Vor-und Nachteile vom Christentum?

8 Antworten

Ich glaube, dass man Religionen oder religiöse Lehren nicht allgemein in eine Pro- und Contra-Tabelle einordnen kann, denn letztendlich hat ja jeder Mensch seine eigene Sicht auf die welt und seine Bedürfnisse, die je nachdem in der einen oder der anderen Religion besser erfüllt werden können. Wer beispielsweise ein großes Bedürfnis nach Sicherheit und klarer Struktur hat, wird eher beim Islam landen als bei den Protestanten. Wem die persönliche Beziehung zu Jesus wichtiger ist als die Gemeinschaft wird vermutlich eher bei einer Freikirche landen als bei den Katholiken.

Daher finde ich die Frage relativ schwer bis gar nicht sinnvoll beantwortbar.

Wenn die Bibel recht hat:

- gibt es einen Gott
- hat unser Leben einen wirklichen Sinn und
eine Zukunft, die über das irdische Leben hinaus in eine wundervolle
ewige Existenz reicht
- kennt und liebt dieser Gott jeden einzelnen und nimmt Anteil an unserem Leben
- trennt uns Sünde (unser Egoismus und seine Folgen) von Gott
- bleibt diese Trennung auch über den Tod hinaus bestehen, wenn wir nie bewusst auf die Seite Gottes treten
- gibt es weder eine Wiederverkörperung (Reinkarnation) noch Höherentwicklung noch Selbsterlösung
- sind Himmel und Hölle Realitäten
- gibt es nur einen Weg, mit Gott versöhnt zu werden
- können wir über unsere Zugehörigkeit zu Gott eine klare persönliche Gewissheit erlangen.

Wenn du nach den Nachteilen des Christentums suchst, schaust du am besten dort, wo man gegen es ist. Freilich ist man als Christ heutzutage nicht mehr gern gesehen, aber es gibt da auch Länder, in denen Menschen für den Glauben an Christus hingerichtet werden. Da stellt sich natürlich die Frage nach dem Grund. Christen wurden verfolgt, u.a. weil sie sich nicht an die alten Regeln hielten. Nächstenliebe ist da gewiss ein wichtiger Punkt. Wer Nächstenliebe und Würde des Menschen lehrt, ist eben nicht überall gern gesehen. Paulus nennt den christlichen Glauben ein "Skandalon". Einen Skandal, ein Ärgernis. Das Christentum hat schon immer Anstoß erregt. Gerade heute gibt es vieles, was gegen das Christentum spricht: eine materialisierte, positivistische Welt kann keine Ethik gebrauchen. Das Leben darf nicht mehr geachtet werden, Abtreibung, Euthanasie und Verhütung soll zur Norm werden. 

Aber kann ich mir da nicht auch die ganz andere Frage stellen: hat das Christentum wirklich nur schlechtes in unsere Zeit gebracht? Diese Frage lässt sich meiner Meinung nach nur bejahen. Ich bin Christ und somit auch ein Teil dieses "Skandals". Ich vertrete eben solche Werte, die übrigens auch zu alten Zeiten als falsch galten. Ich glaube - so beginnt das Credo - an einen Gott, der mich will und der mich liebt. Christentum ist ein entschiedenes "Ja" zum Leben, ein "Ja" zum Menschen, ein "Ja" zur Schöpfung. Der Christ sieht sich und seine Mitmenschen als von Gott gewollt an, ja er sieht einen Sinn, den Primat des Logos, also einer alles tragenden und absoluten Vernunft. 

Ein Christ wird im Grunde zu einer optimistischen Weltsicht gezwungen. Denn Gott liebt den Menschen als sein Geschöpf. Er liebt ihn, den Sünder so sehr, dass er selbst Mensch wird und sich aus Liebe für ihn hingibt, um ihn zu erlösen. Ist das nicht wunderschön? Sich als gewollt und geliebt zu wissen? Der Christ glaubt an Liebe, an die Auferstehung, den Heiligen Geist, die Kirche. Es endet eben nicht alles in Bedeutungslosigkeit, sondern es kommt noch mehr. Ich darf mich bei Gott geborgen fühlen - über den Tod hinaus. Dies ist die "Freude des Evangeliums", wie der Titel des Apostolischen Schreibens von Franziskus lautet. Christentum ist Freude und ich will diese Freude mit meinen Mitmenschen teilen. Jeden sollte diese Freude erreichen, aber wer diese abweist, der soll nicht gezwungen werden.

Zu welchem Bezugssystem? Monotheistisch gegen Polytheistisch? Oder gegenüber Fußball? ....

Pro's allgemein wären meiner Meinung nach, dass die Lehre/Predigt von Barmherzigkeit, Nächstenliebe, Vergebung etc. nicht den Gedanken der Aufklärung und des Humanismus widersprechen. Dass das Christentum säkularisiert ist und sich daher heute aus Bereichen der Politik oder Wissenschaft zum größten Teil heraushält und wenn, dann hauptsächlich im Sinne des Humanismus argumentiert.

Kontra's allgemein wären aber trotzdem immer noch eine Form von Engstirnigkeit und sehr zähem Anpassen an die Moderne Lebensweise. Man versucht in vielen Bereichen noch sehr an konservativem Denken festzuhalten... im Vergleich zum Buddhismus z. B., der da noch um einiges liberaler ist.

Gegenüber anderen Religionen oder generell?