Wann benutzt man Indikativ und Konjunktiv?

2 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Das ist ein kontroverses Thema. Ich rate dazu, es einfach so zu machen, wie die jeweilige Lehrkraft es wünscht. Es nützt nichts, da zu diskutieren.

Konjunktiv ist meines Erachtens nur sinnvoll bei indirekter Rede, ansonsten kann der Inhalt als Indikativ formuliert werden. Die äußere Form macht ja deutlich, dass es sich um eine Wiedergabe handelt.

BB821 
Fragesteller
 03.05.2022, 17:13

Im Pädagogik Lk müssen wir bei Sachtexten immer Konjunktiv benutzten. Das ist dann ja die indirekte Rede, welche dazu passt. Bei einem Fallbeispiel müssen wir den Indikativ nutzten, weil dort nicht Fakten argumentiert wird sondern ein Beispiel geschildert wird.

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Kajjo  05.05.2022, 12:02
@BB821

Danke für das Sternchen!

Also ich bin persönlich sehr skeptisch bezüglich Konjunktiv bei Sachtexten. Für mich steht der Konjunktiv für indirekte Rede oder für klare Zweifel an dem gesagten.

Wenn ich über ein chemisches Experiment berichte "und dann seien 20 ml Salzsäure zugetropft worden", dann insinuiert das doch, dass man es nicht glaubt oder gar ernsthafte Zweifel oder Widersprüche vorhanden sind. Wenn ich einfach nur berichten will, dass die andere Forschergruppe 20 ml Salzsäure zugetropft hat, dann schreibe ich das im Indikativ.

"Müller et al. hatten mit 20 ml Salzsäure Erfolg, Meyer et al. benötigten 30 ml." -- wäre doch absurd, da zu schreiben "hätten mit ... Erfolg gehabt", wenn die Veröffentlichung nicht strittig ist.

Nein, ich glaube, da verrennen sich ein paar Geisteswissenschaftler in Details, die der Praxis der Wissenschaft und auch dem gesunden Menschenverstand in Bezug auf die deutsche Sprache völlig widersprechen.

Trotzdem bleibe ich bei meinem Rat: Mach es so, wie derjenige, der es bewertet, es haben will.

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Konjunktiv benutzt du dann, wenn du etwas wiedergeben willst, ohne eine Aussage darüber zu machen, ob es wahr ist oder nicht. Bei einem Sachtext, der eine bestimmte (möglicherweise kontroverse) Position vertritt, macht es Sinn, nicht einfach Indikativ zu verwenden, um sich die Aussagen nicht zu eigen zu machen. Man kann allerdings auch auf andere Weise kennzeichnen, dass etwas nicht die eigene Position ist und sollte dann keinen Konjunktiv verwenden (häufiger Fehler). Z.B.: "Das Wirtschaftswachstum sei gestiegen" vs. "Laut der Autorin/der Autorin zufolge ist das Wirtschaftswachstum gestiegen"

Du kannst innerhalb der Widergabe eines Sachtextes auch mal zum Indikativ springen, wenn es um eine Tatsachenwiedergabe geht, die komplett unstrittig ist. Könnte aber je nach Pingeligkeit deines Lehrers riskant sein.

Bei einem fiktionalen Text ist eh klar, dass der Inhalt nicht zur Debatte steht, deswegen muss der Indikativ verwendet werden. Ansonsten würdest du dich nämlich extra von dem distanzieren, was der Erzähler über seine eigene Welt erzählt, und das macht normalerweise keinen Sinn.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – BA Germanistik, HiWi-Stellen in Linguistik und Mediävistik