Wann genau können Eigennamen wie Nomen im Genitiv verwendet werden?

3 Antworten

Hallo,

eine spannende Frage ... Also: Genitivattribute - besonders solche, die mit einem bestimmten Artikel oder anderen Artikelwörtern eingeleitet werden, - stehen im heutigen Deutschen in der Regel hinter ihrem Bezugswort. Die Nachstellung ist sogar die einzige Möglichkeit, wenn vor dem Bezugswort selbst ein bestimmter Artikel oder ein anderes Artikelwort steht:

  • das Schweigen der Lämmer, die Freunde meiner Feinde, am Ende des Tages, viele Bücher der Autorin, der Umbau eines Hotels ...

Dabei muss der Genitiv durch von + Dativ ersetzt werden, wenn es keinen Begleiter gibt, der den Genitiv eindeutig markiert:

  • das Schweigen von Frau Klein, Angriffe von Feinden, nach einem Zeitraum von vier Wochen, viele Krimis von Agatha Christie, Besitzer von Hotels ...

Ein "Trick", der eine Voranstellung ermöglicht, ist es, ein zusammengesetztes Substantiv aus Bezugswort und ursprünglichem Genitivattribut zu bilden:

  • Freundesfreunde (= Freunde von Freunden), Zinseszins, am Tagesende, ein Buchtitel (= ein Titel eines Buchs), der Hotelumbau ...

Die Voranstellung ist üblich in feststehenden Wendungen und wenn der Genitiv von einem Adjektiv abhängt sowie bei artikellosen Substantiven und Wortgruppen, die Eigennamen sind, und dann als Genitivendung ein -(e)s anhängen - im letzten Falle handelt es sich meistens um Personennamen oder Wörtern, die so verstanden werden können, dass sie für eine Person oder Personengruppe stehen, oder es handelt sich um eine Personifizierung:

  • aller Anfang ist schwer; des einen Freud' ist des anderen Leid; noch ist nicht aller Tage Abend ... ; des Lebens müde, des Wartens überdrüßig, seiner Wertgegenstände beraubt, ich bin mir des Fehlers bewusst ... ; Frau Kleins Schweigen, Agatha Christies Krimis, Deutschlands Wirtschaft, Schlafes Bruder, Muttis Rezepte

Eine Voranstellung kann gleichzeitig für eine besondere Betonung des Genitivs sorgen und findet sich besonders häufig in lyrischen und literarischen Texten, was man als poetischen Effekt bezeichnen könnte:

  • der Worte sind genug gewechselt, deiner Augen Leuchten (= das Leuchten deiner Augen)

Schöne Beispiele solcher "poetischen" Genitive siehst du in den folgenden Versen aus Goethes Gedicht "Herbstgefühl":

Euch brütet der Mutter Sonne
Scheideblick; euch umsäuselt
Des holden Himmels
Fruchtende Fülle;
Euch kühlet des Mondes
Freundlicher Zauberhauch,
Und euch betauen, ach!
Aus diesen Augen
Der ewig belebenden Liebe
Vollschwellenden Tränen.

Der von dir zitierte Genitiv "das Problem der Frau Klein" ist nicht schön und bach den Regeln der Standardsprache sogar falsch, da es sich um einen Eigennamen handelt und wir Personennamen hochsprachlich ohne Artikel verwenden. Daher solltest du entweder "Frau Kleins Problem" oder "das Problem von Frau Klein" sagen.

Der Titel des Comics "Der Sohn des Asterix" ist also strenggenommen grammatikalisch falsch, da wir den Namen Asterix normalerweise ohne Artikel verwenden. Der Titel wäre daher besser "Der Sohn von Asterix" oder "Asterix' Sohn" - letzteres mit verbindlichem Apostroph, den wir immer statt der Genitiv-Endung "s" setzen, wenn der Name auf einen s-Laut andet. Ähnlich: Lukas' Lachanfall, Fritz' Freunde, Laos' Frühgeschichte.

Manchmal ist der bestimmte Artikel Teil des Eigennamen, zum Beispiel bei Fluss- und Gebiggsnamen oder auch bei bestimmten Ländernamen. In solchen Fällen gilt die Nachstellung:

  • die Wasserstände des Rheins und der Mosel ; die Berge der Alpen, die Besteigung des Matterhorns ; die Regierung der Niederlande, die außenpolitische Lage des Libanon, die Bevölkerung der Türkei

Wenn sich der Wunsch der Türkei, zukünftig mit der Selbstbezeichnung "Türkiye" genannt zu werden. auch in Deutschland durchsetzt, wird es zukünftig allerdings "Türkiyes Bevölkerung" heißen.

LG

Heutzutage sagt man ja eher so etwas wie "Der Frau Klein sein Problem" - Dass sich hierbei neben grammatikalischen Mängeln auch logische finden, ist wohl der intellektuellen Verwahrlosung der Leute und der damit einhergehenden "Entwicklung" der Umgangssprache geschuldet.

So lange du keine grammatischen Fehler machst, ist das Geschmackssache, bzw. eine Frage des Ohres. Die Hörgewohnheiten unterscheiden sich in ganz Deutschland. Ich finde sehr viel Grauenhaftes in Dialekten. Doch wenn ich das hier zur Diskussion stelle, höre ich nur, das sei doch ganz normale Alltagssprache.

Ein gut eingesetzter Genitiv zeugt von Geschmack!