Waren die Nazis und Türken nicht früher verbündet?

7 Antworten

Die Türkei war bis kurz vor Ende des Zweiten Weltkrieges, als sie Deutschland doch noch den Krieg erklärte, neutral geblieben. "Neutral pro-deutsch", könnte man es auch nennen. So fanden sich zahlreiche offene NS-Sympathisanten im türkischen Militär und im Sicherheitsapparat. Auf ausdrücklichen Wunsch einer türkischen Delegation besichtigte diese 1943 bei ihrem Deutschland-Besuch das KZ Sachsenhausen. Obwohl in der Türkei politische Tätigkeiten außerhalb der Staatspartei CHP strengstens verboten waren, wurden die Aktivitäten der auslandsdeutschen Nationalsozialisten großzügig geduldet. Erstmals erreichten damals auch die Schriften des modernen Antisemitismus das Land: "Die Protokolle der Weisen von Zion", "Mein Kampf" und "Der internationale Jude" sowie andere antisemitische Schriften wurden ins Türkische übersetzt und teilweise in mehreren Auflagen veröffentlicht. Türkische Faschisten publizierten Hetzartikel und druckten Karikaturen aus dem "Stürmer".
Zwar gab es zu keinem Zeitpunkt in der Türkei eine explizit antijüdische Gesetzgebung, jedoch trafen die Maßnahmen gegen NichtmuslimInnen die türkischen Jüdinnen und Juden während des Weltkrieges besonders hart: Entlassungen, Berufsverbote, Abschaffung von Minderheitenrechten, Zwangsumsiedelungen, Zwangsarbeit, Sondersteuern. Die katastrophalsten Konsequenzen all jener Maßnahmen hatte jedoch der Entzug der Staatsbürgerschaft. Tausende in Europa lebende Jüdinnen und Juden türkischer Herkunft waren nun der NS-Verfolgung schutzlos ausgeliefert. Für die Ausbürgerungen bediente sich die Türkei in Deutschland der Amtshilfe der NS-Behörden. So waren die NS-Stellen als erste unterrichtet, welche Personen den Schutz des türkischen Staates verloren hatten. Allein in Deutschland waren somit zweihundert jüdisch-türkische Familien den Nazi-Schergen ausgeliefert. "Man kann davon ausgehen", so Guttstadt, "dass die türkische Regierung spätestens Mitte 1943 über die systematische Ermordung der Juden durch die Deutschen im Bilde war."
Zwischen 2.200 und 2.500 Juden und Jüdinnen türkischer Abstammung wurden in die Vernichtungslager Auschwitz und Sobibor deportiert, weitere 300 bis 400 kamen in Konzentrationslager. Andere wurden von der Gestapo zu Tode gequält oder wählten den Freitod. 
https://www.iz3w.org/zeitschrift/ausgaben/310_hunger_und_ernaehrung/corry-guttstadt-die-tuerkei-die-juden-und-der-holocaust

Weshalb sind die Nazis heute gegen die Türken? Einmal mögen sie generell keine Menschen, die eine andere Kultur und Religion haben. Im weiteren "fehlen" ihnen die Juden als Feindbild. Zu einen wegen der Geschichte und zum anderen weil es fast keine mehr gibt in Deutschland.

PolarFuxi 
Fragesteller
 14.06.2022, 07:19

Es gibt keine mehr in Deutschland? Meinst du die Nazis in der Ukraine? :^)

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Nazis und der Islam generell kamen gut miteinander aus, weil sie viele Gemeinsamkeiten hatten - der unbedingte, blinde Gehorsam ihrer Führung gegenüber zum Beispiel. Oder die Sicht auf die "Ungläubigen / Untermenschen"

Die "heutige" Sicht auf türkische Migranten ist eher Teil der allgemeinen Ablehnung gegenüber allem "Nichtdeutschen" das für praktisch fast alle Probleme verantwortlich gemacht werden kann.

