Singen-Intonation-Meinungen?

4 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Wie soll man das sagen, ohne dass Du geknickt bist... Nein, sorry. Wenn da Talent wäre, würdest Du nicht vollständig ausserhalb der Tonart singen. Du singst auch rein technisch betrachtet gar nicht richtig, sondern liegst zwischen gepresstem und geknödelten Sprechgesang und gehauchten Tönen - die Dir aber regelmäßig nach unten wegeiern, weil Du keine sinnvolle Stütze aufbaust, Dich mit der Presserei klanglich ausbremst und dabei lasch und kraftlos singst. (Hört die Familie hinter der Tür zu? ;-)) Ich finde keine 4 Töne am Stück, die sicher intoniert sind und eine vernünftige Basis haben, es tut mir leid, das so schreiben zu müssen. Aber mit Beschönigungen ist Dir hier nicht geholfen.

Talent zum Singen äußert sich unter Anderem immer auch in einem angeborenen guten Gehör für musikalische Begleitung sowie für das, was die eigene Stimme dazu fabriziert - UND in einer bereits instinktiv angewandten Gesangstechnik, die auch ohne jedes professionelle Coaching und ohne Stimmbildung bereist auffällig brauchbar und überdurchschnittlich gut ist.

Du singst nicht auffällig gut, sondern verglichen mit anderen Jugendlichen, die hobbymäßig singen, eher unter Durchschnitt. Verwechsle bitte nicht gutes Singen mit dem Versuch, die fragwürdigen "emotionalen Ausdrucksmittel" irgendwelcher Pop-Sterne nachzuahmen. Denn dies tust Du - und genau dies macht Dir noch unmöglicher, so etwas wie eine Stütze aufzubauen und zu halten und auf einer stabilen und gleichmäßigen Luftsäule dann Deine Töne zu öffnen und mittragen zu lassen. Dann wäre nämlich die Stimme voll da, die Töne wären präzise, die Anfänge sicher und die Töne und Zeilendenden würden Dir nicht permantent wegrutschen. Hier fehlt so vieles - und nein, das kannst Du absolut nicht über Tips und Tricks lernen.

Du kannst in keinem Chor singen? Du hast keine Lust, in einem Chor zu singen. Weil dies nicht das ist, was Du möchtest: Du möchtest Dich selbst als Solistin sehen und nicht in der Masse untergehen. Dort würdest Du aber vernünftiges Singen lernen!

Was auf der Aufnahme hörbar ist, reicht aber womöglich für keinen Chor, solltest Du dort dieselben Probleme haben, zu konkreten Tonlagen einer Klavierbegleitung korrekt zu singen - oder abgestimmt auf das, was Sopran, Alt oder Tenor singen. Wenn hier das Gehör ebenfalls nicht gut ausgeprägt ist, müsste auch dies erst einmal gründlich aufgebaut werden.

Dies wird von allein und durch Üben und Ausprobieren oder das Anhören von Aufnahmen nicht besser. Du brauchst jemanden, der Dir ganz konkret Gesangstechnik verpasst, mit Dir übt und Dich jederzeit korrigiert. Zurzeit bist Du gar nicht präpariert, vollständiges Zeúgs zu singen, Du müsstest Dich einige Monate erst einmal PERSÖNLICH ANGELEITET mit ganz konkreten Übungen befassen und zu einem stabileren Gesang finden. Das geht über Gesangstechnik, Stütze und einen guten Stimmsitz.  Daran hat man erst einmal 1-2 Jahre viel zu tun, um sich eine Basis zu erarbeiten, auf die dann weiter aufgebaut werden könnte.

Dies funktioniert wirklich nur mit persönlicher Anleitung und Korrektur. Gute Chöre erhalten zumindest eine Basis-Stimmbildung als Gruppe, hier gäbe es für Dich bereits eine Menge zu lernen. Und das wäre auch nötig, wenn Du einmal mehr Freude am Singen haben möchtest als jetzt.

