Warum haben sich in Lateinamerika so viele Länder gebildet?

4 Antworten

Das lag an den spanischen Gesetzen. Die Indios waren gleichberechtigt. Viele Spanier vermischten sich mit ihnen. Es war auch das Gebot der Kirche und der katholischen Könige. Sie wollten keine Eroberer, sie schickten Familien nach Amerika und wollten, dass sich die Leute auch dort Familien gründeten.

Es gab die Vizekönigreiche, die eben das Gesetz verkündeten. Regiert wurde dort aber in sogenannten Cabildos auf lokaler Ebene mit Mitbestimmungsrecht der Bevölkerung. Auch wenn die schwarze Legende sagt, dass Lateinamerika geplündert wurde. Man sollte nur mal schauen, was dort zu der Zeit entstand: Paläste, Städte, Universitäten etc. Es wurde viel investiert.

Durch diese dezentrale Regierungsform wurde natürlich auch ein Selbstbewusstsein geschaffen. Das nutzte Simón Bolivar und andere, die dann Unabhängigkeitskriege gegen Spanien führten um eine Art Sozialismus - gegen den Willen der indigenen Bevölkerung - einzuführen. Tatsächlich war es auch so, dass mit der Unabhängigkeit Mexikos z. B. Kopfgeld auf die Apachen ausgesetzt wurde. Etwas, was unter den katholischen Königen verboten war. Ebenso die Versklavung von Indios.

Nach und nach machten sich die Vizekönigreiche selbständig. Doch damit nicht genug. Sobald es einem Landesteil besser ging, machte es sich vom Rest unabhängig usw. usf.

In Brasilien war dies nicht so, denn dort gab es kein Mitbestimmungsrecht und keine Bildung. Die Leute mussten nach Portugal, wenn sie studieren wollten. Deshalb hat sich das einheitlich gehalten.

Die USA sind wieder ein anderer Fall. Die Engländer kamen ja erst viel später und steckten die Indios in Reservate oder ermordeten sie.

bogatyr070122 
Fragesteller
 15.07.2022, 21:36

Sehr interessante und ausführliche Antwort, danke :)

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Flagon705  24.07.2022, 14:57
@bogatyr070122

Sie stimmt allerdings nicht. In keiner Weise waren die Indios gleichberechtigt, sondern die Spanier haben ein strenges Rassensystem eingeführt, das von katholischen Ideologen wie Juan Ginés de Sepúlveda auch ausführlich begründet wurde. Darin wurde der Wert eines Menschen danach bemessen, wie viel Indioblut er in seinen Adern hatte: Reinblütige Spanischstämmige in der Neuen Welt nannte man Criollos (Kreolen). Diese hatten den höchsten Wert und gewöhnlich waren zunächst nur ihnen das Erlangen der höheren Staatsämter gestattet. Wer ein indianisches Großelternteil hatte, galt als Kastize und hatte damit schon ein Manko in der spanisch geprägten Gesellschaft Lateinamerikas. Noch mehr benachteiligt wurden Menschen mit zwei indianischen Großeltern bzw. einem indianischen Elternteil, die sogenannten Mestizen. Ebenfalls gering geschätzt wurden Mischlinge mit Schwarzen (Mulatten, Moriscen) sowie aus allen drei Rassen (Zambos, Chono, Cambuxo usw.) Das System war bis in alle Vermischungsdetails ausgefeilt und wurde in vereinfachter Form 1935 in Deutschland wieder adaptiert in Bezug auf die Vermischung von Deutschen und Juden (Nürnberger Gesetze).

Tatsächlich sind die Spanier das einzige Volk der Weltgeschichte, das gleich zwei Hochkulturen vollständig vernichtet hat: Die aztekische im heutigen Mexiko sowie die der Inka im heutigen Peru. Das haben selbst Mongolen oder Briten nicht vermocht! In Mexiko wurde die einheimische Bevölkerung zu großen Teilen ausgerottet und das Land von den Spaniern ausgeraubt. Die Goldschätze brachten die Spanier nach Europa, was zum sagenhaften Reichtum Spaniens in der frühen Neuzeit führte.

