Unterschied Tabu und Sünde
Danke
14 Antworten
Hallo elesedese,
ich würde vier Unterscheidungen vorschlagen:
- Tabu: (nach Wikipedia) Ein Tabu beruht auf einem stillschweigend praktizierten gesellschaftlichen Regelwerk bzw. einer kulturell überformten Übereinkunft, die bestimmte Verhaltensweisen auf elementare Weise gebietet oder verbietet. - Dabei ist dann unberührt, ob das Tabu zu recht besteht oder nicht.
- Übertretung von Geboten oder Verboten: siehe bürgerliches Gesetzbuch oder StGB. (Dabei ist nicht berücksichtigt, ob ein bestimmtes Gesetz überhaupt richtig ist.)
- Böses tun: z.B. eine Handlung, die einen anderen willentlich schädigt (Diebstahl, Beleidigung, Körperverletzung, .....)
- Sünde: Böses tun und/oder Gutes unterlassen , freiwilliges, bewusstes Handeln gegen die Gebote Gottes in dem Bewusstsein, dass man hier auch Gott gegenüber schuldig wird.
Das sind begriffliche Dinge, die formal verschieden, aber manchmal auch real identisch sein können:
Mord ist ein Tabu, gleichzeitig gilt das StGB, Mord ist objektiv eine böse Tat, es steht in den 10 Geboten.
Unabhängig davon gelten die Möglichkeiten der Strafe und auch der Vergebung.
Tabu = Die Gesellschaft sagt "das macht man nicht"
Sünde = Eine Religion sagt "das macht man nicht"
Beides ist nichts, woran man sich halten müsste - solange ein Tabu / eine Sünde nicht mit einem Gesetz verankert wurde (beispielsweise "du sollst nicht töten"), ist Beides ein Konstrukt, welches vielleicht in den Köpfen der Leute steckt, aber keinerlei Relevanz hat.
Ich begehe vermutlich jeden Tag Sünden und breche jeden Tag Tabus - so what?
Ob du "Sünde" begehst oder ein Tabu brichst liegt ja immer im Auge des Betrachters - jeder begeht somit Sünden; denn jeder Christ begeht laut Islam eine Sünde, weil er Christ ist und jeder Moslem begeht im Christentum eine Sünde, weil er muslimisch ist, usw. - womit das ganze noch schwachsinniger wird, als es eh schon ist :3
Ein Tabu ist es eine Flasche Bier aufzumachen, wenn man noch fahren muss , wenn nicht, ist es eine Sünde es nicht auszutrinken!
Hi.
Ein Tabu ist normalerweise eine gesellschaftliche Norm: "So etwas tut man nicht."
Eine "Sünde" ist die Erfindung der (katholischen) Kirche. Ziel und Zweck: die Schäfchen unter Kontrolle zu halten.
Bei Verstößen: Drohung mit Hölle und Fegefeuer. Bei Wohlverhalten: Versprechen einer himmlischen Belohnung nach dem Dahinscheiden.
Gruß, earnest
@nobytree:
Du hast völlig Recht. Ich war hier zu plakativ.
Nicht die Erfindung, wohl aber die Perfektionierung des "Systems" war der katholischen Kirche vorbehalten - siehe z.B auch das Kreieren von "Todsünden".
Bei diesen war das "Praktische", daß sich Männer und Frauen ständig solcher "Todsünden" schuldig machten, beispielsweise der Wollust. So wurden aus Männlein und Weiblein arme Sünderlein.
Hallo earnest,
Deine Antworten fallen mir bereits schon seit längerem auf. Auf der einen Seite fällt mir eine gewisse Ablehnung gegen die kath. Institution auf, auf der anderen Seite doch eine gewisse - auch für viele Katholiken untypische - ausgeprägte Kenntnis der Lehre.
Auch wenn es viele falsch gelehrt haben und lehren: Die Aussage der katholischen Lehre ist weniger die Sünde und die Hölle, als vielmehr die Barmherzigkeit, die Nächstenliebe und das Verzeihen. Gott wurde vom strafenden in Jesus zum verzeihenden, erlösenden. Man muss nur guten Willens sein. Auch die "System-Perfektionisten" Augustinus, Thomas von Aquin u.a. haben nichts anderes lehren wollen. Der Tenor der kath. Lehre ist Jesus.
Hallo earnest,
zu deiner Info wieder mal ein Link mit den genauen Angaben des "Systems", wobei ich der Auffassung bin, dass nicht die Kirche die Todsünde erfunden hat, sondern lediglich die Systematisierung (wie der Wissenschaftler auch keine Naturgesetze erfindet, sondern sie systematisiert):
Danke für Deine Rückmeldung, noby.
Mal abgesehen davon, daß mir Deine präzise Antwort sehr gut gefällt (und auch Deine Korrektur meiner unpräzisen Antwort) - ich habe an der von Dir im zweiten Absatz in dieser Form vorgestellten Lehre nichts auszusetzen.
Ich habe mich allerdings daran gewöhnt, zwischen Theorie und Praxis zu unterscheiden. Den genannten Kirchenlehrern unterstelle ich auch keine böse Absicht. Das niedere Bodenpersonal allerdings hat sich in der Kirchengeschichte nicht immer mit Ruhm bekleckert.
Die Petrus Lombardus zu verdankenden "Todsünden" halte ich nach wie vor für eine üble Verirrung.
Freundliche Grüße!
Sünden sind keine Erfindung der katholischen Kirche. - Sie hat lediglich eine Zeitlang gute Geschäfte mit dem "Sündenablass" gemacht.
Sünden sind gemeinschaftlicher Glaubensbestandteil aller monotheistischen Religionen.
Hallo earnest,
..... habe ich versucht, in einr Antwort begrifflich auseinanderzuhalten (siehe oben).
- Sünde: Verstoß in moralischer, religiöser Hinsicht. Die Grenze, welche durch die Sünde überschritten wird, ist ein moralisches / religiöses Gebot.
- Tabu: Eine Grenze, welche die Gesellschaft oder die Mode setzt. Ein Verstoß wäre ein Tabubruch.
Wichtig allgemein: Tabu = Grenze, Sünde = Verstoß - allerdings zusätzlich andere Bezugspunkte, siehe oben.
Sünde ist keine Erfindung der katholische Kirche, sondern gab es bereits im Judentum, auch in vielen - wenn nicht allen - antiken und sehr frühen Religionen. Es gibt im lateinischen, hebräischen, altgriechischen und auch anderen sehr frühen Sprachen Begriffe für die Sünde, welche deckungsgleich sind mit dem heute verwendeten religiösen Begriff der Sünde.