Es tut mir leid, wenn dies nun sehr klar und auch hart war - aber Du bist nicht mehr 12 und meinst es auf jeden Fall sehr ernst mit dem Singen. Hier jetzt nicht die Wahrheit zu sagen und Dich in irgendwelchen Träumereien herumdümpeln zu lassen wäre unfair. So hast Du wenigstens die Möglichkeit Dir zu überlegen, was Du zukünfitig in diese Lieblingsbeschäftigung investieren und auf Dich nehmen möchtest, um hier tatsächlich wesentlich besser zu werden. Für eine Karriere als Berufssängerin ist das allerdings nichts, hier solltest Du realistisch werden. Die Anforderungen an Profigesang sind immens hoch - diese Leute sangen mit 8 im Kinderchor besser als Du heute bewerkstelligen oder morgen kannst. Das ist die Realität.

Ich würde Dir empfehlen, ab demnächst in einem Chor zu singen und zu lernen - und wenn es Dir wichtig ist, später dann parallel mit der Einzel-Stimmbildung anzufangen, sobald Du über das Chorsingen soliden Grund entwickeln konntest. Bitte KEINE selbsternannten Vocal-Coaches oder Sänger, sondern ausgebildete GesangsPÄDAGOGEN für den Einzelunterricht - Das wäre insbesondere für Deine Situation ganz immens wichtig! Damit nun sofort anzufangen und den Chor auszulassen wäre Geldverschwendung, da so viel Basis fehlt, die Du auch ab sofort und für gratis in einem Chor erhalten kannst. Gerade das Chorsingen trainiert auch Dein Gehör sehr gut (aber nicht in 2 Monaten, sondern in mindestens 2 Jahren!).

MissMarplesGown  25.03.2015, 20:36

Wenn Du das erreicht hast, lohnt sich die Stimmbildung - denn wenn Du mit dem Erlernen konkreter Gesangstechnik beginnen willst, wäre das Mitbringen eines guten Gehörs Grundlage, sonst wird man nicht mit Dir arbeiten können.

Also ran! Und die Frage stellen: WILL ICH SINGEN?? Wenn die Antwort JA ist, musst Du dafür nun das Richtige tun.

Die Problematik, die raushörbar ist, verschwindet nicht von selbst, wenn Du so weiter machst wie bisher. Wenn Du hier jetzt nichts unternimmst, wirst Du in 2-3 Jahren die Freude am Singen verloren haben, weil Du mit zunehmender Reife in der Lage sein wirst, viel kritischer hinzuhören und Dich sachlicher zu beurteilen. Du wirst dann sozusagen aus Deiner Begeisterung über Dich selbst "herauswachsen" wie aus einem zu klein gewordenen Schuh und das Singen womöglich aufgeben, weil es Dich nur noch unzufrieden und unglücklich macht. Lerne! Das ist möglich und lohnt sich immer, auch wenn es "nur" ein Hobby bleibt.

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Dreadrasur  25.03.2015, 22:06
@MissMarplesGown

Und um den Frust aus der Sache etwas herauszunehmen: Nimm Unterricht und bleib am Ball :) Den Frust, den MissMarples beschrieben hat, hatte ich am Anfang zu genüge, weil meine Ausgangssituation ähnlich der deinen war. Nach 3,5 Jahren Gesangsunterricht und Ensemblegesang bin ich aber absolut froh, es nie hingeworfen zu haben, weil Singen einfach ein wunderschönes Hobby ist und ich soviel gelernt habe (auch vieles, was übers Singen hinausgeht, wie Selbstbewusstsein). Auch wenn ich selbst wohl nie ein Profi-Sänger werden könnte, hats sich gelohnt ;-)

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MissMarplesGown  25.03.2015, 22:15
@Dreadrasur

Vielen Dank für Deine schöne Ergänzung! Dreadrasur, wann hast Du mit Gesangsunterricht u. Ensemble angefangen, wie alt warst Du?

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Dreadrasur  26.03.2015, 11:10
@MissMarplesGown

Ich habe mit 16 mit Gesangsunterricht angefangen, nach einem halben Jahr bin ich dann im Ensemble eingestiegen. Mittlerweile bin ich 20

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Hi. 

