von der Freiheit eines Christenmenschen: (siehe unten)... ich versteh nicht, was Luther sagen will?

8 Antworten

Grüß Dich BubiKopf12345!

Luther wollte, das der Mensch Gott untertan ist. Seine interpretierte Freiheit sah so aus, das der Mensch nur dann wirklich frei ist, wenn er Gottes Willen vollzog und somit mit Gott ist und zwar ohne Leistungszwang, freiwillig sozusagen.

So verstand Luther die Freiheit.

Wikipedia

Freiheit (lateinischlibertas) wird in der Regel als die Möglichkeit verstanden, ohne Zwang zwischen unterschiedlichen Möglichkeiten auswählen und entscheiden zu können.

Davon kann hier ganz und gar nicht die Rede sein. In diesem Sinne sollten sich alle Christen von Luther befreien. Es gibt noch mehr, wo Christen sich von Luther befreien müssten. Ich als Nichtchrist und religiöser Atheist habe allerdings dieses Problem nicht. Für Christen ist das aber sehr schwierig. Es würde die Religion in Frage stellen.

Zitat aus Freiheit bei Martin Luther
von
Thomas Martin Schneider

"Freiheit war, wie gesagt, ein zentraler Begriff der Reformation Martin Luthers. Nicht von ungefähr zählt sein Freiheitstraktat „Von der Freiheit eines Christenmenschen / De libertate christana“ von 15203 zu seinen reformatorischen Hauptschriften. Luther meinte allerdings nicht
Freiheit im heutigen politischen Sinne und erst recht nicht im Sinne eines schrankenlosen Libertinismus nach dem Motto „Freie Fahrt für freie Bürger“, sondern er meinte vielmehr an Gott zurückgebundene Freiheit im theologischen Sinne: als Freiheit vom religiösen Leistungszwang, sich sein Heil bei Gott selbst verdienen zu müssen.

Auch fand die individuelle Freiheit für Luther ihre klare Grenze in der Verantwortung für den Mitmenschen. Die erste These des Freiheitstraktats: „Ein Christenmensch ist ein freier Herr über alle Dinge und niemand
untertan.“ kann und darf für Luther niemals von der zweiten abgetrennt werden: „Ein Christenmensch ist ein dienstbarer Knecht aller Dinge und jedermann untertan.“

Das hat er etwa mit äußerster – für uns heute unerträglicher – Schärfe gegen die sich auf ihn berufenden aufständischen Bauern eingewandt."

....

"Für ihn (Luther) hing alles allein von der freien Gnade des allmächtigen Gottes ab, die für ein auch noch so geringes Mitwirken des Menschen am Heil keinen Platz ließ. In zwischenmenschlichen, weltlichen Angelegenheiten ließ Luther dagegen einen freien menschlichen Willen durchaus gelten. Wirklich frei kann der Mensch aber nach Luther erst sein, wenn ihm die Sache des Heils von Gott gänzlich aus der Hand genommen worden ist".

Herzlichen Gruß

Rüdiger

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Wissenschaftliches Buchstudium und eigene Erfahrung
earnest  29.04.2017, 17:10

Mit anderen Worten: Der Christenmensch ist NICHT frei, alldieweil er an Gottes Rockzipfel hängt. Freiwillig natürlich...

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Ein Christenmensch ist niemandem, keinem Zwang untertan, weil er durch seinen Glauben an Jesus Christus vor Gott bestehen kann (Röm. 3, 21-31):

https://www.bibleserver.com/text/GNB/Römer3

Ein Christenmensch ist ein dienstbarer Knecht und jedermann untertan, weil er durch seinen Glauben an Jesus Christus dem Liebesgebot folgen will (Mt. 22,37-40):

https://www.bibleserver.com/text/GNB/Matthäus22

Denn "Glaube ohne Werke ist tot" (Jak. 2,26):

"Genauso wie der menschliche Leib ohne den Lebensgeist tot ist, so ist auch der Glaube ohne entsprechende Taten tot."

https://www.bibleserver.com/text/GNB/Jakobus2

Ein Christenmensch ist durch seinen Glauben an Jesus Christus von allen Zwängen befreit. Aber weil er an Jesus Christus glaubt, will der dessen Gebot zur Nächstenliebe folgen und versucht deshalb, anderen Menschen zu helfen und zu dienen (so wie Jesus das vorgelebt hat).

Das sind so Schlaumeiersprüche, welche nichts leisten und eher der Eitelkeit der "Autoren" dienen sollen.
Wenn z.Bsp. damit gesagt werden "sollte" !, daß man frei ist das Richtige zu tun, aber dennoch im Gewissen gebunden an das "Gesetz des Herzens" (Hebr.8,10=Nächstenliebe) dann sollte man das so sagen, der Wortlaut  diese Spruches aber ist ziemlicher Blödsinn.

Luthers lebenslanges Anliegen war die Frage der Rechtfertigung vor Gott, also wie muß ein Mensch sein, damit er vor Gott bestehen kann? Juden und Katholiken haben ja immer gesagt, man muß all die zig Gebote und Vorschriften einhalten, dann ist man in den Augen Gottes ein Gerechter.

Aber das Evangelium, das sagt, man muß nicht all die zig Gebote einhalten, sondern den Sinn, der den Geboten zugrundeliegt, verstehen und praktizieren.

Also sagt Luther, wenn man sich von der skrupulanten, neurotischen Einhaltung all dieser tausend Vorschriften freimacht, und in sein Herzen nur den Glauben an Gott, das Gute und das Heilsame, pflegt, das ist dann die Freiheit eines Christenmenschen. Also Freiheit von all den kleinkarierten Einzelvorschriften. Und du bist dein alleiniges Gewissen, hast keinen, der dir dein ganzes Leben vorschreibt.

earnest  29.04.2017, 15:41

Gut, und was ist dann mit dem zweiten Satz?

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suziesext1234  29.04.2017, 19:35
@earnest

der zweite Satz ist die Umkehrung vom Torahwort: "macht euch die Erde untertan". Also der wahrhaftige Christ dient der Schöpfung, er gehorcht ihrem immanenten Sinn. Ob das gut ist, weiß ich nicht. Ich bin kein Christ, ich bin Buddhistin, aber auf jedenfall ist Luthers Theologie eine Befreiung vom kasuistischen Denken, wie es bei Talmudgläubigen, bei Katholiken und Sunniten herrscht

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earnest  29.04.2017, 19:53
@suziesext1234

Das betrifft meiner Ansicht nach nur einen Teilaspekt, aber in diesem Punkt teile ich deine Auffassung.

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Zur Zeit Luthers erlegten die Kirchen den Gläubigen allerlei Übungen und gute Werke auf, damit sie ihr Seelenheil finden. Davon sei der Christenmensch frei. Es reiche alleine der Glaube um vor Gott zu bestehen. Ein Handel mit Gott ist nicht möglich.

Diese Freiheit soll der Christenmensch aber nutzen, um in freier Entscheidung umsonst Gutes zu vollbringen. Also sozusagen Gutes ohne Grund, und nicht um eines Verdienstes willen.

Ein schrecklicher Text. Als ich zur Schule ging hat man uns auch damit traktiert.