Warum arbeiten manche Hartz 4 Aufstocker überhaupt wenn ihnen fast alles abgezogen wird?

4 Antworten

Das ist eine berechtigte Frage, wenn auch stark tabuisiert. Wenn man sich ein wenig im Internet umschaut und jene Frage stellt, gerne auch wahlweise "Warum sollte ich Regale einräumen / Putzen wenn Harz 4 nur unwesentlich mehr ist" oder auch in diesem Fall "man arbeitet und muss trotzdem um Hilfe fragen, warum arbeitet man?" schlägt einem unter Umständen eine gewaltige Menge an echtem Hass, Wut und Bosheit entgegen, die einen erschauern lässt.

Die Frage ist berechtigt! Natürlich ist die Standardantwort wahlweise "Weil es deine Pflicht ist, du lebst ja "von uns allen" und wahlweise auch "damit man nicht zuhause rumsitzt."

In meinen Augen sind beides keine guten Antworten, die echte, wahre Antwort wäre eigentlich: "Weil ich auch arbeiten muss und buckeln muss und es dir nicht gönne, dass du ausschläfst und das gleiche oder nur unwesentlich weniger Kohle bekommst, als ich, der buckelt."

Das Problem ist hier, dass sich Arbeit "Lohnen" sollte. Der "soziale Druck" auf Menschen, die vor der Frage stehen: "Arbeite ich, obwohl ich mit der Zeit etwas besseres anfangen könnte und dasselbe an Geld bekäme" ist imens. Wer Harz4 bekommt, ist "Unterschicht" und in den Augen vieler "asozial" und "faul" und die Meinung "Wer arbeiten will, bekommt auch arbeit" ist nicht totzubekommen. Jetzt werden einige sagen: "Es fehlen so viele Arbeitskräfte!" und ja - das stimmt: Aber diese Jobs sind durchweg alle an hohe Voraussetzungen geknüpft, die die Leute, die idR Harz4 bekommen, einfach nicht stemmen können.

Wenn wir uns Statistiken ansehen, zeigt sich, dass Arbeit "immer weniger einbringt" und die Generation unserer Eltern konnte mit einem Job, ohne Abitur oder Universität, Haus, Auto und Familie ernähren. Wir müssen uns auch Voraugen führen, dass Harz4 ein kaputtes System ist, das dazu geschaffen wurde, die "echten" Arbeitslosenzahlen zu verschleiern. Es ist aber auch ein "Notwendiges System", dass hilft, Armut und soziale Unruhen zu verhindern, denn Leute, die nichts mehr zu beißen haben, werden zwangsweise zum "problem".

Das Problem sind also die Mindestlöhne, die viel zu niedrig sind und der Raubtierkapitalismus, aber auch die Verweigerung der Einsicht, dass "Ich lebe, um zu arbeiten" einfach als Mittelpunkt der Existenz nicht mehr funktioniert. Wir werden mit jedem Jahr, jedem Fortschritt, weniger, aber dafür hochqualifiziertere Jobs haben. Es werden neue Jobs kommen (Stichwort IT, künstliche Intelligenz) aber es werden auch sehr viel mehr Jobs wegfallen. Vor allem im Bereich der "Niedriglohnjobs", beispielhaft Reinigungsjobs oder "Burger-Brater" und ähnliche Dinge, die einfach von Maschinen übernommen werden.

Es soll ja noch Leute geben, für die ist es keine Option, der Allgemeinheit auf der Tasche zu liegen, solange sie noch irgendwas arbeiten können. Die legen noch Wert darauf, ihren Lebensunterhalt, soweit wie möglich, selbst zu verdienen. Ich schätze, dass hat etwas mit Selbstachtung und Anstand zu tun.


RikaH  20.03.2022, 10:13

Tun sie aber nicht, da sie trotzdem Hartz 4 beziehen. Dein Kommentar macht daher keinerlei Sinn.

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JessyFfm  20.03.2022, 10:59
@RikaH

Welche Kommentare hier keinerlei Sinn "ergeben" (Sinn "machen" kann nämlich gar nichts), darf gerne der neutrale Leser für sich beurteilen. Ich bin da sehr gelassen.

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Weil sie es müssen oder sogar wollen. Arbeiten macht vielen mehr Spaß als zu "hartzen".

Einfach so kündigen funktioniert nicht, da sonst das ALG 2 gekürzt wird.

Das etwas mehr ist immer noch etwas mehr als vorher. Und für einen, der fast nichts hat, eben doch deutlich mehr. 550 Euro statt 450 zu haben, ist fast ein Viertel mehr!

Manche haben sogar Langeweile und suchen mit Arbeit Anschluss. Das kann man auch ausnutzen und wird ja auch, indem man sie zu jedem Lohn, sogar als kostenlose Praktikanten, bekommen kann.