Da einige Dinge bei mir ähnlich liegen wie bei Dir, darf ich das hoffentlich sagen, ohne Dich zu verletzen. Auch ich liebe Musik, auch ich liebe Gesang, besonders Chorgesang. Aber - und jetzt kommt das ganz große ABER: Auch ich treffe die Töne nicht.

Immerhin habe ich eine recht gute Stimme, und zwei oder drei Lieder kann ich sogar (fast) RICHTIG singen. Das war's dann aber auch schon. Und, wenn ich ganz ehrlich bin, ich finde nicht, daß Du eine gute Stimme hast.

Vielleicht kannst Du Dir Deine Freude am Singen bewahren und sie weiter ausbauen, wenn Du Dir einen Chor aussuchst, der einfachere Dinge singt. Ich denke da zum Beispiel an Spirituals - darunter befinden sich nun gerade, Zufall oder nicht, die zwei, drei Songs, die ich einigermaßen singen kann.

Wie und was auch immer - laß Dir die Freude an der Musik nicht nehmen. 

Alles Gute! 

earnest


MissMarplesGown  27.03.2015, 14:00

Earnest singt Spirituals- wer hätte das gedacht! ;-D Die "unheilige" Miss Marple hat ebenfalls eine ganze Zeit lang Spiruals gesungen. Da staunt die GF-Gemeinde. :-)

Stimme ist natürlich zu einem guten Teil auch Geschmackssache. Ich selbst finde die Stimme, wie sie auf der Aufnahme jetzt aktuell klingt, ebenfalls nicht "gut" - aber: Mit zunehmender Stimmbildungs-Erfahrung lernt man Stimmen anders zu hören, sie schichtweise auseinander zu nehmen,  ihre klangliche Basis von dem zu unterscheiden, was da durch fehlende Technik und ungünstigen Stimmsitz obendrüber noch ungünstig gedeckelt und was an unschönen "Kunsteffekten" (oft durch Nachahmung entwickelt) hinzu gefügt wird.

Sie hat durchaus einen speziellen, runden und "tief-glockigen" Klang darin, dazu das Potenzial, wesentlich voller und dann auch ganz angenehm zu hören zu sein, wenn hier gelernt und trainiert wurde - und es klingt bereits jetzt etwas "ernsthaft Anrührendes" dabei mit, was in den Bereich der Ausstrahlung gehört. Man ghört es an einzelnen Tönen, es sit nicht immer präsent. Solltest Du hier mitlesen, aurelia: Hier meine ich KEINESFALLS das, was Du durch die Art, wie Du singst, zusätzlich beizufügen versuchst, indem Du presst und mit der Stimme "knarzt" . Dies ist nachgemachter, draufgesetzter Effekt, aber nicht "Stimme".

Dies müsste einige Jahre reifen, damit das "Mädchen, das gefallen will und das sich hier in einer speziellen Rolle empfindet" aus der Stimme verschwindet. Wenn diese Stimme erwachsen wird und an Authentizität gewinnt, kann das durchaus etwas sehr Schönes werden - soweit dann aber auch die Gesangsfähigkeit durch ein gezieltes Training mitgewachsen ist. aurelia: Die Stimme klingt jetzt natürlich nicht "wunderschön", so wie sie momentan ist. Sie hat keine Möglichkeit zu strahlen, weil Technik fehlt. Aber: da ist stimmliches Klang-Potenzial, das bereits jetzt in Deiner Naturstimme vorhanden ist - dies auszugraben lohnt sich.

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Also ersteinmal die harte Wahrheit vorweg: Aktuell klingt es nicht sonderlich schön. Der erste Teil klingt ziemlich verhalten und genuschelt, die Töne kommen nicht klar hervor. Und das größte Problem ist, dass sehr viele Töne nicht sauber sitzen, bei den höheren Stellen später bricht dir die Stimme manchmal weg.

