Wann würdet ihr sagen, ist eine Person rechtsprogressiv?

4 Antworten

Wenn sie wirtschaftspolitisch (aber nicht sozial) progressiv sind für viel mehr Marktwirtschaft, z.B. Neoliberalismus und Neokonservatismus. Neoliberalismus und Neokonservatismus halte ich für schlecht, da dies - vor allem im anglo-amerikanischen Raum und teilweise auch hier - für Umverteilung von Arm und Mittelklasse zu Reich bedeutet ohne Rücksicht auf Natur, menschliche individuelle und/oder gesellschaftliche Beziehungen (Spaltung der Gesellschaft) und Gesundheit.

Woher ich das weiß:Hobby
CorgiMcweasel  28.11.2023, 10:29

und ist mir auch zu hierarchisch und nicht offen genug und zu wenig Chancengleichheit, die für das Leistungsprinzip und Fairness aber wichtig sind.

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Wenn jemand von den vorherrschenden Strukturen weg möchte so wie die Nazis oder die Faschisten, aber auch die Kommunisten (von der anderen Seite).

Sie alle eint der Hass gegen bestehende Strukturen bzw dem Katholizismus/die Kirche so sehr, dass sie autoritär werden und gar Gewalt anwenden könnten.

Sind meistens Heiden also Satananbeter und somit Abschaum.

Wenn Du das im Bezug auf Flüchtlinge oder LGBTIQ meinst, dann fallen mir als Beispiele sofort Angela Merkel und Jens Spahn ein.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Langjährige Erfahrung in der Parteipolitik und als Reporter

Rechte können nicht progressiv sein, wenn sie auf das spezifische Problem eine rechte Einstellung haben, Rechte können progressiv sein, sind dann aber zumindest bedingt links.

DoctorInge 
Fragesteller
 27.11.2023, 09:19

Was wäre jetzt, wenn man LGBTQ-freundliche Ansichten vertreten würde (progressiv) und Nationalismus (rechts) an den Tag legen würde? Z.B.

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soda1025  27.11.2023, 09:24
@DoctorInge

Dann wäre diese Person meiner Meinung nach bei bestimmten gesellschaftlichen Fragen linksgerichtet eingestellt, diese Kategorien sind meiner Meinung nach auch nicht perfekt, aber etwas wie "rechtsprogressiv" ist für mich unnötig weil es beide Begriffe verbindet, die sich nicht verbinden lassen.

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DoctorInge 
Fragesteller
 27.11.2023, 09:34
@soda1025

Aber linkskonservativ gibt es doch scheinbar auch, wieso soll dann rechts und progressiv nicht verbindbar sein? Vielleicht weiß ich da politikwissenschaftlich auch zu wenig, ich habe es nicht studiert, aber es leuchtet mir nicht ein, wieso es nicht funktionieren sollte.

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soda1025  27.11.2023, 09:42
@DoctorInge

Ich finde linkskonservativ genauso dumm, wer konservativ ist, ist auch nicht links. Meiner Meinung nach ist vorallem linkskonservativ einfach ein Begriff den rechte benutzen um sich besser zu fühlen. Politische Meinungen sind immer differenziert, ich glaube nicht dass viele Menschen 100% rechts oder 100% links sind, aber dafür braucht es meiner meinung nach nicht neue Begriffe, die dann vielleicht leute in die irre führen und sie glauben lassen dass rechte Ideologien progressiv oder linke Ideologien Konservativ seien können.

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DoctorInge 
Fragesteller
 27.11.2023, 09:48
@soda1025

Wenn man dann also linke und rechte Ansichten vertritt, ist man dann Mitte oder weder Mitte, noch rechts, noch links, deiner Meinung nach?

Ich stolperte auch über den Begriff Third Position, als außerhalb von links und rechts. Was ja dann theoretisch auch passen würde, nur, laut Wikipedia ist Third Position Neofaschismus. Laut ChatGPT wieder nicht in jedem Fall, es gäbe auch eine demokratische Third Position. Nun, dass ChatGPT auch Mist labern kann, ist wohl so. Dass Wikipedia nicht die seriöseste Quelle ist, aber auch.

Und wie unterscheidet sich Third Position dann von der politischen Mitte? Denn beides ist ja dann weder links, noch rechts.

Ich weiß nicht, ob du mir da überhaupt etwas dazu sagen kannst. 😂 Sorry für die Bombardierung. Aber ich wäre interessiert an deinen Ideen dazu.

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vanOoijen  27.11.2023, 14:51
@DoctorInge

Das viele Menschen die keiner Ideologie anhängen oder parteipolitisch gebunden sind bei der einen Thematik (z.B. Migration oder gendergerechte Sprache) eine rechte oder konservative Meinung vertreten, und bei einem anderen Thema (z.B. Tarifbindung oder soziale Absicherung oder Steuern) originär linke, gewerkschaftsnahe Positionen vertreten, kommt sicher häufig vor.