Das Gerede von einer angeblichen „leyendra“ negra kann zu nicht unbeträchtlichen Teilen auf das Bemühen spanischer Revisionisten zurückgeführt werden, die aus nationalem Stolz ihr Land von den Sünden der Vergangenheit reinwaschen wollen. Es ist zwar richtig, das die meisten der über 30 Millionen Toten des spanischen Imperialismus der frühen Neuzeit aufgrund von eingeschleppten Seuchen starben. Das ändert aber nichts daran, dass es auch Ausrottungsfeldzüge und brutale Massaker gegeben hat, deren Opferzahlen in die Millionen gingen. Die Spanier waren in der frühen Neuzeit das, was die Briten im 18., 19. und 20. Jahrhundert waren: Die führende imperialistische Macht Europas.

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calima22  24.07.2022, 15:05
@Flagon705

Die Debatte gewann aber Fray Bartolomé de las Casas und dadurch entstanden die ersten humanitären Gesetze. Im Gegensatz zu den Briten, wurden in Spanien offene Debatten geführt und letztendlich human gehandelt. Briten richteten dagegen ihre "abtrünnigen" Geistlichen hin, wenn sie es auch nur wagten, den Indios Rechte einzuräumen.

Die Azteken und Inkas wurden nicht durch die Spanier, sondern durch die sich mit den Spaniern vereinten indianischen Völkern vernichtet. Vergessen wir bitte nicht, wer die Azteken waren.

Zudem ist Azteken der falsche Begriff. Hier hat Humbold viel vermasselt. Es handelte sich um die Mexiken. Die flohen vor den Azteken, machten sich im Mexiko-Tal selbstständig, waren dann aber der Terror anderer Völker.

Für eingeschleppte Seuchen war zu jener Zeit niemand verantwortlich. Man hatte sie nicht bedacht. Die Wissenschaft war nicht soweit. Sie galten als Strafe Gottes. Mehr als 50% der Spanier, die nach Amerika gingen verendeten an Seuchen. Auch an welchen, die in Europa fremd waren.

Was die hohe Zahl der "ausgerotteten" Indigenen betrifft, ist die der Tatsache geschuldet, dass sich die Spanier mit den Indigenen vermählten. Selbst Häuptlinge boten ihre Töchter den Spaniern an. Frauen galten unter den Indios als Handelsware, soweit nicht verheiratet. Die Spanier gründeten auf Ansinnen der Kirche Familien.

In den nachfolgenden Zählungen wurden verschwanden viele Indigene, weil sie sich als Spanier sahen.

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Flagon705  24.07.2022, 16:28
@calima22

Man kann natürlich auch die größten Genozide schönreden und die Schuld einseitig auf Seuchen abwälzen oder in angeblich von Anfang an in großem Ausmaß stattgefundener Vermischung verschwinden lassen, um damit von den vielen realen Massakern an Eingeborenen (besonders direkt wegen der Conquista) abzulenken. Das ist zwar immerhin noch besser als die Schuld gleich auf andere abzuwälzen (wie es die Briten oft tun, die ihre kolossale Schuld gerne auf Deutschland abwälzen), aber dennoch kein redliches Mittel, mit der Verantwortung umzugehen. Wäre der Italiener in Diensten der spanischen Krone, Christoph Kolumbus, niemals in der neuen Welt gelandet, so würde es die großen indigenen Hochkulturen in der neuen Welt immer noch geben. Die katholische Kirche und der spanische Staat haben hier eine historische Schuld, die zwar nicht so groß ist wie die der Briten, aber diesen zumindest in dem einen Punkt noch übertrifft, dass hier tatsächlich Hochkulturen ausgemerzt wurden. Kein anderes europäisches Volk hat derartiges jemals zustande gebracht und man muss schon ins Altertum zurückgehen um als dritte durch militärische Unterwerfung ausgerottete Kultur die der Karthager (durch die Römer) zu finden. Spanien trägt, sogar noch vor Portugal mit seinem elenden Sklavenhandel, hinter England den zweiten Rang in der Schuldliste der westeuropäischen Kolonialmächte.