ABER:

An manchen Stellen merkt man schon, dass da eine sehr schöne Stimme wartet! Es fehlt dir einfach noch ein wenig an der Fähigkeit, diese richtig einzusetzen. Und keine Sorge - das kann man lernen! Meine Intonation war am Anfgang miserabel (und ich kämpfe damit immer noch ein wenig).

Wie du schon richtig erkannt hast, liegt es an der Intonation. Ich würde dir empfehlen, mit dem Klavir die Gesangsspur mitzuspielen und solange zu Üben, bis jeder einzelne Ton sitzt! Ich kenne das, dass es sich so beim Singen erst richtig anhört, aber nimmt man sich auf und hört es sich an, fällt einem plötzlich auf, dass viele Töne nicht gesessen haben. Da führt kein anderer Weg dran vorbei, als absolut perfektionistisch jeden Ton an seinen Platz zu setzen.

Durch die richtige Technik verbessert sich übrigens automatisch die Intonation. Bei mir war das Problem, dass der Tonsitz häufig falsch war. Habe ich diesen richtig hinbekommen, stimmten auch die Töne direkt.

Ich würde dir insgesamt dringend empfehlen, Gesangsunterricht zu nehmen! Einfach so schön singen können die wenigsten Menschen, aber lernen kann es jeder. Und ich glaube, du könntest eine wirklich schöne Stimme entwickeln! :)


aurelia135 
Fragesteller
 25.03.2015, 19:54

danke für Deine Antwort, ich werd´s versuchen, aber was ist, wenn man dann bei einem Song alle Töne perfekt trifft und dann ein anderes singt, dann muss man das immer wieder von vorne machen oder ist das dann so, dass man die dann einfach trifft? Ich hoffe, du verstehst, was ich meine

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Dreadrasur  25.03.2015, 20:39
@aurelia135

Am Anfang wirst du bei jedem Lied so vorgehen müssen (wobei du feststellen wirst, dass es dir bei verschiedenen Liedern unterschiedlich schwer/leicht fallen wird). Je öfter du ein Lied übst, desto sicherer wirst du darin, bis hin dass du es sicher ohne Fehler singen kannst. Gleichzeitig werden dir neue Lieder aber weiterhin schwer fallen. Deshalb heißt es am Ball bleiben!

Mit der Zeit wird sich deine Intonation verbessern. Ich singe jetzt seit 3,5 Jahren und meine Intonation ist manchmal immer noch nicht gut. Aber insgesamt hat sich so extrem viel geändert. Früher konnte ich nicht mal einen einzelnen Ton nachsingen konnte (weil ich nie wusste, wo der liegt) und heute behaupte ich von mir, ziemlich gut singen zu können. Nicht überragend, aber auf jeden Fall gut. Es ist alles machbar! Musst nur üben und dranbleiben.

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MissMarplesGown  25.03.2015, 21:48
@aurelia135

Wenn Du einen ausgebildeten Gesangspädagogen hast, wirst Du erst einmal über lange Zeit sinnvolle Gesangstechnik üben - aber nicht an vollständigen Songs (und erst Recht nicht an mitgebrachten, favorisierten Pop-Balladen!), sondern anhand spezifischer Übungen, die es für die einzelnen Bereiche gibt.

Wenn Du dann also irgendwann einen Song "perfekt" singen kannst, dann nicht deshalb, weil sich dieser einzeln üben ließe, bis hier speziell in diesem einen Song alles sitzt, sondern WEIL DU TECHNIK BEGRIFFEN HAST und in der Lage bist, diese korrekt anzuwenden. Dieselben Techniken wirst Du dann aber ja auch in anderen Songs wieder anwenden. So wirst Du also gar nicht erst erleben, dass Du einen Song "perfekt" beherrschst und bei anderen und neuen aber dastehst wie der Ochse vorm Berg. 

Findest Du zu brauchbarer Gesangstechnik, wird sich Dir also automatisch auch jeder nächste Song bereits wesentlich leichter und unkomplizierter erschließen. Im vernünftigen Gesangsunterricht lernst Du also nicht, erst dieses und dann jenes Stück "perfekt" zu singen, sondern Du erhältst hier vor allem GENERELLES gesangliches Handwerkszeug, um dann später alles Mögliche leichter und besser zu singen.

