Sind wir nicht nur ein "Produkt" unserer Eltern und Umwelt?

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Man kommt mit einem gewissen genetischen Potenzial zur Welt. Das kommt von Vater und mutter, aber trotzdem ist das Ergebnis nicht vorhersehbar. Wenn man nur mal beobachtet, wie unterschiedlich sich Geschwister entwickeln, wird klar dass die genetische Komponente nicht ausschlaggebend ist. 

Das Wissen und die Erlebnisse formen die Persönlichkeit größtenteils. darauf haben Eltern nur begrenzt Einfluss, wenn sie ihre Kinder nicht vollkommen abschirmen. 

Natürlich müssen Eltern ihre Kinder auf das Leben vorbereiten. Das wollen sie möglichst gut und umfassend tun, ein Patentrezept gibt es aber nicht. Also bringen gute Eltern ihren Kindern bei was sie selbst für wichtig halten.

Das beinhaltet auch, dass ihnen die moralischen Werte ihrer Gesellschaft nahe gebracht werden. Unsere Welt funktioniert eben nach Regeln, die man kennen muss, wenn man nicht überall anecken will. Diese Regeln zu lernen ist ja auch im Interesse des Kindes.

Auch Ernährung spielt eine große Rolle. Gute Ernährung ist erlernt. Wer als Kind nur Mist zu fressen bekommt, wird sich als Erwachsener mit einer gesunden Ernährung schwer tun. Wer schon als Kind mit frischem Essen aufwächst, zusammen mit den Eltern kochen lernt und so Gesundes von Dickmachern zu unterscheiden lernt, tut sich später leichter.

Religion ist so eine Sache. auch sie wird von vielen Eltern vermittelt, obwohl jeder geistig gesunde, gebildete Mensch erkennen können sollte, dass es sich dabei nur um antike Märchen handelt.
Ich habe nichts dagegen, wenn ein Kind mit den Glaubensvorstellungen von Religionen vertraut gemacht wird. Es ist gut zu wissen, wer an was glaubt. Dabei sollte aber die Vielfalt stimmen und die Glaubensvorstellungen sollten nicht als Wahrheit verkauft werden.
Dumm nur dass religöse Eltern der Meinung sind, dass es gut ist, an die jeweilige Religion zu glauben. So werden die kinder eben im Sinne des Glaubens indoktriniert und werden das auch mit ihren Kindern machen. So wird Religion vererbt fast wie eine genetische Krankheit.

Man sollte Kindern besser Logik, Rationalität und Vernunft beibringen als sie glauben zu lassen, dass es irgendwelche Zauberwesen gibt, die alles wissen und alles sehen.

Viele Eltern denken selbst noch sehr kindlich und meinen dass das was sie als Erwachsene gerne haben würden oder erreicht hätten, ihre Kinder glücklich macht. Dabei kommt oft heraus, dass Kinder gegen ihren Willen zu irgendwas "ermutigt" werden. Man könnte auch gedrängt oder gezwungen sagen, was in vielen Fällen sicher zutrifft. Manches muss eben sein, wie zum Beispiel Nachhilfe, wenn die Noten nicht stimmen, oder auch der Besuch beim Zahnarzt.
Über Hobbys oder andere persönliche Dinge, die nicht notwendig sind wie Religion, Musikgeschmack oder Kleidungsstil sollten Kinder möglichst frei selbst entscheiden dürfen. Überall wo es keine großen Auswirkungen hat dürfen und sollen sie auch mal scheitern, aufgeben oder daneben langen, denn solche Erfahrungen gehören auch zum Leben. Kinder, die nie etwas selbst ausbaden mussten, wissen sich als Erwachsene oft nicht zu helfen.

Man sollte ihnen also vielfältige Kompetenzen vermitteln. Dazu muss man sie nicht zwingen, man muss nur die Neugier nutzen.

Ich spreche aus eigener Erfahrung wenn ich sage, dass man mit 14 noch nicht vollständig auf das Leben vorbereitet ist. Deswegen solltest du mitnehmen was du kannst.

Hallo ClarissaAWE,

denk mal mathematisch: Produkt heißt auch immer, dass da Faktoren sind, bei denen Null herauskommt, wenn einer fehlt.

Die Faktoren sind dann Vererbung (=Veranlagung, Temperament) und Umwelt (zu der auch die Eltern zählen). Einen dritten Faktor musst du berücksichtigen: du selbst!

Wir alle sind durch Erbanlagen unterschiedlich geprägt sind, haben unsere unterschiedlichen Erfahrungen in unterschiedlichen sozialen Bedingungen. Dabei geben dann die Eltern das an ihre Kinder weiter, was sie für wertvoll und wichtig halten.