AKPli  13.06.2022, 07:42

Oder die Sicht auf die "Ungläubigen / Untermenschen"

Im Islam sind das Töten von Menschen grundsätzlich verboten. Es gibt Ausnahmen, aber Menschen ohne Grund wie die Nazis zu töten, ist haram.

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BelfastChild  13.06.2022, 08:01
@AKPli

Haben Muslime dennoch gemacht und das nicht zu knapp. Die damals entwickelte Jihad-Doktrin und der Umgang mit Andersdenkenden wurde ziemlich präzise geregelt:

Im islamischen Recht werden drei Arten von Kuffār unterschieden:
Dhimmis, die mit eingeschränkten Rechten unter islamischer Herrschaft leben.
Ḥarbīs, die ohne Rechte, auch ohne Recht auf Leben, außerhalb des islamischen Herrschaftsgebiets leben.
Musta'mins, denen durch einen zeitweiligen Schutzvertrag (Amān) ähnliche Rechte gewährt werden wie den Dhimmis, damit sie das islamische Herrschaftsgebiet betreten können. Der Status des Musta'min ist immer zeitlich begrenzt.
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Winterlimonade  13.06.2022, 08:05
@AKPli

Immer dieses unsägliche "aber in unserem Buch steht ..." Es hälts ich doch niemand dran und außerdem stimmt es so nicht! Es gibt mehr als genug Hinweise und Erlaubnise, den Jihad durchzuführen. Genug Gründe zu finden, ist super einfach, vor allem wenn es "nur" Ungläubige sind.

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AKPli  13.06.2022, 08:16
@Winterlimonade

Du weißt nicht mal was Jihad ist.

Ihr denkt, dass Jihad nur Krieg heißt und Menschen umbringen heißt. Nein. Was zum Beispiel die IS macht ist kein Jihad. Die bringen unschuldige Menschen um und sind Terroristen.

Jihad: Das Beheben aller aller Hindernisse zwischen Allah und Mensch. (Ich schaue später in meinem Heft nach, wo ich es aufgeschrieben hatte. So habe ich mir die Definition gemerkt)

Jeder Muslim macht Jihad, weil wir gegen unseren Nefs (Triebseele oder Innerer Schweinehund) kämpfen. Das ist Jihad beispielsweise. Ich mache gerade auch Jihad, aber ich bringe keine Menschen um.

Du solltest lieber nicht über den Islam kommunizieren, da du wahrscheinlich viele Falschinformationen gemerkt hast.

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Winterlimonade  13.06.2022, 09:26
@AKPli

Ah das erwartete "sprich nicht über den Islam, da du nicht nur positiv singst und klatscht". Vergiss es! Hier im freien, demokratischen Westen darf ich so viel kritisieren, wie ich möchte. DAs ist das tolle an einem nicht-islamisches Land. Deine Erklärung ist die übliche Augenwischerei. Der Jihad schließt natürlich auch Gewalt mit ein, muss nicht, kann aber. Das "es ist aber keine gewalt gemeint" ist natürlich Taquia - Täuschung - gegenüber den doofen Ungläubigen, das ist mir schon klar ;)

Aber es ist schon wieder sehr amüsant, dass du sofort zwischen "ihr" und "uns" unterscheidest.

Ich kommuniziere weiter über den Islam, ob dir das passt, ist mir herzlich egal. Damit musst du wohl oder übel leben. Kritik am Islam ist nicht nur möglich, sondern sogar sehr, sehr notwendig.

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AKPli  13.06.2022, 09:31
@Winterlimonade

Das ist keine Kritik sondern eine Verbreitung von Lügen. Du kannst dich gerne auch selbst belügen, aber dann wirst du von den Verlierern sein.

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Bodesurry  13.06.2022, 10:37
@AKPli

Tönt gut. Nur waren Tausende Muslime in den Reihen der SS an der Ermordung von jüdischen Zivilisten beteiligt.