Selbstverständlich probierst Du dieses später dann auch an ganzen Songs aus - aber so wirst Du dort nicht anfangen, weil diese Stücke nicht geeignet sind, um einem Laien erste zarte Gesangstechnik zu vermitteln. Wenn Du reiten lernen möchtest, wird man Dich auch nicht auf einen Araber setzen und diesem einen Klaps auf den Po geben und ab geht die Post, sondern: Du fängst im Schrittrempo an, auf einem zahmen Pferd und an der Longe. Und auch nach einem Jahr wirst Du keinen Araber reiten, nicht allein, nicht im Gelände und nicht auf langen Touren. ;-)

Singen lernen ist ein langer Prozess und beginnt nicht mit vollständigen Songs und Popballaden, da Du für diese womöglich 10 Techniken in gutem Zusammenspiel plus gut sitzende Höhen und Tiefen benötigen würdest - und Du aber Übungen brauchst, die erst einmal eine oder höchstens zwei technische Themen umfassen.

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Dreadrasur  25.03.2015, 21:58
@MissMarplesGown

Gerade wenns um Intonation geht macht man die meisten Fortschritte, wenn man einfach die Lieder übt und darin besser wird. Wenn sie dieses Video hochlädt und nicht merkt, dass viele Töne schief sind, dann deutet das ziemlich stark darauf hin, dass sie nicht richtig hinhört. Und das kann man durch viel Üben und dem Peniblen Beachten jedes einzelnen Tones nuneinmal extrem stark verbessern, auch für alle weiteren Lieder.

Ob man jetzt mit Liedern oder Techniken mehr lernt, darüber lässt sich streiten. Ich habe die größten Sprünge definitiv mit Liedern und nicht mit Techniken gemacht, da ich diese immer als frustrierend und langweilig empfunden habe. Und selbst wenn man in ihnen besser wurde, war es deutlich weniger befriedigend, als ein Lied singen zu können.

Natürlich kann man am Anfang sehr viel noch nicht singen, da hast du natürlich Recht. Wir haben am Anfang viele Musicals gesungen, die eine für mich entspannte Lage hatten, und das war auch okay und hat mir Spaß gemacht. Aber hätte ich nur Techniken geübt, dann wäre ich heute nicht da wo ich bin, sondern hätte womöglich sogar komplett mit dem Singen aufgehört.

Wo ich dir aber absolut zustimme, ist die Empfehlung Unterricht zu nehmen.

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MissMarplesGown  25.03.2015, 22:30
@Dreadrasur

Gerade wenns um Intonation geht macht man die meisten Fortschritte, wenn man einfach die Lieder übt und darin besser wird.

Nein, das ist nicht richtig, bitte entschuldige, wenn ich hier korrigiere. An guter Intonation hängen konkrete Techniken, die es in sich haben, (an einer Erweiterung des Range ebenfalls) es geht ja nicht darum, anhand des Lieblingssongs irgendwie zu versuchen, die Töne zu "treffen" und das dann so lange fortzusetzen, bis es irgendwie besser wird. Singen lernen ist kein Dosenwerfen.

Es funktioniert nicht anhand ganzer, womöglich mitgebrachter Songs, wenn man Techniken von Grund auf lernen möchte. Es gibt spezielle Übungen (und hierzu auch andere Lieder als die, die man selbst sofort gern singen können möchte!), die aber wesentlich mehr und intensivere Übung für spezielle Dinge enthalten, die gerade wesentlich sind. Z.B., um dann mit einem bestimmten Song auch tatsächlich anfangen zu können.

