Studium (etwas mit Motoräder)

5 Antworten

Hi Yonder.

Du befindest dich hier tatsächlich in einer Zwickmühle.

A) Wenn du mit Motorrädern aktiv arbeiten willst, muss du eine Ausbildung zum Zweiradmechaniker, Kraftradschlosser, KFZ-Mechatroniker oder Automechaniker mit Fortbildung machen.

Problem: Diese Jobs sind Knochenhart! Ich weiß wovon ich spreche. Habe Leihweise schon in KFZ- und Motorradwerkstätten gearbeitet. Teilweise hast du in der Woche mehr als 50 Stunden arbeit und bekommst ein absolut lausiges Gehalt!

Selbst wenn du einen Meisterbrief machst, steigt dein Gehalt kaum an. Als Techniker bist du den meisten Werkstätten dann schon zu überqualifiziert...

B) Du möchtest Motorrad (Mit-) Entwickler werden. Dazu musst du ein Ingenieursstudium absolvieren. Als Bachelor-Studiengang sind hier Maschienenbau, Mechatronik und Material- und Fertigungstechnologie die richtige Wahl. Eine Vertiefung zu Fahrzeugbau etc. gibt's in den meisten Bundesländern erst im Masterstudium.

Da ich selbst Maschinenbau studiere kann ich dir sagen: Es ist hart. Sehr hart. Einer der härtesten Studiengänge überhaupt. Die Regelstudienzeit von 3 bzw. 3,5 Jahren ist nur einzuhalten, wenn du auf jedwedes Sozialleben, Hobby und Freizeit und Schlaf dauerhaft verzichtest. Mit anderen Worten: Du musst das wirklich wirklich wollen!

Denn: Arbeitsplätze im Zweiradbau sind extrem begrenzt und extrem begehrt. Am besten lernst du auch japanisch, denn da kommen die meisten Motorräder her. BMW, KTM und andere europäische Hersteller wählen ihre Leute meist aus eigenen Reihen aus, oder haben Förderprogramme für besonders begabte Studenten. Da rein zu kommen ist wirklich schwer. Wenn du jedoch richtig gut bist, kannst du vielleicht nach einem Studium eine Tuningfirma oder eine Motorradschmiede mit Kleinserienfertigung eröffnen.

Fazit: Es gibt kaum Jobs mit Motorrädern. Und die, die es häufiger gibt sind mehr ein Sklavendienst, als eine gut bezahlte Arbeit. Du wirst in Zukunft sehr hart arbeiten und lernen müssen um einen Ingenieursjob zu bekommen.

Letzte Möglichkeit: Prüfingenieur beim TÜV. Auch mit einem schlechten Bachelor Abschluss findest du beim TÜV i.d.R. arbeit, die dann immernoch ziemlich gut bezahlt wird. Schlechter als in der Industrie, aber 1,8k€ sind da kein Problem.

In manchen Bundesländern ist glaube ich sogar ein Quereinsteig als Techniker möglich.

LG Tim


MaschbauTim  23.01.2015, 15:20

Ach, eins noch, was mir auch mal jemand hätte sagen sollen bevor ich mein Studium begonnen habe:

Ein Ingenier hat heutzutage mit dem tatsächlichen "basteln" an Fahrzeugen fast nichts mehr zu tun.

Für alle 200 Stunden arbeiten am PC und Zeichenbrett kommen vielleicht 2 Stunden wirkliches Basteln.....

Man entwickelt Teile, die normale Industriemechaniker oder Zerspanungsmechaniker dann fertigen und Monteuere dann zusammen basteln. Es ist also theoretisch möglich, (aber zum Glück doch noch nicht so schlimm) dass ein Ingenieur, der ein Fahrzeug entwickelt, nie auch nur ein einziges fertiges Teil in der Hand hält....

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Yonder 
Fragesteller
 23.01.2015, 21:39

Vielen Dank , Dass du dir Zeit genommen hast und mir soooo viel geschrieben hast!! Dankeeee einfach Danke!! naja Schade ..aber weist du wie die Leute heißen die ,die Motoräder testen ??? :) LG Berkay Yonder

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MaschbauTim  29.01.2015, 21:18
@Yonder

tut mir Leid, mir ist da keine genaue Berufsbezeichnung bekannt. Testfahrer sind meist Angestellte vom Werk, also vom Hersteller.

Prüfer gibts beim Tüv. Und so Leute wie bei "TopGear" oder Zeitschriften oder ADAC sind meist Journalisten, Schauspieler oder ehemalige Rennfahrer etc. die für ein Magazin arbeiten. Was genau meinst du denn mit "testen"? Meinst du kurze oder ausgedehnte Probefahrten, oder Langzeit-Fahrtests oder Crashtests oder Performance Tests oder bewertende Artikel?

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Du könntest eine Ausbildung zum KFZ Mechaniker machen und dann den Meister. Ansonsten Ingenieur, dafür musst du studieren...

Schau es dir doch einfach mal an wie heute Motorräder entwickelt und gebaut werden. Du wohnst ja ideal dafür.

Sry ,hab schnell geschrieben tipp fehler ..

naja ... ich meine wer sind die leute die motoräder testen ???? also neue motoräder ???


Effigies  23.01.2015, 14:33

Die Leute nennen sich Computer.

Danach dann TÜV Gutachter. Und dann Motorradjounalisten ;o)

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MaschbauTim  23.01.2015, 15:14
@Effigies

Stimmt, es wird heute fast alles mit dem Computer getestet. Aber hinter jedem Computer sitzt ein Ingenieur, der dann mit den Testergebnissen arbeiten muss. Bei allem Fortschritt sind wir noch nicht so weit, das Computer eigenständig Veränderungen oder Verbesserungen vornehmen können, wenn die konstruktiver Natur sind. Beispielsweise baut nicht mal der schlauste Computer härtere Ventilfedern in einen Motor ein ;)

Wir sind heute weit entfernt von der Zeit, als "alte Hasen" Motoren noch nach Gehör eingestellt haben, aber den Ingenieur der als Fahrzeugbauer MIT HILFE VON COMPUTERN seine Konstruktionen testet und auswertet, gibt es noch heute.

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Effigies  23.01.2015, 16:03
@MaschbauTim

Aber die Arbeit am der fahrfähigen Maschine is doch extrem wenig geworden. Wenn der erste Prototyp auf den Rädern steht ist das Ding schon so gut wie fertig entwickelt.

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MaschbauTim  29.01.2015, 21:25
@Effigies

Im Vergleich zu wann? 1965? Als man noch mehr ausprobiert als entwickelt hat? Das zeigt doch nur, dass die Simulationstechnik und die Rechenarbeit sehr gut geworden sind.

Aber es wird auch noch unglaublich viel mit der Hand gerechnet. Unterschätze das nicht. Meist lassen aber komplexe Formen ein Handrechnen nicht mehr zu. Während man z.B. die Ladungswechseleffekte in einem runden Rohr des Ansaugtraktes noch mit der Hand berechnen kann, so geht das bei komplex geformten Luftkanälen oder Luftfilterkästen nicht mehr.

Man muss auch nicht mehr jeden Vergaser einzeln mit der Hand einstellen, weil Produktionsungenauigkeiten groß sind und damit jeder Vergaser eine Individuelle Gemischaufbereitung aufweist. Nein, heute weiß man wie viel Sauerstoff rein geht und man weiß dank konstanter Benzinqualität auch genau wie viel Gramm Benzin man einspritzen muss und wie viel verbrannt wird. Kein Grund mehr eine manuelle Einstellung vorzunehmen wenn vorher kein Mist gebaut wurde.

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