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AKPli  13.06.2022, 10:57
@Bodesurry

Muslim ≠ Islam. Nicht jeder Muslim spiegelt zwangsläufig den Islam wieder. Das zeigt, dass du einfach nicht den Islam kennst. Du bist Naiv.

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Winterlimonade  13.06.2022, 12:46
@AKPli

Das ist doch eine sehr kindliche Denkweise. Alle Muslime, die nicht in dein persönliches Weltbild passen, sind also keine echten Muslime. Hat was von "Der Kommunismus funktioniert, er wurde nur immer falsch angewendet. Dein propagierter perfekter Islam ist eben ein Märchen - die Realität sieht anders aus. Deinem Denkmuster folgend, wäre das Christentum auch perfekt, mit all seiner Nächstenliebe und Liebe, doch Kreuzzüge, Hexenverbrennung und ähnliches zeigen, dass es das eben nicht war. Die Realität ist ausschlaggebend, nicht ein frommer Wunsch wie es im Idealfall sein könnte.

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AKPli  13.06.2022, 13:34
@Winterlimonade

Nach deiner Logik nach wäre dann in Deutschland Morden erlaubt. Warum sollte es denn Mörder geben, wenn es verboten wäre?

Das ist doch eine sehr kindliche Denkweise. Alle Muslime, die nicht in dein persönliches Weltbild passen, sind also keine echten Muslime.

Das habe ich nicht behauptet, aber diese Aussage ist komplett falsch. Ein Muslim ist nie Sündenfrei. Manche machen mehr Sünden als andere.

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Jjonas16  13.06.2022, 08:11

Lustigerweise ist Mein Kampf in der Türkei immer noch frei zu verkaufen und war mal 2007(?) Bestseller

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nein die waren neutral. Türkei war früher als das Deutschs Reich noch vom Kaiser geleitet war und kurz danach mit Deutschland verbündet. Ja einen Atatürk hätte es ohne deutsche "Militärhilfe" erst gar nicht gegeben (er wollte Militärlaufbahn kündigen). Aber 10 Jahre später als die Nazis groß rauskamen, haben die Türken sich neutral verhalten. Keine Anhänger.

Anmerkung: ein Grund für den 1.Weltkrieg war der Bau der Berlin-Bagdad Bahn die quer durch die Türkei gehen sollte und damit das Geschäft der Engländer am Suez Kanal zunichte macht.

Dexy97  13.06.2022, 08:25

Hatte auch gehört dass es um die Engländer ging welche sich als „Großmacht“ angegriffen fühlten Geschichtsbücher kann man Knicken

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Bodesurry  13.06.2022, 10:36
Als am 15. März 1945 der Dampfer Drottningholm von Göteborg ablegte und sich Richtung Istanbul aufmachte, bedeutete dies für die 128 an Bord befindlichen türkischen Juden die Rettung aus der Hölle der Konzentrationslager Bergen-Belsen und Ravensbrück, in denen sie teils Jahre lang (mit Ausnahme einiger Frauen aus Wien und Berlin) ihr Leben unter dem NS-Regime gefristet hatten. Zu denjenigen, die als Ergebnis Schweizer Diplomatie nach fast einmonatiger Fahrt nach Istanbul und somit in ihr nominelles Heimatland kamen, gehörte die damals zehnjährige Luna Harrison: Als eine der vielen türkischen Staatsbürger mosaischen Glaubens, die im Zeitraum 1933–1945 außerhalb der Türkei lebten und durch die nationalsozialistische Vernichtungspolitik ihres Eigentums, ihrer Freiheit und nicht selten ihres Lebens beraubt wurden, war sie 1943 gemeinsam mit ihren Eltern ins Lager Westerbork deportiert und später nach Bergen-Belsen überstellt worden.
Als sie am 10. April in Istanbul ankam, hoffte sie wie viele andere dort einen "safe haven" zu finden – stattdessen verwehrten die türkischen Behörden ihr ebenso wie der überwiegenden Mehrheit der jüdischen Passagiere die Einreise, obwohl ihre Papiere bereits im Vorfeld monatelang geprüft worden waren. Nachdem sie tagelang auf der Drottningholm festgesessen hatten, wurde ihnen eine Unterkunft zugewiesen, in der sie wochen-, teils monatelang festgehalten wurden. Harrison gehörte zu jenen, die nach einer Weile zu türkischen Verwandten in Istanbul ziehen durften, wo sie oft zur Zielscheibe antisemitischer Übergriffe wurde: Der "safe haven" wandte sich in Form von Bürokratie und Alltagsrassismus gegen sie. Nach einjährigem Kampf verließ Harrison mit ihren Eltern, wie viele andere der jüdischen Drottningholm-Passagiere, die Türkei mit Hilfe des Roten Kreuzes1.
https://www.derstandard.at/story/2000124403189/die-tuerkei-kein-safe-haven-fuer-juden-im-zweiten-weltkrieg
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Die Türkei hat viele europäische Juden aufgenommen. Als Vielvölkerstaat war die damalige Türkei unter Atatürk klar antirassistisch.

