Sollte Containern endlich erlaubt werden?
Aktuell zählt Containern (also wenn man sich weggeworfene Lebensmittel von z.B. Supermärkten aus den Mülltonnen nimmt) als Diebstahl und ist somit verboten.
Sollte Containern eurer Meinung nach also endlich erlaubt werden? Und warum / warum nicht?
Das Ergebnis basiert auf 38 Abstimmungen
12 Antworten
Da ich Fragen dieser Art schon so oft beantwortet habe, heute mal in Kurzform (?).
- Es wird schwer bis kaum unsetzbar sein das Gesetz so zu endern, dass der Staat hier über fremde Eingentumsverhältnisse bestimmen kann.
- Wer haftet bei gesundheitlichen Folgen? Mögliche essbare Lebensmittel bilden nur einen geringen Anteil. Das meiste in der Tonne ist nicht ohne Grund da drin. Dort landen auch Produkte deren Kühlkette unterbrochen wurde oder mögliche keimbelastete Waren aus Verkaufssperren.
- Wer trägt die Kosten, wenn der Lebensmittelmarkt verpflichtet wäre eine Vorauswahl zu treffen und verschiedene Tonnen aufzustellen, wovon er welche dann zusätzlich sichern muss?
- Wer entschädigt die Entsorgungsunternehmen, deren Existenzgrundlage damit teilweise genommen wird, da sie von der Abholung und Weiterverwertung leben. Die Tonne ist NICHT die Endstation des Lebensmittels. Das vergessen die meisten Außenstehenden.
- Nach wie vor ist bei den Lebensmittelhändlern die Lebensmittelverschwendung, also das Entsorgen bedenkenlos (!) essbarer Lebensmittel, vergleichsweise gering. Es wird medial immer größer aufgebauscht als es tatsächlich ist. Das meiste fällt immer noch in privaten Haushalten an. Wie würde es denn jedem einzelnen gefallen, wer er dazu verpflichtet werden würde, dass er keine essbaren Lebensmittel wegwerfen darf und sie anderen zur Verfügung stellen muss, so dass den ganzen Tag über wildfremde Leute bei ihm klingen oder seine Mülltonne durchwühlen. Wäre, rein statistisch, zumindest sinnvoller als bei den Händlern.
- Meiner Ansicht nach geht es den Leuten die containern primär auch nur darum an kostenlose Lebensmittel zu kommen. Ginge es ihnen wirklich um die Lebensmittelrettung, dann könnten sie all diese Lebensmittel auch kaufen BEVOR sie in der Tonne landen. In der Regel sind diese auch vorher im Preis reduziert. Tun sie aber nicht, obwohl diese Lebensmittel zu diesem Zeitpunkt noch frischer und sicherer sind. Warum tun sie es nicht? Wie viele von denen würden noch containern, wenn sie dafür eine Gebühr zahlen müssten, quasi wie bei einem "All you can eat" Buffet? Vermutlich keiner.
Die Frage nach einer Legalisierung des Containerns ist einfach nicht zu Ende gedacht. Deshalb wundert es auch gar nicht, dass solch eine Forderung auch von den Grünen unterstützt wird, die ja stets nur ihre Ideologien vor Augen haben und die Realität ausblenden.
Für mich persönlich gibt es deshalb keinen einzigen sinnvollen Grund das Containern zu erlauben. Es zöge ein Vielfaches mehr an Nachteilen als Vorteile mit sich.
Da sieht man wieder dass nichts einfach zu machen scheint hier in Deutschland.
"Meiner Ansicht nach geht es den Leuten die containern primär auch nur darum an kostenlose Lebensmittel zu kommen. Ginge es ihnen wirklich um die Lebensmittelrettung, dann könnten sie all diese Lebensmittel auch kaufen BEVOR sie in der Tonne landen. In der Regel sind diese auch vorher im Preis reduziert. Tun sie aber nicht, obwohl diese Lebensmittel zu diesem Zeitpunkt noch frischer und sicherer sind. Warum tun sie es nicht?"
