Temperaturunterschiede und feuchte Wände

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Die Ursache der feuchten Wände liegt oftmals in einem viel zu hohen Warmluftanteil der Heizung.

Der Warmluftanteil der Heizung befeuchtet die Wände, der Wärmestrahlungsanteil der Heizung trocknet die Wände.

Ursächlich dafür ist das Verhalten der Luft. Warme Luft nimmt mehr Wasserdampf auf, als kalte Luft.

Kühlt warme Luft vor der Aussenwand ab, so sinkt das Wasserdampfaufnahmevermögen, die rel. Luftfeuchte steigt, die Luft wird feuchter. Die Wand steht mit der Umgebung im Feuchteausgleich. Der Austausch der Feuchte geschieht an der Oberfläche. Feuchtere Luft an der Oberfläche, führt zur Steigerung der Wandfeuchte, trockenere Luft auf der Wandoberfläche trocknet die Wand.

Nun meinen viele, die Feuchte an der Wandoberfläche alleine mit der Raumlüftung regulieren zu können. Zum Teil schon, aber ist die Oberfläche deutlich kühler als die Raumluft, so bilden sich auch bei 40-50% allgemeiner Raumluftfeuchte deutlich höhere Feuchtewerte direkt an der Wandoberfläche durch Luftauskühlung.

Ab dauerhaften 70% an der Oberfläche kann es zur Schimmelbildung kommen, weil sich dann bereits in den feinen Kapillaren und Poren flüssiges Wasser bildet und nicht erst bei 100%, wie auch viele meinen. Ab dauerhaften 80% rel. Luftfeuchte an der Wandoberfläche keimen aber alle (!) Schimmelsporenarten aus, weil genug flüssiges Wasser vorhanden ist. Der Taupunkt (100% rel. Luftfeuchte) ist demzufolge bei der Schimmelbildung in Wohnräumen als nebensächlich zu betrachten.

Alte Fenster wirken als Sollkondensator. Hier kondensierte an der Scheibe die Luftfeuchte zuerst und man wußte - man muss mal ordentlich lüften. Auch fungierten leichte Undichtigkeiten am Fenster für eine permanente Feuchteabfuhr durch Luftaustausch. Neue Fenster führen also zur Verstärkung von Feuchteproblemen an den Wänden mit ggf. stark sinkenden Dämmwerten.

Feuchte Baustoffe leiten die Wärme besser, weil das Wasser im Baustoff die gut dämmende Luft aus den Kapillaren und Poren verdrängt. Wasser leitet volumenbezogen knapp 3500 mal besser die Wärme, als Luft, deshalb haben schon geringe Feuchten einen sehr starken Einfluss auf den Dämmwert. Bereits bei nicht fühlbaren 4% Feuchte am Ziegelstein hat sich der Dämmwert bereits halbiert.

J.S. Cammerer hat diese Zusammenhänge untersucht (mal mit Namen und Bildersuche googeln). Bei linear ansteigender Feuchte in der Ziegelwand sinkt der Dämmwert parabelförmig ab. D.h. für gute Dämmwerte reicht es nicht aus, das die Wand trocken ist, nein, die Wand muss knochentrocken sein! Hier liegen nochmals erhebliche Energieeinsparpotentiale!

Der Anteil der Wärmestrahlung der Heizung erwärmt Wandoberflächen direkt und erst daran erwärmt sich (bei viel Wärmestrahlung im Raum) die Raumluft. Erwärmt sich Luft, bekommt sie ein größeres Wasserdampfaufnahmevermögen. Die rel. Luftfeuchte sinkt im gleichen Atemzug, die Luft wird trockener und nimmt nun an der Wandoberfläche die Feuchte aus der Wand durch Feuchteausgleich auf. Die Wand trocknet aus und der Dämmwert erhöht sich.

Sehr wichtig für trockene Wände ist also die - im Gegensatz zur Raumluft - wärmere Luftschicht direkt an der Wandoberfläche - entweder durch Wärmestrahlung geschaffen oder aber auch durch hydraulische Heizleisten (mal googeln).

Für dauerhafte trockene und dämmfähige Wände muss also der Wärmestrahlungsanteil der Heizanlage erhöht werden (ggf. auch auf den "Heizdeckel" zurückgreifen).

Innendämmungen übernehmen die Wandfeuchten und verlieren die Dämmwirkung, wenn nicht gleichzeitig mit viel Wärmestrahlung geheizt wird.

Ist eine Wand schon schimmelbefallen, so liegen oftmals Wandfeuchten von ca. 18% vor. Hier kann durch Trocknung der Wand mit viel Wärmestrahlung der Dämmwert der Wand verzehnfacht werden! Siehe Diagramm von J.S. Cammerer.

Also zunächst einmal einige Grundlagen:

Warme Luft kann mehr Feuchtigkeit binden, als kalte Luft. Daher kondensiert die Feuchte bei kühleren Räumen an noch kälteren Stellen erheblich schneller, als an warmen Stellen.

Innendämmungen sind immer schlechter, als Außendämmungen, weil ein hermetischer Abschluß zum Mauerwerk vorhanden ist, welches aber auch Feuchte aufnehmen und so regulativ wirksam sein kann.

In modernen, voll gedämmten Wohnhäusern ist Schimmel ein deutlich größeres Problem, als in alten und leicht zugigen Häusern. Deine Wohnung ist zu dicht!

Die Räume sollten mindestens 2 x täglich für 15 Minuten gelüftet werden, damit die Raumluftfeuchte entweichen kann. Dazu wäre eine höhere Temperatur angeraten, zumindest im Wohnraum.

Die Temperaturunterschiede je Raum sind ja nicht groß. Bei mir hat das Schlafzimmer 12 °C, das Wohnzimmer 20 °C, das Bad 22 °C und alle restlichen Räume so um die 18 °C, weil nicht beheizt.

Wintertags bei Ostwind und eisiger Kälte habe ich Kondenswasser in jedem Raum an den Fenstern, welches sich durch Lüften und anschließendes Heizen allerdings komplett verflüchtigt. Ich überschlage selbst das Schlafzimmer kurz für eine Stunde und lüfte den Wasserdampf dann raus. So hat zu hohe Feuchtigkeit und damit auch der Schimmel keine Chance.

Mfan18 
Fragesteller
 25.12.2012, 21:15

OK danke für den hinweis. soll ich meine Innendämmung entfernen?

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michi57319  26.12.2012, 00:10
@Mfan18

Kommt drauf an, was für eine Dämmung du angebracht hast.

Kannst du sie mal beschreiben?

Sind das Calciumsilikatplatten, oder Styropor?

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