War die NSDAP politisch gesehen links?

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Naja das links rechts Schema ist nur die Übernahme der formalen Sitzordnung im Plenarsaal eines Parlaments. Die Sozialisten wurden vom Vorsitzenden des Parlaments aus gesehen links gesetzt die Konservativen rechts und so fort. Das hat im Grunde mit den politischen Inhalten nichts zu tun. Deshalb kann jeder wie er will sich opportunistisch formal einordnen.

Die Nazis hoben das alles auf, indem sie das Parlament abschafften und eine Diktatur einführten. Damit war rechts und links sowieso vorbei. Was blieb war die menschenverachtenden Handlungen gegen jeden Andersdenkenden. Das entzieht sich jedem Schema, denn auch das Handeln Stalins war genauso, ja teilweise sogar noch verbrecherischer als das der Nazis. Beide teile ich der Rubrik Bluthunde und Mörder zu. Hat also wenig mit links rechts zu tun.

Deswegen würde ich da eher nach demokratisch und diktatorisch, nach selbstbestimmend oder fremdbestimmend für die Menschen, nach respektvoll oder menschenverachtend gegenüber jeden Menschen statt zwischen rechts und links unterscheiden. So gesehen war ein Nazi weder rechts noch links, sondern nur ein geistig verarmter, unterwürfiger und obrigkeitshöriger Mensch, der nicht sich selbst verwirklichte, sondern meinte sich durch Verbrecher (also der Führungsriege der Nazis) verwirklichen zu können. Hier stellt sich mir die Frage: was sind das für charakterlich geprägte Menschen, die sich als Helfershelfer, Steigbügelhalter und willige Vollstrecker von Mördern betätigen. Sie haben für mich weder Selbstbewußtsein noch ein eigenes Selbstwertgefühl und das ist gefährlich, wie wir wissen und nicht ein  rechts links Schema. Du erkennst es heute bei den Islamisten. Sie sind die gleichen Verbrecher wie die Nazis und Stalinisten, aber weder rechts noch links, da noch nie in einem Parlament vorhanden gewesen und wo wollen wir sie hinsetzen?

Die NSDAP passt in das alte Links-Rechts-Schema nicht hinein. Sie war weder "sozial" noch "konservativ", und zwar deswegen, weil sie, was "sozial" angeht, nicht die Förderung der Gesamtgesellschaft beabsichtigte, sondern lediglich ihrer Eigeninteressen und die ihrer gehorsamen Anhänger, während ihre Gegner verfolgt und entrechtet wurden; sie war auch nicht "konservativ", denn sie wollte weder die Demokratie erhalten noch die traditionelle monarchische Ordnung wieder einführen.

Auch heute ist dieses Links-Rechts-Schema nur noch eine historische Reminiszenz, weil sowohl traditionell linke Parteien als auch traditionell rechte Parteien reichlich konservative und soziale politische Zielsetzungen verfolgen - immer wieder auch im Rahmen einer Koalition -, etwa den Erhalt und die Fortentwicklung unseres freiheitlich-demokratischen Rechtsstaates oder umfangreiche soziale Leistungen für die Bürger. 

MfG

Arnold

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Ich arbeite als Historiker.

Eigentlich muss man sagen, dass unter den linken Parteien ein mächtiger Konkurrenzkampf herrschte. Alle linken Parteien lehnte den Versailler Vertrag als Diktat ab. Die KPD und etc. warfen der SPD vor, den Nationalsozialisten nahe zu stehen, da ihre Parteiprogramme nahezu identisch waren.

In einer Rede eines SPD-Abgeordneten, in dem er gegen das Ermächtigungsgesetz redet, erklärt, was die SPD alles umsetzen wollte. Hitler erklärt ihm darauf, er wolle nicht, dass die SPD für dieses Gesetz stimme, denn sie habe ja genug Zeit gehabt, alles umzusetzen, was sie eben von sich gab, nun aber die NSDAP dieses umsetzen werde. https://www.youtube.com/watch?v=bmhB6D1_AIc

In der Rede über die Demokratei spricht Hitler davon, dass er es versuchte, die Sozialdemokraten und Kommunisten zu überzeugen, denn nur der Volksstaate (Die Kommunistische Parteizeitung der SDAP - später SPD, deutsch für Demokratie) könne sich behaupten.

Ob die NSDAP links war oder nicht, ist völlig unerheblich, wenn man sich an den Inhalten misst und nicht an deren politischer Fremd- und Selbsteinordnung.

Die NSDAP war zu ihrer Zeit weder die Partei der Arbeiter noch der Reichen in der damaligen Gesellschaft. Auch deren Wähler kamen eher aus der gesellschaftlichen Mitte, dem Kleinbürgertum. Was ja gerade ihre Gefährlichkeit und ihre Wahlerfolge ausmachte.

In Bezug auf Ausgrenzung von Menschen aus anderen Religionen und anderen Ländern sowie in der Befürwortung eines autoritären Staates war sie aber natürlich rechtsextrem.

Der antikapitalistische Habitus der NSDAP war nichts anderes als List, Tarnung und Täuschung. So wie schon das sich selbst gegebene Etikett "Nationalsozialismus" nichts anderes als der Speck war, mit dem Hitler und die seinen die Mäuse (sprich: Wähler aus der Masse der Arbeiterschaft) fangen wollte. Die Wegbereiter und Finanziers Hitlers waren Großkapital, Industrielle, Junker, Bankbesitzer, alles sicher keine Verfechter linker Ideen. Man beachte ebenfalls die "Industrielleneingabe" 1932 an Hindenburg, in der dieser aufgefordert wurde, Hitler als Reichskanzler einzusetzen. Ja, es gab so etwas wie einen "antikapitalistischen" Flügel in der NDSAP, der allerdings mit der Ausschaltung der Gebrüder Strasser erledigt war. Die NSDAP war insgesamt also ganz klar eine extrem rechte Partei, auch wenn es immer mal wieder Stimmen gibt (Erika Steinbach erst vor kurzem), die Hitler gerne der politischen Linken in die Schuhe schöben.