Ich wundere mich eher heute, warum unsere Rechtsextremen im Parlament so gegen Erdogan sind. Die Parteiprogramme stimmen weitgehend überein.

Bodesurry  13.06.2022, 10:38
Als am 15. März 1945 der Dampfer Drottningholm von Göteborg ablegte und sich Richtung Istanbul aufmachte, bedeutete dies für die 128 an Bord befindlichen türkischen Juden die Rettung aus der Hölle der Konzentrationslager Bergen-Belsen und Ravensbrück, in denen sie teils Jahre lang (mit Ausnahme einiger Frauen aus Wien und Berlin) ihr Leben unter dem NS-Regime gefristet hatten. Zu denjenigen, die als Ergebnis Schweizer Diplomatie nach fast einmonatiger Fahrt nach Istanbul und somit in ihr nominelles Heimatland kamen, gehörte die damals zehnjährige Luna Harrison: Als eine der vielen türkischen Staatsbürger mosaischen Glaubens, die im Zeitraum 1933–1945 außerhalb der Türkei lebten und durch die nationalsozialistische Vernichtungspolitik ihres Eigentums, ihrer Freiheit und nicht selten ihres Lebens beraubt wurden, war sie 1943 gemeinsam mit ihren Eltern ins Lager Westerbork deportiert und später nach Bergen-Belsen überstellt worden.
Als sie am 10. April in Istanbul ankam, hoffte sie wie viele andere dort einen "safe haven" zu finden – stattdessen verwehrten die türkischen Behörden ihr ebenso wie der überwiegenden Mehrheit der jüdischen Passagiere die Einreise, obwohl ihre Papiere bereits im Vorfeld monatelang geprüft worden waren. Nachdem sie tagelang auf der Drottningholm festgesessen hatten, wurde ihnen eine Unterkunft zugewiesen, in der sie wochen-, teils monatelang festgehalten wurden. Harrison gehörte zu jenen, die nach einer Weile zu türkischen Verwandten in Istanbul ziehen durften, wo sie oft zur Zielscheibe antisemitischer Übergriffe wurde: Der "safe haven" wandte sich in Form von Bürokratie und Alltagsrassismus gegen sie. Nach einjährigem Kampf verließ Harrison mit ihren Eltern, wie viele andere der jüdischen Drottningholm-Passagiere, die Türkei mit Hilfe des Roten Kreuzes1.
https://www.derstandard.at/story/2000124403189/die-tuerkei-kein-safe-haven-fuer-juden-im-zweiten-weltkrieg
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Die Türkei war zwar neutral, aber wie viele Muslime zumindest eher pro Achsenmächte. Erdogan ist heute in rechteren und autoritärem politischen Spektrum relativ beliebg