Hast du mal in Filmen Container geschaut? Dir meisten Lebensmittel die man dort findet sind nicht runter gesetzt. Oft sieht man einfach Packungen mit Eiern wo einen beschädigt ist, 1 Apfel der schlecht ist usw. Da sind Lebensmittel die absolut noch gut sind aber weck geschmissen werden müssen laut Gesetz. Diese Lebensmittel kann man nicht davor kaufen! Würden Supermärkte etwas Geld verlangen dafür das man sich die Lebensmittel (nicht nur die super schönen Togoodtogo sachen) hollen kann, würde ich dies tun! Hier geht es nicht um Gratis Lebensmittel sondern um den Klima Gedanken.
Das kommt m. E. nur in Betracht, wenn zugleich explizit gesetzlich geregelt wird, dass der Supermarkt keinerlei Haftung dafür trägt, insbesondere nicht für Unfälle beim Herumklettern in den Containern, Vergiftungen durch verdorbene Lebensmittel, oder Gefahren durch Lebensmittel, die sonst aus gutem Grund zurückgerufen und entsorgt wurden (Salmonellen, Kunststoff- oder Metallteile in den Produkten u. ä.).
Und auch die Frage, wer die Kosten für Beseitigung der Sauerei, die dabei regelmäßig entsteht, übernimmt.
Sinnvoller sind zentrale Abgabe- und Abholstationen für noch gute Lebensmittel. Genau diese dürfen (!) aber keine abgelaufenen, noch essbaren Lebensmitteln annehmen.
die z.B. das Mindesthaltbarkeitsdatum überschritten haben, aber noch genießbar sind
Problem ist halt, dass das bei einer gezielten Abgabe irgendjemand verifizieren muss. Dafür muss man einen expliziten gesetzlichen Rahmen schaffen, der das Risiko ausschließlich bei demjenigen belässt, der die Sachen an sich nimmt bzw. verzehrt. Die aktuelle Rechtsprechung würde sofort wieder einen Verantwortlichen suchen, wenn etwas passiert.
Hinzu kommt auch eine Entschädigung der Entsorgungsunternehmen, deren Existenzgrundlage die Abholung und Weiterverwertung der entsorgten Lebensmittel ist.
Das sehe ich persönlich relativ entspannt. Wir können, müssten und sollten nicht jeden wegfallenden Markt kompensieren. Genauso wie wir nicht die Videotheken subventionieren müssen, weil deren Geschäftsmodell wegbricht. Zumal der Markt ja lediglich schrumpft, nicht komplett wegbricht. Und die Lebensmittelverwertung ist mittlerweile ohnehin in der Hand der großen Konzerne, denen das nicht besonders wehtut.
Offenlegung: Ich arbeite selbst in einem mittelständischen Entsorgungsfachbetrieb, allerdings nicht in der Lebensmittelverwertung.
Ich persönlich finde jedoch, dass die Gewinnung von unweltfreundlichem Biogas und Dünger um ein Vielfaches höher wiegt, als dass ein paar Leute ein paar Euro bei der Lebensmittelbeschaffung sparen können.
Naja, der beste Abfall ist immer noch der, der gar nicht erst entsteht. (Das ist jetzt meine persönliche Meinung, nicht meine betriebliche.)
Und Abfall wird es in den nächsten Jahrzehnten noch genug geben - auch jede Menge hochproblematisch, den wir aktuell erst noch erzeugen und einbauen.
Ich glaube auch nicht, dass die Mengen an zu entsorgenden Abfällen dadurch nennenswert sinken: Wie du ja selbst schon angesprochen hast, machen die noch verwendbaren Lebensmittelabfälle aus Supermärkten nur einen vergleichsweise kleinen Teil aus. Aus den privaten Haushaltungen kommt noch genug, und auch von den Lebensmitteln, die an die Tafeln o.ä. gehen, wird eine nicht ganz unerhebliche Menge am Ende doch entsorgt.
Wir haben gerade in der Recyclingbranche sehr viel größere Probleme, die in der Öffentlichkeit kaum thematisiert werden. Aber das führt an dieser Stelle zu weit weg vom Thema "Containern".
, der beste Abfall ist immer noch der, der gar nicht erst entsteht.
Das Grundprinzip ist ja ohnehin Vermeidung vor Verwertung. Der Ansicht bin ich selbst und bin auch in meiner Antwort darauf eingegangen (Kaufen BEVOR es in der Tonne landet, sofern es diesen Leuten tatsächlich primär um die LebensmittelRETTUNG gehen sollte).