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calima22  24.07.2022, 16:43
@Flagon705

Die größten Genozide fanden durch Deutschland und sozialistische Staaten statt. Der Sklavenhandel wurde vor allem durch Holland, Portugal und England betrieben und stell dir vor: von Azteken, Inkas etc. Ja ebenso die Jahrhunderte zuvor von Musulmanen.

Auf die iberische Halbinsel fielen Kelten, Phönizier, Griechen, Römer, Araber, Franzosen, Wikinger etc. ein. Da du anscheinend die Beschwerdestelle bist, sollte es dich ebenso interessieren. Das waren keine woken Zeiten.

Hochkulturen, die Menschen opferten, kein Rad und noch so vieles mehr nicht kannten und davon leben, hunderte andere indigene Völker zu überfallen und zu vernichten.

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Flagon705  24.07.2022, 18:48
@calima22

Weich nicht vom Thema ab. Es geht hier um koloniale Schuld, nicht um innereuropäische Geschichte.

Der westeuropäische Sklavenhandel wurde in erster Linie durch Portugal betrieben, das ist richtig. Auch niederländische Juden und Briten beteiligten sich daran, nicht aber Spanier, da diese in der neuen Welt keine schwarzen Sklaven benötigten, da sie einfach die Indios zu diesem Zweck billiger Arbeiter nutzen konnten.

Die größten Genozide fanden nicht durch sozialistische Regierungen in Deutschland oder asiatischen / osteuropäischen Ländern statt, sondern durch das britische Imperium: 8 - 10 Millionen Iraner während des Weltkrieges und 3 Millionen Bengalen sowie mehrere Millionen weitere Inder während des Zweiten Weltkrieges.

Doch neben den Briten steht Spanien in historischer Schuld an zweiter Stelle. Man kann darüber streiten, um muslimische Araber und Osmanen noch mehr Menschenleben auf dem Gewissen haben, aber wenn wir unseren Blick nur auf Europa beschränken, bleiben Großbritannien, Spanien und Portugal historisch gesehen die größten Schurkenstaaten gegenüber den farbigen Völkern anderer Kontinente.

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Flagon705  02.08.2022, 16:57
@bogatyr070122

Richtig, genauer die brutale Zeit unter König Leopold I., eines kraftvollen, aber auch unmoralischen Machtpolitikers.

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Bolivar, der "Befreier" von Spanien, wollte einen Gesamtstaat. Er schaffte es um 1820 oder 30 zeitweise, Kolumbien, Venezuela, Ecuador, Peru und Bolivien in einem Staat zu vereinen.

Allerdings zeigten sich bald separatistische Strömungen, einzelne Cliquen und Machthaber, die lieber in ihrer Region herrschen wollten, als im Gesamtstaat die zweite Geige zu spielen. Der südamerikanische Caudillismus, die Herrschaft eines Caudillos, eines charismatischen, autoritären Führers, angebetet von den Massen, stand dem Gesamtstaat entgegen.

Außerdem sind die geografischen, klimatischen, landwirtschaftlichen usw. Verhältnisse sehr unterschiedlich.

Die USA haben sich in einem sehr frühen Stadion von Großbritannien getrennt da waren nur ein paar Staaten an der Ostküste besiedelt. von da aus haben die halb Nordamerika besetzt und besiedelt.

Die Spanier hatten schon lange ganz Lateinamerika besiedelt und in verschiedene Teilkönig-reiche unterteilt, als die Länder dann unabhängig wurden.

Finde ich auch unnötig. Die hätten es nur bei 2 Staaten lassen können. Sind doch alles Latinos.

Na080709  15.10.2022, 08:56

Aber mit anderen Kulturen ! Außerdem ist es besser das sie sich so entschlossen haben weil wenn z.B Maduro (der Präsident Venezuelas ) dieses riesen Land das ihr wollt hätte dann wären wir schon pängst tot, denn Maduro hätte mehr Waffen und würde auch der USA Konkurrenz machen und sie stehen auf der Seite Putins ! Das wäre nur noch gefährlicher ....

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