Thomas Mann... Was sind "Seine Besonderheiten"?

5 Antworten

Wenn Du von Thomas Mann nur die "Buddenbrooks" kennst, ist das natürlich sehr wenig. In jedem Fall sollte man auch noch den "Zauberberg" und seine Erzählungen gelesen haben. Der "Doktor Faustus" wäre wünschenswert, ist aber für manchen wohl etwas sehr schwere Kost. "Königliche Hoheit" und "Felix Krull" sind nett zu lesen, aber verzichtbar. "Der Erwählte" ist interessant, muss aber nicht unbedingt sein (wobei ich es eigentlich absurd finde, darüber nachzudenken, was von Th.M. man nicht lesen muss, anstatt was man von ihm lesen darf, denn Thomas-Mann-Lektüre ist keine Zumutung, sondern eine Bereicherung).

Th. Mann zeichnet sich durch einen großen epischen "Atem" aus, zugleich aber durch eine gewisse Ironie in seiner Schreibweise. Im "Faustus" hat er in Fragen der Musik Anregungen von Adorno aufgenommen. In dem Kapitel über op. 111 von Beethoven zitiert er sogar dessen 2. Vornahmen "Wiesengrund".

Je mehr ich hier schreibe, desto schwieriger erscheint es mir, auch nur einen Bruchteil des literarischen "Universums" zu vermitteln, das Thomas Mann hinterlassen hat. Vor allem – sei mir nicht böse! –, wenn so wenig Vorwissen vorhanden ist.

Irinabeere 
Fragesteller
 08.05.2015, 13:30

okay danke also ich habe mich ehrlich gesagt nicht wirklich für thomas mann interessiert... ich habe auch nur ein paar Gedichte von ihm gelesen sowie teile von anderen Geschichten und novellen z.b Mario und der Zauberer... aber danke dir

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mychrissie  09.05.2015, 11:00
@Irinabeere

Gedichte? Dafür ist Thomas Mann aber nicht in die Literaturgeschichte eingegangen. Falls er wirklich welche geschrieben haben sollte, sind sie so unwesentlich, dass man sie kaum kennt. Also ich kennen trotz eines Germanistikstudiums kein einziges. Thomas Mann ist der Prototyp des Epikers.

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Thomas Mann hatte eine besondere Beziehung zur Rechtschreibung, was in seinen Tagebüchern zum Ausdruck kommt. So schrieb er z.B. permanent Göthe mit ö, also nicht, wie es richtig wäre, Goethe.

Ausserdem ist er für seine sehr langen Sätze bekannt, vornehmlich im "Zauberberg". Da fängt manchmal ein Satz oben an der Seite an und endet erst unten.

Dass er schwul war, aber trotzdem geheiratet und 5 Kinder gezeugt hat, weisst Du ja sicher. Es war zu einer Zeit, als Homosexualität noch verboten und ehrenrührig war.

Gruß gigunelsa

Irinabeere 
Fragesteller
 08.05.2015, 13:31

ja Das habe ich auch bereits heraus gefunden danke dir

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Joshua18  07.02.2017, 01:15

Diese langen Sätze sind ein Stilmittel, welches man in Fachkreisen "Hypotaxe" nennt; ähnliches findet man auch bei Heinrich v. Kleist.

Daneben fallen aber insbesondere auch noch die oft sehr genialen Umschreibungen auf, wie z.B.:
"Seine Meinungen waren voll heimlicher Reserve, seine Urteile von einer Duldsamkeit, die in Unruhe ließ, ob sie Gerechtigkeit oder Geringschätzung bedeute." (aus: Königliche Hoheit)

Da er in seinen Tagebücher bei weitem nicht so schrieb, fragt man sich, wie er gearbeitet haben mag. Hatte er eine Sprüchesammlung ? Arbeitete er mit einem Synonymwörterbuch ? Lt. Elisabeth Mann (TV Film: die Manns) konnte seine Frau seinen Stil perfekt nachahmen, was dunkles erahnen lässt.

Seine Ehe muss man wohl eher vor dem Hintergrund der Geschehnisse um einen Oscar Wilde in England und verständlicher weltlicher Durchtriebenheit sehen. Die Pringsheims waren Milliardäre und Katia hatte möglicherweise auch ein Problem, wenn man "Wälsungenblut" aufmerksam zwischen den Zeilen liest. LOL

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Sein Sprachstil ist einfach einzigartig und zieht sich durch all seine Werke. Nur in dem Roman "Der Erwählte" weicht er deutlich davon ab und dort findet sich auch ein Hinweis: Der dortige fiktive Erzähler spricht von einer "Prosa mit feineren und geheimeren rythmischen Verpflichtungen". Also, eine Prosa die zwar keine Lyrik ist, aber dennoch ihrem eigenen (geheimen) Gesetzen der Rythmik folgt.

Heraus kommt dabei eine Art bildungsbürgerlicher Salon-Stil: genauestens beschreibend, sehr weit ausgemalt durch Nebensätze und viele Adjektive, aber immer auf eine gewissen Rythmik bedacht, so dass man eher den Eindruck einer Plauderei auf sehr hohem Niveau hat.

Man kann sich kaum vorstellen, Mann habe das alles so ohne Feilen und Vorarbeit auf Papier gebracht. Vermutlich hat er vorher jeden Satz hin und hergewandt, um ihn möglichst im obigen Sinne zu optimieren. In seinen Tagebüchern jedenfalls schreibt er natürlich nicht in diesem Stil!

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Thomas Mann ist "nur" eine der bedeutendsten Persönlichkeiten der Weltliteratur des 20. Jahrhunderts !

Ich empfehle das Ansehen der hervorragenden Fernseh-Serie "Die Manns" (Arnim Müller-Stahl, Monica Bleibtreu u.a.). Du solltest auf jeden Fall den gesamten Mann-"Clan" berücksichtigen, vor allem auch Heinrich Mann ---> "Der Untertan", "Professor Unrath" (---> "Der blaue Engel") !

Alles andere: siehe mychrissie !

pk

PS: Warum kann kaum jemand Brechts Vornamen richtig schreiben !!! ---> BERTOLT !!

Irinabeere 
Fragesteller
 14.05.2015, 21:17

tut mir leid. war einfach ein flüchtigkeisfehler

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Thomas Mann stand den Nationalsozialisten sehr skeptisch gegenüber und äußerte sich dazu auch öffentlich. Ich finde, dass das zum Beispiel eine Besonderheit wäre.

paulklaus  08.05.2015, 21:10

Oh nein, keineswegs !! Manns Verhältnis zum Nationalsozialismus ist äußerst zwiespältig, ja rätselhaft und wird in der Film-Serie "Die Manns" besonders thematisiert !!

pk

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Muellermann1  08.05.2015, 23:08

Ich habe bis jetzt nur davon gehört, dass er sich zumindest zu Beginn skeptisch geäußert hat.

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