Ein nach persönlichem Geschmack ausgewählter kompletter Song enthält eine Vielzahl unterschiedlichster Handicaps, an denen völlig unterschiedliche Technik- und auch z.B, Höhenprobleme hängen - und dies alles zusammen wird ein vernünftiger Gesangspädagoge als "Übungspaket" nicht sehr effektiv finden, nur weils dem Schüler womöglich mehr Spaß machen würde, dies alles gleichzeitig zu versuchen und er mehr Ausdauer nicht mitbringt. Dies wird nur in eher oberflächlichem Unterricht so gemacht, wenn man technisch nicht sehr in die Tiefe möchte. Bei dem stimmlichen Potenzial würde ich dazu nicht raten. Was aus ihrer Stimme zu ihrer eigenen Freude noch wird, hängt daran, wie gut sie konkrete Technik erlernt.

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aurelia135 
Fragesteller
 26.03.2015, 17:36
@MissMarplesGown

Danke für alle Antworten, ich hab für nächste Woche einen Termin zum Gesangsunterricht und bin schon am suchen von Chören. Wir haben einen in der Schule, meint ihr dieser würde das selbe bringen? und wenn du über "stimmlichen Potenzial" redest, meinst du damit, dass doch noch was draus werden könnte (MissMarplesGown)?

lg

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MissMarplesGown  26.03.2015, 23:23
@aurelia135

Chor: Hier ist die Leitung wichtig, die Ausbildung und Qualifikation des Leiters. Musikpädagogen sind noch längst keine Gesangspädagogen - und Gesangspädagogen gibt es womöglich an Musikgymnasien, aber zumeist nicht an der ganz normalen Schule. Oft sind hier eher Musiklehrer aktiv, die ausserdem ihren Chorleiter gemacht haben. Ich persönlich habe in Schulchören zumeist eher nicht die Stimmbildung erlebt, wie man sie z.B. oft in Kirchenchören erhält (Kirchenmusik ist anspruchsvoller) - aber das kann durchaus in Deinem Schulchor ganz anders sein. Wichtig ist auch: Wie alt sind die Leute im Chor im Durchschnitt und wie ist das Gesangsvermögen unter den Schülern? Und wie alt bist Du?

Gesangsunterricht: Mutig von Dir! :-) Achte darauf, dass es ein GesangsPÄDAGOGE ist, denn gerade bei den Schwierigkeiten, die Du überwinden musst, brauchst Du jemanden, der nicht nur selbst Gesang studiert hat, sondern auch eine Ausbildung drangehängt hat, die ihn befähigt, Gesangsschülern auch die Technik sinnvoll und vernünftig zu vermitteln. Ein Gesangspädagoge wird jede feine Nunace heraushören, er hört, wann Du Fehler machst und Dir ganz konkrete, individuelle Hilfen geben können, diese zu vermeiden und mit der Zeit immer sicherer und besser zu singen. Er kann verhindern, dass Du durch falsch eingeübte Techniken Stimme und Kehlkopf zu sehr belastest und diese davon womöglich Schaden nehmen.

und wenn du über "stimmlichen Potenzial" redest, meinst du damit, dass doch noch was draus werden könnte

Gesangsvermögen - also die Fähigkeit, gut und richtig oder sogar herausragend singen zu lernen - ist noch einmal etwas anderes als "stimmliches Potenzial". Es gibt Leute, die haben eine wunderbare Stimme bereits von Natur aus und bringen aber kein Talent zum Singen mit. Es gibt aber auch phantastische Sänger, die immenses Talent haben und aber nur eine durchschnittliche oder sogar im "schrägen" Sinn ungewöhnliche Stimme, mit der sie unter Garantie niemals Mozart oder Bach singen werden.

Mit "Stimme" ist allein der KLANG, die stimmliche "Färbung" und emotionale Ausdruckskraft gemeint. Dieser Klang ist als "Rohling" (wie bei Dir, also noch untrainiert) bereits in Naturform vorhanden und würde sich bei stimmlicher Ausbildung auf jeden Fall noch mehr ausprägen, zumeist auch verschönern und "veredeln", je nach Veranlagung ist da entsprechend einiges rauszuholen. Die Stimme ist naturgegeben und enthält ein natürliches Potenzial, das noch weiter herausgearbeitet werden kann.