Aus den privaten Haushaltungen kommt noch genug
Nur landet das meiste davon im Hausmüll oder Klo und nicht in der Bio-Tonne.
Wir haben gerade in der Recyclingbranche sehr viel größere Probleme,
Nicht nur dort. Im ganzen Land gibt es weitaus größere Probleme, als die Diskussion, das Gesetz in Bezug auf die Eigentumsverhältnisse grundlegend zu ändern, damit ein paar Leute legal nichts fürs Essen bezahlen müssen.
Natürlich sollte das legal sein. Noch besser wäre es natürlich wenn Supermärkte dazu verpflichtet wären aussortierte Waren immer zu spenden, dann muss es nicht erst in den Mülleimer damit es legal wird, aber gut. Es wäre zumindest schonmal ein Schritt in die richtige Richtung.
Noch besser wäre es natürlich wenn Supermärkte dazu verpflichtet wären aussortierte Waren immer zu spenden
Dann braucht es auf der anderen Seite aber auch eine Abnahmepflicht. Ich weiß von kleineren und mittleren Supermärkten, die ihre überzähligen Lebensmittel grundsätzlich der Tafel anbieten, dort aber oft abgewiesen werden, weil "wird eh nicht gegessen / wollen die Leute nicht".
Und die übliche Frage: Wer trägt die Kosten und das Haftungsrisiko?
Welches Haftungsrisiko? Wer Sachen aus einem Mülleimer wieder herausnimmt und isst, von anderen weggeworfene Waren noch weiter konsumiert oder Waren mit abgelaufenen MHD konsumiert sollte grundsätzlich nur selbst dafür haften wenn man Scheißerei oä bekommt.
Und die Kosten sollten sich schnell regeln lassen, da meine mum zB bei der Tafel aushilft kann ich aus erster Quelle sagen das manche Supermärkte oder kleine Läden selber vorbeifahren und das zu spendende sogar vorbeibringen, und ansonsten gibt es normalerweise einen zugewiesenen Fahrer von der Tafel der die abgesprochen Orte abfährt und die Ware abholt.
Welches Haftungsrisiko? Wer Sachen aus einem Mülleimer wieder herausnimmt und isst, von anderen weggeworfene Waren noch weiter konsumiert oder Waren mit abgelaufenen MHD konsumiert sollte grundsätzlich nur selbst dafür haften wenn man Scheißerei oä bekommt.
Sollte so sein - ist derzeit aber nicht so. Deshalb müsste das in diesem Rahmen zwingend explizit geregelt werden.
Es wäre wesentlich sinnvoller, dafür zu sorgen, daß niemand containern muss.
Das kann zum einen durch ein dichteres Sozialnetz passieren, durch daß eben nicht so viele Leute ungebremst durchfallen und zum anderen durch ein Umdenken in der Wirtschaft. Statt Dinge wegzuwerfen nur um die Preise hochzuhalten sollte man lieber mehr zu günstigerem Preis verkaufen. Abgelaufene Sachen sollten zum Einkaufs-/Selbstkostenpreis abgegeben werden können. Also ohne Steuern und was die Preise sonst noch unnötig hochtreibt. So macht der Laden wenigstens keinen Verlust.
Und Kunden sollten auch mal weniger zickig sein. Auch nicht mehr so frisches Gemüse etc. ist noch gesund. Also erst das älterere Zeugs kaufen. Dann muss das niemand wegschmeißen.
warehouse14
Letztlich ist das auch immer eine Haftungsfrage - wenn, dann müsste es vorgeschrieben werden, noch brauchbare Lebensmittel zwingend an die Tafeln abzugeben.
wenn, dann müsste es vorgeschrieben werden, noch brauchbare Lebensmittel zwingend an die Tafeln abzugeben.
Die aber keineswegs alle Lebensmittel haben wollen, weil sie sie selbst nicht in entsprechendem Umfang loswerden.
Das ist eine gute Idee mit den Abholstationen. Eventuell sowas wie die Tafel, wo eben Lebensmittel von Supermärkten abgegeben werden, die z.B. das Mindesthaltbarkeitsdatum überschritten haben, aber noch genießbar sind