Warm befürworten viele Menschen die Mehr-Ehe bzw. Polygamie nur wenn es um Männer mit mehreren Ehefrauen geht aber nicht umgekehrt?

18 Antworten

Hallo halbkornbrot995,

was ich aus dem damaligen Arabischen Umfeld mitbekommen hatte, war ein Überschuss an Frauen. Da kam die Regelung auf, dass ein Mann mit mehreren Frauen verheiratet sein kann.

Auch aus einer menschlichen Archaik heraus könnte man ableiten, dass ein Mann und mehrere Frauen im Sinne der breit verteilten Gene in der Fortpflanzung Sinn macht. Dann würden sich mehrere Frauen einen Mann mit den "besten" Genen teilen.

Von einem archaisch motivierten gesellschaftlichen Status könnte man einen Mann, der mehrere Frauen hat, "hochwerten", da es ihm gelingt, sich vielseitig fortzupflanzen.

In einer patriarchalischen Gesellschaft würde das dem Mann ehedem zutragen. Besitztum könnte sich auf einfachste Weise über die jeweils männlichen Linien der Familien vererben.

Die Archaik ist bereits in der Partnerwahl diskriminierend, das Bevorzugen von Männen und ein Patriarchat ebenso.

In unserer aufgeklärten Gesellschaft können wir uns von jeglicher Archaik und einem Patriarchat mit Bevorzugung der Männer - und damit auch von jeglicher damit verbundenen Diskriminierung - befreien, auch gibt es im Moment demografisch kaum einen Unterschied zwischen Frauen und Männern. Somit können Partnerschaftsmodelle, die mehrere Menschen verschiedenster geschlechtlicher Identifikationen beliebig zusammenführen kann.

Wo sich geschlechtliche Identifikationen miteinander fortpflanzen können, würden Nachkommen entstehen - oder es könnten Kinder adoptiert werden. Besitztum könnte sich gleichmäßig auf alle Kinder vererben (Realteilung) oder individuell in den Familien geregelt werden.

Zur Zeit gibt es z.B. in Deutschland noch keine Ehe zu mehreren Menschen. Doch finden sich bereits Partnerschaften zu mehreren, wobei jeweils zwei Menschen in einer Ehe sind, die weiteren einzelnen Menschen oder selbst auch Paare in die gemeinsame Partnerschaft integriert sind. Entsprechende Familienregelungen müssen diese Partnerschaften dann individuell treffen.

Mit vielen lieben Grüßen
EarthCitizen

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – früherer Glaube - heutige Plausibilität vieler Dinge

Der Großteil der Ehekonstrukte stammt noch aus einer Zeit vor unserem Rechtsempfinden.

Frauen waren meist noch rechtloser als ihre Männer.

Für Frauen gab es nur zwei rechtliche Stati; sie waren entweder Töchter, die ihrem Vater unterstellt waren oder Frauen die ihrem Mann unterstellt waren. Alle anderen Frauen waren rechtlos.

Im europäischen Gebiet gab es meist eine Sonderregelung für Witwen; diese übernahmen die rechtliche Stellung ihres Mannes bis der älteste männliche Nachkomme alt genug war. Aber auch in diesem Fall war die Frau anschließend nicht frei.

Die "Ehe" diente also im wesentlich der Versorgung der Frauen, denn sie konnten kein eigenes Vermögen haben oder erwerben.

In den Ländern in denen die Vielehe erlaubt war, war Voraussetzung dafür, dass der Mann auch in der Lage sein musste, diese Frauen zu versorgen.

Dieser Frauenversorgungsgedanke wurde in Deutschland erst in den 1960ern oder 1970ern aufgebrochen. Bis dahin genoss eine volljährige ledige Tochter teilweise mehr rechtliche Freiheiten als eine volljährige Ehefrau.

Inzwischen wird in den meisten mitteleuropäischen Staaten unter Ehe die Verbindung von zwei Lebenspartner zum Zweck der gemeinsamen Absicherung und Versorgung verstanden und so ist es auch rechtlich ausgelegt.

Eine Vielehe passt weder in die Kultur, noch in das System hier.

Der Grund ist ganz simpel: die Bestimmung der Erzeuger, und damit Klarheit im Erbrecht.

Das mag furchtbar bürokratisch klingen, aber der Wandel vom Nomadentum zur sesshaften Landwirtschaft (und später der Berufsspezialisierung) eröffnete eine neue Problematik: wer erbt - und wie kann ich sicher gehen, dass meine Nachkommen wirklich meine Nachkommen sind. Das lässt sich gut feststellen, wenn die Frau bei Eheschließung Jungfrau ist und sie danach so bewacht wird, dass kein anderer sie berührt (so entstand also das Patriarchat), wenn jedoch eine Frau mehrere Männer hat, ließ es sich bis zur Entwicklung des genetischen Vaterschaftstests vor (relativ) wenigen Jahren nicht wirklich bestimmen, wer der Erzeuger ist und wer was von wem erben darf.

Das ist so weit der Hintergrund. Trotz Vaterschaftstests ist da jedoch schwierig ein jahrtausende altes System aus den Köpfen zu bekommen - das merken wir ja auch bei anderen Problemen mit dem Patriarchat.

Das hat bloß historische Wurzeln aus der Zeit um 600, als der Islam entstand. Der Prophet hatte bis zu 11 Ehefrauen, meistens unversorgte Witwen, die er aufgenommen hat, um sie vor dem Verhungern zu schützen. In dieser Zeit war es auch medizinisch sehr gefährlich, ein Kind zu gebären. Da starben nicht nur viele Kinder, sondern auch die Frauen im Kindbett. Natürlich brauchte man unbedingt Nachwuchs. Obwohl der Prophet so viel Frauen hatte und sie in der Nacht regelmäßig besuchte, überlebte ihn nur eine einzige Tochter aus erster Ehe mit Khaddischa, die Tochter Fatima. Heute dürfte eigentlich jeder Mann vier Frauen haben, die muss er aber genau gleich behandeln. Weil das nicht möglich ist, verbieten selbst Islamgelehrte die Mehrehe, und in einigen islamische Staaten ist sie durch weltliche Gesetze ebenso verboten.

Woher ich das weiß:Hobby

kaffeemahler  02.12.2021, 14:20

Islamgelehrte verbieten keine Mehrehe, weil sie das gar nicht dürften. Das wäre shirk.

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daciafelix  02.12.2021, 14:24
@kaffeemahler

Die meisten verbieten es nicht, aber einige schon. Ich habe diese Meinung schon öfters gehört.

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Sterntaler927  03.12.2021, 13:48

Eben nicht meistens Witwen. Das habe ich bereits bei Adelaide richtiggestellt.

Heiratet, was euch an Frauen gut scheint, zwei, drei oder vier“, heißt es ganz klar im Koran. Da steht nicht, dass die Männer Witwen heiraten sollen. Wenn das geschieht, ist es für einen Mann, der bereits mit vier Frauen verheiratet ist, die fünfte Frau. Zudem ist es kein Geheimnis, dass sich reiche Muslime eher nicht auf lediglich vier Frauen beschränken.

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Ich finde beides vollkommen legitim. Einzig die Sozialleistungen müssten sich die Partner untereinander aufteilen.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – ist einfach so ...