Beim "Singen" geht es dann um das Gesangsvermögen, also darum, welches Talent zum Erlernen technisch guten Singens hier jemand bereits mitbringt und wie sich dieses Gesangsvermögen dann weiter entwickelt, wenn der Sänger Gesangstechnik anzuwenden lernt. Mit der richtigen Technik blüht das Ganze nämlich sozusagen auf - zusammen mit der Stimme.

Mit "stimmlichem Potenzial" meine ich, dass in Deiner Stimme einiges an Potenzial liegt, sie hat einen sehr schönen Klang, das steckt viel Gutes drin! Dies hört man bereits jetzt heraus, auch wenn das Singen selbst technisch gesehen eben zurzeit noch nicht so gut ist. Es ist gut möglich, dass sich der Klang Deiner Stimme noch wesentlich besser entwickelt, dies kann aber nur anhand sauber umgesetzter Gesangsrechnik geschehen.

Weil ich finde, dass Deine Stimme dieses Potenzial enthält, hatte ich Dir geraten, eben NICHT "ein bißchen" Stimmbildung und Technik" zu erlernen, indem Du einen Gesangslehrer erwischst, der mit Dir gleich an komplette Songs (dann womöglich auch Popsongs und -Balladen) geht, denn hier WIRD Deine Stimmbildung nicht so intensiv und fein differenziert sein, das ist mit dieser Methode nicht möglich.

Die vielen Stimmübungen gehören in den ersten Monaten absolut dazu und ich kann Dir versichern: Sie machen nicht nur Spaß, sie sind immens wirkungsvoll und Du lernst daran wesentlich mehr, intensiver und effektiver. Gesangspädagogen bauen Stimme und Gesangsfähigkeit von der Basis her gründich und zusammenhängend auf. Gesangs-Coaches trainieren mit Dir, spezielle Songs zu singen und diese besser rüber zu bringen, als Du dies ohne Hilfe könntest. Mancher Gesangslehrer wird hier auf Wunsch des Schülers auch zum "Coach" und übt mit ihm, was dieser will - aber wie ich schon sagte: Dies ist nicht das, was ein professioneller Gesangsunterricht hergeben sollte. Der intensive Unterricht ist oft kostspieliger, lohnt sich aber absolut. Ich habe damals mit 16 meine erste professionelle Stimmbildung bezahlt, indem ich nebenher Zeitungen ausgetragen habe. Das kann jeder Teenager/Jugendliche ebenfalls tun, es muss einem nur wichtig genug sein.

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MissMarplesGown  26.03.2015, 23:24
@MissMarplesGown

Wenn ein Gesangslehrer einen leichteren Job haben und sein Geld leicht verdienen möchte, kann er so oberflächlich vorgehen und mit dem Schüler singen, was dieser am liebsten mag. Dies hat für den Gesangslehrer 3 Vorteile: 1) Der Schüler gefällt sich selbst (als Laie kann er ja nicht beurteilen, wo er hier gesangstechnisch tatsächlich steht und ob es sinnvoll ist, was er da am Stück lernt - oder was alles er dabei versäumt und NICHT lernt) - 2) der Schüler wird nicht so schnell aufgeben, da er als Laie bereits super findet, wie er selbst zum Klavier klingt - und weil er meint, hierbei mehr Spaß zu haben. 3) Der Lehrer braucht sich wenig Gedanken zu machen, sich nicht vorzubereiten, kein ausgeprägtes Können anzuwenden und sich nicht mit nerviger und anstrengender Feinarbeit oder der Motivation des Schülers herum zu schlagen. Alle drei Punkte sind im Sinne des Gesangslehrers. Es gibt gut ausgebildete Gesangslehrer, die dieses oberflächliche Cóaching ablehnen, weil sie dafür nicht so lange studiert haben. Sie wolllen Stimmen ausbilden und Gesangstechnik von der Basis her vermitteln - und dafür dann auch anständig honoriert werden.

