen.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Teilweise stimmt das ja auch. Es gibt sehr viele Akademiker mit abgeschlossenem Studium, die sehr wenig verdienen, und teilweise (z.B. Biochemiker) nur in schlecht bezahlten und befristeten Projekten arbeiten. Und was machen all die Linguisten, Philosophen, Altphilologen usw. und manch andere Geisteswissenschatler*innen (und die Geisteswissenschaft ist ja eingentlich das "Kerngeschäft" jeder Uni, nicht MINT, Physik, VWL oder BWL).

Viele Eltern drängen ihre Kinder in ein Studium mit dem Grundgedanken: "Dann bist du wer". Und das manchmal auch, wenn das "Kind" eigentlich eher eine Ausbildung machen möchte. Und wenn der run nach dem akademischem Titel (auch wenn man danach etwas ganz anderes arbeitet) so weitergeht, dann haben wir hier wirklich sehr sehr viele Akademiker, aber niemand mehr, der den tropfenden Wasserhahn, den verstopften Abfluss und den Rohrbruch repariert, niemand der einem eine Küche einbauen kann, niemanden der einem die Wände streicht usw. usf.

Letztendlich brauchen wir beides in Ausgewogenheit.

J0T4T4  05.07.2023, 08:45
und die Geisteswissenschaft ist ja eingentlich das "Kerngeschäft" jeder Uni

Ehm... wann warst du zuletzt mal an einer Uni? Im 18. Jahrhundert?

1
Danny59  06.07.2023, 00:25
@J0T4T4

Nein, aber dafür war du Uni mal (und auch erheblich später als im 18. Jahrundert) gedacht. Was heute in vielen Studiengängen passiert wird sich demnächst als Katastrophe herausstellen. Entgegen der Fachhochschulen und vergleichbaren Berufsausbildenden Hochschulen ist die Uni noch immer größtenteils Theorielastig. Das mag bei Linguisten (die schon kein Thema mehr für ihre Dissertationen finden, weil das Feld schon abgegrast ist) und Philosophen noch zutreffen - da braucht es kaum eine Praxis. Ebenso in Physik und Mathematik. Es gibt aber viele Studiengänge, die praxisorientiert sein sollten, aber in der Uni größtenteils nur die Theorie vermittelt wird. Versuche mal einem Menschen das Schwimmen in der Theorie beizubringen, werfe ihn dann ins Wasser und beobachte, wie er sein theoretisches Wissen in der Praxis umsetzt. Mit höchter Wahrscheinlichkeit wird er ertrinken.

0

Man sieht ja schon an diesem Spruch "wir brauchen Handwerker, keine Theoretiker", dass die Leute oft ein völlig falsches Bild von der akademischen Welt haben. Oder gibt es ernsthaft Leute, die behaupten wollen, dass so eine Chirurgin eine Theoretikerin ist? Oder ein Ingenieur, der einen Computer entwickelt?

Nichtsdestotrotz: Es sind halt nur manche Leute. Vielleicht welche, die neidisch sind. Das Studium ist bis heute noch nicht unabhängig von den finanziellen Möglichkeiten, die einem die eigenen Eltern bieten. Richtige "self-made" Akademikerinnen und Akademiker trifft man immer noch selten an. Das Studium war also noch nie eine Frage der eigenen Leistungsfähigkeit und daher hat es manchmal auch einen faden Beigeschmack bei talentierten, intelligenten Leuten, die aus welchen Gründen auch immer kein Studium gemacht haben. Daher stelle ich auch entschieden in Frage, ob es die Studierenden selbst sind, die "viel erreichen und später mal gut verdienen" oder ob es die Netzwerke ihrer Eltern sind. Man unterschätzt das oft, wenn man nicht selbst drin steckt.

Dennoch darf man nicht vergessen, dass der größte Teil der vertrauenswürdigsten Berufe mit einem Studium verbunden ist (Medizin, Polizei (zumindest im gehobenen Dienst), Ingenieurwesen,...)

"Wir brauchen Handwerker, keine Theoretiker"

An der Aussage ist durchaus etwas dran. Letztendlich braucht es beide Berufsgruppen. Was nutzen ein Haufen Ingenieure, wenn keiner die Arbeit ausführt? Am Schluss würde das dazu führen, dass einige Ingenieure die handwerklichen Tätigkeiten machen... oder wir holen Fachkräfte aus dem Ausland.

"Die Leute studieren nur weil sie nicht arbeiten wollen"

Auch da ist etwas dran... Work-Life-Balance und ähnliches fallen immer stärker ins Gewicht. Gerade Berufsgruppen, die nicht so privilegiert sind, haben es immer schwerer, Nachwuchs zu finden.

Ich stecke nicht so tief in dem Thema - Ich kenne/habe keine belastbaren Fakten -, aber nachdem, was ich gehört habe, verschiebt sich die Gesellschaft immer mehr. Es machen immer mehr Schüler Abitur und es wollen immer mehr studieren... Das kann nur bis zu einem gewissen Grad aufgehen. Und nicht alle können "Gewinner" sein.
Im Umkehrschluss heißt dass, dass auch eine gesellschaftliche Abwertung der Ausbildung stattfindet. Menschen, die vor 30 Jahren noch stolz auf ihre solide Ausbildung, Fingerfertigkeit, etc... solz gewesen wären, sehen sich heute nur im akademischen Umfeld wieder... Das ist eigentlich schade, denn nach dem, was ich gehört habe, gibt es kaum Länder, die ein so hohes Ausbildungsniveau haben.

In anderen Ländern ist es normal, auf Bachelor zu studieren - das bedeutet dann in etwa das Gleiche, wie hier eine Ausbildung... Im krassesten Fall entwickelt es sich in Deutschland also auch so, dann kommt es zu einer Abwertung bestimmter Studienabschlüsse.

In China herrscht übrigens Massenarbeitslosigkeit von jungen Leuten. Die haben zum Teil sehr gute Uni-Abschlüsse, aber finden einfach keine Jobs.

Ich halte nichts davon, das Studium als "einzig" richtigen Weg zu sehen... ich halte nichts davon, das Studium überzubewerten oder gar von elitärem Denken einiger Professoren/Universitäten. Für mich hat Studium einen ideellen Wert/Charakter. Es ist eine persönliche Entscheidung und ggf. mit dem inneren Wunsch verbunden, einfach Dinge genauer zu verstehen oder spezielles Wissen anzueignen.

Klar ist das größtenteils Neid. In den aller meisten Fällen. Viele Leute sind (auch auf der Arbeit) unzufrieden und frustriert, und manche von denen lassen das dann eben auch im Internet an anderen aus. Ist traurig aber wahr. Wir leben in einer Gesellschaft in der man anderen nichts gönnt. So kommt mir das zumindest vor.