Spanisch Ursprung?

5 Antworten

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Hier müssen ein paar Begriffe klargerückt werden.

Mit dem deutschen Ausdruck Vulgärlatein (von vulgus = dem Volke zugehörig) ist eigentlich das Volkslatein gemeint: das gesprochene Latein. In anderen Sprachen wird vulgar in diesem Zusammenhang dem Volke zugeordnet und nicht als "vulgär" (einfältig, ordinär) interpretiert.

Ob nun die iberische Halbinsel i-spn-ya (phönizisch), Hispania (römisch), Spania (westgotisch) oder España (spanisch) heißt, ist auch nicht der Punkt, denn es ist grob das gleiche Land, es ist die gleiche Bevölkerung, sehen wir von Portugal ab, das sich ja später abspaltete.

Insgesamt war Latein über einen Zeitraum von etwa 1500 Jahren Amtssprache: Gesprochen wurde dort bzw. überall im römischen Reich das Volkslatein. Aus diesem wurde das klassische Latein abgeleitet. Das Volkslatein (gesprochenes Latein) wurde nicht niedergeschrieben. Man kann es über viele Jahrhunderte nur sehr vereinzelt, z. B. auf Grabinschriften, finden. Dennoch sprachen alle dieses Volkslatein, auch Dichter und Beamte.

411 fielen die Westgoten in Spanien (Hispania, Spania) ein, was mit Plünderungen einherging. Es ging kulturell und militärisch bergab. Unter den Römern war Hispanien ein Verbund, praktisch ein eigener Staat, auch wenn von Rom abhängig, aber weitgehend autonom geleitet. Unter den Westgoten zerfiel HIspania in unzählige kleine Fürstentümer und Königreiche, die miteinander verstritten waren.

Klassisches Latein wurde zwar allgemeinsprachlich weiterhin gelehrt, aber in der Primarstufe nun ohne jegliche Grammatik. So wurde die Entwicklung beschleunigt und das Volkslatein wich immer stärker vom klassischen Latein ab. Als es dann auch in der Verwaltung oder Klöstern niedergeschrieben wurde, benötigte man für dieses Latein einen eigenen Namen, da es vom klassischen abwich: Romanisch.

711 fielen die Muslime in Spanien ein. Bei einer der unzähligen Streitereien zwischen den nun herrschenden, germanischstämmigen Westgoten, nutzten sie die Gunst der Stunde, als König Roderich seine Truppen im Norden versammelte, um die aufsässigen Basken zu bekämpfen.

Fast ganz Spanien wurde von den Muslimen vom Süden her überrannt und besetzt. Nur im äußersten Norden (kantabrisches Gebirge) und Nordosten (Pyrenäen) konnten die Spanier sich halten und von dort fingen sie die Rückeroberung an, gewannen die ersten Schlachten der Reconquista. Alles südlich davon, fast die ganze iberische Halbinsel, wurde Al-Andalus genannt, der christliche Teil dagegen weiterhin Spanien.

Eine Region war besonders wichtig: die Verbindung zwischen dem Norden und dem Nordosten), die zunächst voneinander abgeschnitten waren. Diese Verbindung wurde mit Burgen und Festungen gesichert und von nun an Kastilien (von castillo, Burg) genannt. Dort mischten sich verschiedene romanische Dialekte und von dort aus gelangen auch die ersten großen Fortschritte in der Reconquista. Es entstand der kastilische Dialekt des Romanischen, der zur Behelfssprache Spaniens wurde und später Kastilisch und viel später noch Spanisch genannt wurde.

Mitte des 11. Jahrhunderts galt Kastilisch dann bereits als Sprache, es wurde Mitte des 13. Jahrhunderts reformiert und wurde als Amtssprache eingeführt. Es dauerte aber bis Ende des 15. Jahrhunderts, bis Spanien vollständig zurückerobert wurde. Das fiel auf das Jahr, in dem Amerika entdeckt wurde und von da an nannte sich Kastilisch auch Spanisch.

Hvopbdrhcf 
Fragesteller
 17.08.2023, 16:22

Danke. Das ist ja unglaublich was du dir für eine Arbeit gemacht hast. Das war sehr hilfreich und interessant (Ich liebe Geschichte).

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Ja, spanisch als so genannte romanische Sprache stammt vom lateinischen ab, genau so wie Portugiesisch, Französisch, Italienisch, Rumänisch und Katalanisch. Wenn Du also Latein kannst, bist Du im Vorteil bei allen diesen Sprachen.

Sprache ist keine Sache von politischen Grenzen. Deutsch spricht man ja auch nicht nur in Deutschland, sondern auch in der Schweiz und in Österreich und im angrenzendem Ausland. Deutsche Dialekte (eine Vermischung von Deutsch und ortsüblichen Sprachen) überall auf der Welt (z.B. Pennsylvania Dutch).

Sprache ist Kultur, Identität und auch wenn fremde Besatzer kommen, spricht man weiter seine eigene Sprache, selbst bei einem Verbot. Man will sich ja abheben von denen. Und mit der Reconquista (722-1492) eroberte auch die spanische Sprache die iberische Halbinsel zurück. Die Umayyaden besetzen nie die ganze Halbinsel, so entwickelte sich die Sprache weiter. Und selbst während des "al-Andalus" entstand das "Mozarabische" eine Mischung aus dem frühen Spanisch und Arabisch.

Bereits beim Untergang des römischen Reiches war auf der iberischen Halbinsel ein regionaler lateinischer Dialekt entstanden. Im Jahr 964 war eine eigene Sprache daraus geworden. Ein Mönch verfasste eine Art Wörterbuch auf Aragonesisch, einem Vorläufer des Kastilischen und somit dem Spansichen.

Dank diesem Wörterbuch können Veränderungen gut nachvollzogen werden:

Latein - jenes Wörterbuch - Aragonesisch - Spanisch:

de illos - de los - d'os - de los
illa - ela - la - la

saeculu - sieculo - sieglo - siglo
usw.

Woher ich das weiß:Recherche

Hat die Entwicklung von Sprachen wirklich zwangsweise etwas mit der Entwicklung von politischen Gebilden wie Staaten zu tun - was die Deiner Frage unterliegende Annahme unterstellt? Eher Nein.

Hvopbdrhcf 
Fragesteller
 17.08.2023, 15:12

Ja aber da waren doch die Araber und haben ihre Sprache derzeit verbreitet, oder?

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Sprachen sind Merkmale von Völkern, nicht von Staaten. Sonst könnte es z. B. keine kurdische Sprache geben und keine baskische.

Das spanische Volk bildete sich seit dem Untergang des Römerreichs in etlichen Jahrhunderten heraus. Es kamen zwar auch Westgoten und Araber dazu, aber das Volk sprach erst Vulgärlatein und dann das aus diesem entstandene Spanisch.

Weil da nicht erst Menschen leben, seit es Spanien gibt.

Hvopbdrhcf 
Fragesteller
 17.08.2023, 15:13

Ja aber da waren doch die Araber und haben ihre Sprache derzeit verbreitet, oder?

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