Böswillig könnte man das politisch indifferent nennen. Aber das trifft es nicht. Denn diese Leute sind ja nicht politisch uninteressiert und auch nicht dumm - auch wenn sie das von beinharten Ideologen von links wie von rechts natürlich vorgeworfen bekommen.

Die festen politischen Milieus haben sich zunehmend aufgelöst. Auch weil sich die Themen und Ausrichtungen der Parteien verändert haben.

Die SPD ist spätestens seit Schröder nicht mehr klar in der Arbeiterbewegung und bei den Gewerkschaften zu verorten.

Die CDU ist seit der Anerkennung des dritten Geschlechts, der Ehe für alle und der Flüchtlingskrise 2015/16 nicht mehr so konservativ und kirchennah wie einst.

Und die Grünen sind keine Partei der Friedensbewegung mehr.

Das es wegen dem Zusammenspiel aus Veränderung der Parteien und der daraus resultierenden Verunsicherung der ehemaligen Stammwähler zu neuen Begriffen kommt um die eigene Position zu verorten ist da naheliegend.

Leider auch, dass diese Begriffe nicht immer sinnvoll sind. Linkskonservativ ist der neueste dieser Art von Begrifflichkeiten und bestimmt nicht ideal.

Mit Third Position habe ich mich noch nicht befasst. Aber Mitte ist er eher nicht.

Schröder hat in seinem Wahlkampf 1998 ja Werbung mit dem Begriff der "neuen Mitte" gemacht. Der war inhaltsleer und hat sich nicht durchgesetzt.

Die politische Mitte sehe ich am ehesten bei SPD-Politikern wie Olaf Scholz (also den nicht so Linken in der SPD) und im Arbeitnehmerflügel der CDU (also den für CDU-Verhältnisse Linken in der CDU).

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DoctorInge 
Fragesteller
 27.11.2023, 16:09
@vanOoijen

Danke für den Kommentar. Ja eben, linkskonservativ las ich letztens auch öfters. Deshalb dachte ich dann einmal kurz an rechtsprogressiv, verwarf es dann aber wieder. Doch dann las ich es wieder irgendwo und dachte mir, es scheint das ja doch zu geben. Deshalb kam ich jetzt auf die Frage, auch, zumal die Internetrecherche alles andere als ergebnisreich war.

Das Nächste ist, wenn man zum Beispiel sozialistische, progressive Ansichten mit Nationalsmus kombinieren würde, dann käme man rein begrifflich auf Nationalsozialismus, was dann ja aber auch nicht stimmen würde, weil der Judenhass und der Hitlerismus fehlen würden.

Kann es sein, dass wir hier quasi eine Begrifflichkeitskrise haben?

Und überhaupt, ich finde es irgendwie blöd, wie nahezu immer behauptet wird, die und die Mischung gäbe es nicht und die Parteien vertreten solche Mischungen dann auch nicht...

Nur, um zwei grobe Beispiele zu nennen:

Es ist, als gäbe es nur pro-LGBTQ, modernes Frauenbild und Antinationalismus in einem Paket und anti-LGBTQ, traditionelles Frauenbild und Nationalismus in einem anderen Paket.

Doch was haben diese Dinge im Kern miteinander zu tun? Außer, dass sich die Dinge früher oft kombinierten und die Parteien sie in dieser Zusammensetzung vertreten.

Ich kann doch auch eine harte Nationalistin sein, aber tolerant gegenüber Schwulen und Transgender-Leuten sowie ein modernes Frauenbild vertreten.

Genauso kann ich Homosexualität als Krankheit ansehen, denken, die Frau gehöre hinterm Herd, aber nichts gegen einen Zusturm von Ausländern haben und von Patriotismus nichts halten.

Genauso mit Religion. Religiöse Vorstellungen gibt es irgendwie meistens bei Rechtsparteien, die heiligen christlichen Werte. Bei Linksparteien findet man eher atheistische Positionen.

Aber kann ich nicht auch ein agnostischer Nationalist sein oder eine streng gläubige Christen, die jeden Tag den Rosenkranz betet, aber "Ausländer rein" ruft?

Nur, um das plakativ darzustellen. Diese untraditionellen Mischungen scheint es in der Politik nicht zu geben und in der Vorstellungswelt vieler Menschen wohl auch nicht. Da heißt es dann, "das existiert nicht". Aber doch, das gibt es. Es wird irgendwie nur einfach nicht beachtet.

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vanOoijen  27.11.2023, 16:26
@DoctorInge

Du hast es absolut erfasst.

Vielleicht ist das Zeitalter dieser starren Ideologien einfach so langsam vorbei.

Kann es sein, dass wir hier quasi eine Begrifflichkeitskrise haben?

Das denke ich auch.