Ziel der Erziehung ist jedoch nicht, dass die Kinder genau das übernehmen, was die Eltern vorleben, sonst würde ja generationenlang immer nur das Gleiche entstehen und es gäbe keine Entwicklung. Du müsstest dich ja dann genau so verhalten wie deine Ur-Ur-Uroma.

Ziel ist, die Kinder nach diesen Vorgaben reif zu machen für eine eigene Entscheidung.

Was du darstellst (Gehirnwäsche, Hineinpressen von Vorstellungen), würde man als Indoktrination bezeichnen. Das führt dann dazu, dass man entweder alles übernimmt oder alles ablehnt. Wer einen geizigen Vater hatte, wird entweder selbst geizig oder er wird das Gegenteil: verschwenderisch. Aber mit Geld richtig umgehen kann er noch immer nicht.

Für dich: Wenn du die Religion vollständig und gedankenlos übernimmst, bist du genauso unreif, als wenn du das Gegenteil tust und sie vollständig ablehnst. Ein richtig reifes Verhältnis zur Religion mit eigener Entscheidung hast du aber noch immer nicht.

Und jetzt kommt eben der dritte Faktor: Deine Persönlichkeit und dein Charakter sind erst dann reif, wenn du aufgrund deiner Erbanlagen und der Umwelt (Eltern, Medien, Schule…) eigene Wertungen vorgenommen hast und dich selbst entschieden hast und deine eigenen Entscheidungen getroffen hast.

Das Ganze, was da entstanden ist, würde man Charakter nennen. Und der hängt von dir ab. Und Aufgabe der Eltern ist es, das zu fördern.

Ja, Eltern erziehen das Kind mit ihren Moralvorstellungen. 
Das als ekelhaft zu bezeichnen finde ich fragwürdig. Die eigenen Moralvorstellungen sind die, die man am besten findet und man will sein Kind so gut es geht erziehen um ihm eine gutes Leben zu ermöglichen. Du kannst dich natürlich im Teenager- oder Erwachsenenalter von den Moralvorstellungen und Bräuchen deiner Eltern verabschieden und neue annehmen, wie du willst. Die Eltern können nun leider ein 3-jähriges Kind nach dessen Religionsglauben oder Moralvorstellungen fragen und eine ernsthafte Antwort erwarten. Es muss so geschehen, denn alles andere würde keinen Sinn ergeben.

Naja, was stellst du dir vor? Da liegt dein ein neugebornes Kind. Soll man dem sagen "so, war eine nette Geburt und jetzt lebe den Leben"? Man muß das Kind ja erziehen und auf die Welt vorbereiten. Kinder müssen lernen, was richtig und falsch ist und am Anfang werden sie da stark von den Eltern beeinflußt, aber Kinder werden auch älter. Und sie lernen ja in der Schule, daß man nicht alles so hinnimmt, wie man es vermittelt bekommt, sondern auch kritisch hinterfragt und sich eine eigene Meinung bildet. Dein Beispiel mit der Religion ist auch so eine klassische Sache. Am Anfang vermitteln die Eltern halt ihren glauben, den sie für richig halten. Kinder lernen auch, was das beinhaltet. Aber es kommt der Zeitpunkt, wo die sich selbst damit befassen und dann für sich entscheiden, daß sie das fortführen wollen oder nicht. Deshalb gibt es so etwas wie Firmung oder Konfirmation und die vorbereitenden Kurse. Da soll man sich ja selbst damit auseinander setzen und selber entscheiden.

Also Gehirnwäsche würde ich da nicht reden. Es ist ganz normal, daß Kinder die Welt kennen lernen und am Anfang halt die Eindrücke die sind, die sie von den Eltern erfahren, aber später auch die von anderen Menschen und irgendwann haben die ganz ihren eigenen Charakter.

Du steckst gerade mitten in deiner Pubertät und versucht gerade deinen eigenen Charakter zu finden, was im Prinzip der wichtigste und schwierigste Schritt in deinem gesamten Leben ist.

Jedoch müssen Kinder auf irgendeiner Weise erzogen werden. Und da deine Eltern ja schon einiges mehr an Lebenserfahrung als du mitbringen, ist es vollkommen normal und auch richtig, dass sie einem Kind erst mal ihre eigenen Moralverstellungen vermitteln.

Und dann wirst man als Kind halt älter und kommt in die Pubertät. Genau in dieser Zeit beginnt man sich von den Vorstellungen der Eltern zu lösen und eigene Wege zu gehen.

Aber man sollte trotzdem nicht einfach alles, was einem die Eltern beigebracht haben, einfach so unüberlegt über Bord werfen. Denn eine ganze Menge Dinge sind sicherlich ganz gut gewesen. Früher oder später wirst du selbst auch zu dieser Einsicht kommen. :-)

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Ich habe 4 Jahre Pädagogik studiert.