Wer das Singen wirklich liebt und es von Grund auf und richtig gut lernen will, nimmt JEDE Mühe auf sich und macht JEDE Übung mit, die ihn letztlich zu gutem Gesang befähigen und ihm eine stimmliche Verbesserung bringen kann und wird. "Ein bißchen Singen lernen" ist ebenso sinnlos wie "ein bißchen Ballet" oder "ein bißchen Fußball". Auch Gesangstechniken kann man nicht "ein bißchen" anwenden oder "einigermaßen" - und dann meinen, so würde man gut singen. Vor allem geht das auf Dauer auf Stimmlippen und Kehlkopf.

Was Du richtig lernen kannst, mache nicht halb, nicht beim Singen, das wäre schade! Bezogen auf Deine Stimme ist hier immerhin bereits ein kleiner "Rohdiamant" da. Er ist stumpf, es sitzt noch Dreck drauf, er hat keine Facetten und kann daher noch nicht funkeln, ABER: Es steckt Gutes drin! Ob man ihn zum Funkeln bringen kann, muss sich erst zeigen. Er wird funkeln und strahlen, wenn Du Technik gut anwenden kannst und hier geduldig bist und Mühen auf Dich nimmst. Was dieser Diamant einmal wert sein wird, haben die Leute in der Hand, denen Du ihn zum Schleifen übergibst.

Darum wähle die guten Schleifer, wenn Du gute haben kannst. Ein guter Schleifer schleift Deine Stimme und Dein Gesangsvermögen auf langem Weg und vorsichtig, sorgfältig und individuell. Gesangslaien anhand ganzer Songs zu trainieren ist ein grober, schneller Schliff. Und eine leichte, oberflächliche Arbeit für den Gesangslehrer, schnell verdientes Geld. Wenn er seine Sache richtig macht, hat er mächtig detailreiche Arbeit an Dir - und dann ist er sein Geld auch wirklich wert.

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Du spielt Klavier, solltest also eigentlich die Töne im Ohr haben. Leider hängst du oft daneben. Es ist auch nicht sonderlich klar und oft verhuscht. Hast du das gleiche Problem wenn du mit Monitor, also über Kopfhörer dich selber hörend, singst ?  Du singst ohne Bauchatmung, daher ist das alles ein bisschen flach. Da kann man keine Tipps geben. Du benötigst einen Lehrer der dir das alles zeigt und kontrolliert. wie willst du besser werden wenn du deine Fehler nicht erkennst. Selbst wir "alten Hasen" nehmen oft noch Untericht,  ich auch. Ob das für´s professionelle singen reicht ?, Das solltest du nach einigen Monaten Unterricht klären......


aurelia135 
Fragesteller
 25.03.2015, 19:51

danke für Deine Antwort. Sowas mit dem Monitor hab ich noch nie gemacht. Wie macht man das, braucht man dafür spezielle Sachen?

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EntertainerNRW  25.03.2015, 19:57
@aurelia135

Mikrofon und ein kleines Mischpult und einen Kopfhörer

Tonquelle  also CD Player oder ähnliches in den Mixer, Mikro in den Mixer, Kopfhörer aufsetzen und singen. Da kannst du genau hören ob du einen Ton triffst oder nicht. 

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MissMarplesGown  25.03.2015, 20:49

Hallo Entertainer! :-) Ich vermute sehr, sie würde auch mit Monitor dieselben Probleme haben. Weil ihr sämtliche gesangliche Technik fehlt - was der Hauptgrund ist, dass sie die Töne nicht halten und treffen kann. Es ist nicht allein ein Problem des Gehörs. Wenn unsichere Sänger zuhause nur noch mit Monitor singen, weils sich "besser" anhört und sie sich sicherer fühlen, wird ihnen das richtige Gehör für Gesang ohne Monitor erst Recht verbasselt. Sie kommen dann immer ins Schwimmen, wenn kein Monitor möglich ist. Sie sollte sich erst einmal mit der eigenen Gesangsfähigkeit verbessernd befassen, bevor sie überhaupt zu technischen Hilfen greift und sich von diesen eventuell abhängig macht. Dann hätte sie noch ein weiteres Problem am Hacken.

Sie muss ihre Stimme auch ohne Monitor steuern können. Wer sich auf Monitor einschießt, lernt das hinterher noch wesentlich schwerer.

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