Und weil sich Ideologie zunehmend auflöst und stattdessen ein individueller Einstellungs-Mischmasch auf dem Vormarsch ist, wird es auch schwer mit Begriffen. Irgendwie treffen die nie so richtig.

Ich hätte noch ein ziemlich altes Beispiel für Linkskonservativismus:

Die Befreiungstheologie aus Südamerika in den 80ern. Das war eine Mischung aus Katholizismus und Sozialismus.

Ich habe persönlich auch nie verstanden, warum ich in der SPD und der Linken die Internationale mitsingen muss, obwohl ich kein Atheist bin.

Wegen der Textzeile: "Es gibt kein Gott, kein höheres Wesen". Damit haben Christen Probleme.

Das ist auch das einzige, was ich im Marxismus für einen Fehler halte.

Wie gesagt passen starre Ideologien nicht mehr in die Zeit.

Bei grünlinken scheint das allerdings noch am besten zu funktionieren. Aber diese Ideologie ist ja auch die neueste der etablierten.

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DoctorInge 
Fragesteller
 27.11.2023, 16:37
@vanOoijen

Das verstehe ich, dass du als Nicht-Atheist bei dieser Zeile Probleme hast, zumindest ein Unwohlgefühl. Das hätte ich auch.

Bei mir ist es so, dass ich zugegebenermaßen nationalistische Ansichten vertrete (uuuh, böse) und somit klassisch zu einer Rechtspartei passe, wie die AfD oder FPÖ. Momentan habe ich da auch im Parteiprogramm die höchste Korrelation, obwohl ich laut politischem Kompass links bin.

Was ich dann aber wieder nicht will ist, mich gegen die Rechte von Transpersonen und Homosexuellen zu stellen. Ich finde soziale Gleichberechtigung und Chancengleichheit enorm wichtig und halte Diskriminierung aufgrund des Geschlechts oder der sexuellen Ausrichtung für total scheiße. Ich vertrete auch ein modernes Frauenbild, ich sehe mich nicht als Hausfrau und Mutter hinter dem Herd und sehe auch keinen Grund, warum ein homosexuelles Paar kein Kind adoptieren können sollte.

Die politische Landschaft gibt gerade nicht viel für mich her und ich schaue halt auf das, was aktuell so von den Parteien kommuniziert und vertreten wird, damit ich weiß, wen ich dann wählen soll.

Zu 100% wird es aber wohl nicht zusammenpassen.

Meine Mischung gibt es in der Parteilandschaft nicht.

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vanOoijen  27.11.2023, 17:17
@DoctorInge

Ich glaube die Partei die 100% zu einem passt finden eh nur Leute, die ihr Gehirn an der Garderobe abgeben.

Dafür sind wir beide nicht der Typ.

Ich gewichte also was für mich Priorität hat und was nur wünschenswert wäre.

So bleibt man dann doch entscheidungsstark und kann seine Wahl treffen.

Ich bin da tatsächlich egoistisch und habe damit auch kein moralisches Problem.

Zuerst muss ich sehen, dass ich nicht diejenigen wähle die meine finanzielle Existenz gefährden - erst danach kommt alles andere.

Da ich finanziell leider nicht auf Rosen gebettet bin, ist das das linke Spektrum der Parteien.

Bezüglich Migration bin ich, als Deutscher wo Wohnungsnot herrscht, natürlich auch contra. Allerdings ohne nationalistisch zu sein, obwohl ich auch finde dass sich Muslime hier besser anpassen sollten.

Als Bewohner des Dreiländerecks Belgien/Deutschland/Niederlande bin ich pro EU und nicht nationalistisch, da ich Europa im Alltag lebe seit ich denken kann. Die nächstgelegen Großstädten von Aachen sind nicht Köln und Düsseldorf, sondern Lüttich und Maastricht. Ich lebe keine 10 Kilometer entfernt von beiden Grenzen.

Ich bin absolut für Gleichberechtigung und Frauenrechte und habe nicht nur immer Beziehungen auf Augenhöhe geführt, sondern auch mit Frauen die beruflich erfolgreicher und wohlhabender waren als ich. Mit einem Heimchen am Herd war ich nie liiert.

Formale Rechte für LGBTIQ-Personen unterstütze ich auch, aber vermutlich nicht in dem Maße wie Du es tust.

Z.B. möchte ich nicht das Homosexuelle Kinder adoptieren können und halte auch nichts von frühkindlicher Sexualerziehung in der Kita.

Ich hasse es gendern zu müssen. Und möchte auch nicht ständig mit diesen Inhalten konfrontiert werden.

Und von Religion und der Akzeptanz von Homosexuellen dort fange ich gar nicht erst an. Allerdings stehen für mich Grundrechte und Grundgesetz immer über der Religion.

Jetzt haben wir also doch Unterschiede gefunden, aber sie halten sich in Grenzen.

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