Theater Frage?

2 Antworten

Es ist ein bisschen schwierig, diese Frage ganz allgemein zu beantworten; es kommt auf die Funktion des Monologs im Stück an und auch darauf, ob du mit einem fertigen Text arbeitest oder dir selbst etwas ausdenken kannst. Hier mal ein paar Beispiele, an die ich mich aus zahlreichen mit Schüler*innen inszenierten Monologen erinnere:

Manchmal haben Monologe die Funktion, die Gedanken der jeweiligen Person für die Zuschauer*innen hörbar zu machen. Oft ist die Person zu dem Zeitpunkt allein auf der Bühne und denkt sozusagen laut über etwas nach. Dazu habe ich es oft so gemacht, dass dieser Monolog sozusagen optisch ein wenig außerhalb des Geschehens stattfand; so habe ich solche Monologe oft vor dem geschlossenen Vorhang (z. B. auch während eines Umbaus dahinter) spielen lassen. Einmal habe ich, weil in dem Stück ein Tagebuch vorkam, eine Spielerin mit dem Tagebuch an den Bühnenrand gesetzt und den Monologtext, den wir vorher mit ihr aufgenommen hatten, von der Technik abspielen lassen, während man sie einfach nur da sitzen sah. Verstärkt habe ich den Effekt, dass es in diesem Moment nur um diese eine Person geht, oft auch mit einem Scheinwerfer auf sie in einem ansonsten abgedunkelten Raum.

Wenn Monologe mitten in Szenen vorkommen, wo mehrere andere Schauspieler*innen mit auf der Bühne sind, lasse ich diese anderen Personen jeweils an der Stelle, wo der Monolog beginnt, in ein Freeze gehen. Damit verstärkt sich der Eindruck, dass sozusagen die Zeit angehalten wird und die Rolle, die den Monolog hat, Raum für die Äußerung der eigenen Gedanken bekommt. Oft lasse ich die Person für den Monolog auch bis zum Bühnenrand vortreten und direkt zum Publikum sprechen. Nach dem Monolog geht die Szene dann weiter, als wäre nichts gewesen.

Ist der Monolog Teil der tatsächlichen Handlung, z. B. um irgendwas zu erzählen, was nicht gespielt wurde, aber wichtig für den Fortgang der Geschichte ist, kann man das in einem Telefongespräch verpacken. Z. B. habe ich so was mal in eine Szene eingebaut, bei der ein Überfall wichtig war, der kurz vorher stattgefunden hatte. Da wir den Überfall selbst nicht gespielt haben, ließ ich einen Schauspieler ganz aufgeregt bei der Polizei anrufen, wo er - unterbrochen von Zwischenfragen, die die Zuschauer aber natürlich nicht hörten -, nach und nach das ganze aufregende Geschehen erzählte.

Eine weitere Möglichkeit, einen Monolog zu inszenieren ist es, die entsprechende Person in der Zeit Alltagsverrichtungen machen zu lassen: z. B. könnte jemand, der total wütend auf ein Familienmitglied ist, während des Monologs, in dem es darum geht, die Wohnung aufräumen und dabei die Wut dadurch unterstreichen, dass Dinge auf den Tisch geknallt werden oder ein Staubtuch heftig durch die Gegend gewirbelt wird, usw. Dadurch wäre der Monolog nicht langweilig und die Stimmung würde durch die Handlungen noch unterstrichen. Das funktioniert natürlich auch mit anderen Emotionen wie Verliebtsein, Trauer etc.

Wenn du nicht an einen feststehenden Rollentext gebunden bist, ist es übrigens oft auch hilfreich, dass die Person, die diesen langen Text hat, diesen nicht auswendig lernt, weil das oft zu mühsamem Aufsagen führt; es sollte besser so sein, dass die Person sich die wesentlichen Inhalte klarmacht und dann mit ganz eigenen Worten den Monolog formuliert. Natürlich muss man auch das üben (also viele Male diese Impro ausprobieren, bis ein mehr oder weniger festgelegter eigener Text ausdrucksvoll vorgetragen wird); die Wirkung ist oft erstaunlich gut, weil auf diese Weise ganz viel Authentizität möglich ist.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung

Weil der Monolog die Beibehaltung einer einzelnen Perspektive bedeutet, so ist es besser, wenn die Person, der man den Monolog zuschreibt, in einer emotionalen, und schicksalhaften, vielsagenden, bedeutungsvollen Position und Situation zugleich ist.

Die für die Entwicklung des Monologes wichtigen Ereignisse, die die Perspektive graduell verändern, können während des Monologes geschehen.

Eine größere ästhetische Spannung entsteht, wenn das, was die Monologsprecherin verbal artikuliert, stilistisch und inhaltlich in gewissem Widerspruch, oder Kontrapunkt steht zu dem, was sie praktisch auf der Bühne macht.

Eine Abwechslung entsteht, wenn der Monolog viele propositionale Variationen umfasst, d.h. wenn der Monologsprecher nicht nur sagt, was er sieht, sondern auch was er will, wovon er träumte, was er täte wenn, was er hasst, was er glaubt, was getan hat, warum er etwas tun wird, wieso er etwas bestimmtes glaubt, usw.