Sind Spanier in Lateinamerika gern gesehen oder unbeliebt?

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Eine Sache sind die Menschen, eine andere die Politik. Wenn die Innnepolitik in manchen lateinamerikanischen Ländern nicht zufriedenstellend ist und Präsidenten sich rechtfertigen müssen, holt man schon gerne mal den Kolonismus aus der Tasche.

Dabei vergisst man aber, dass "die Spanier" diejenigen sind, die in Spanien blieben. Die Kolonialherren sind Spanier, die nach Lateinamerika gingen, also heute Lateinamerikaner sind.

Aber insgesamt gibt es ein gutes Verhältnis zwischen Spanien und lateinamerikanischen Ländern. Spanien ist der Hauptinversor in vielen Ländern und wenn es Krisen gibt, gehen viele Lateinamerikaner nach Spanien, wechseln innerhalb spanischsprachiger Länder oder Spanier gehen nach Lateinamerika. Je nach Epoche und gerade anhaltender Wirtschaftskrise.

Ebenso ist die Kultur ein Markt, die Sprache ist die gleiche etc.

Wenn überhaupt, müsste man zwischen der jeweiligen politischen Ausrichtung der Regierung unterscheiden. Linke Regierungen arbeiten sich gerne am Thema Kolonialismus ab (wobei eben ihre eigenen Vorfahren Lateinamerika kolonisierten) und versuchen auch sonst eben die Gesellschaft zu teilen.

Dann geht es auch um Länder und Regionen. Es haben nicht "die Spanier" Lateinamerika (für die westliche Welt) entdeckt und besiedelt. Es waren zunächst vor allem Andalusier und Kanaren, im weiteren Sinne noch Südspanier.

In Venezuela sieht man die Einwohner der Kanaren als Brüder an und die Kanaren werden liebevoll als eine weitere Provinz Venezuelas angesehen. Dagegen gibt es einen starke Verbindung zwischen Argentinien, Uruguay, Galicien und Asturien, im Norden Argentiniens, in Uruguay und Paraguay auch mit den Kanaren und Andalusien. In Argentinien werden Spanier generell Galicier genannt und Italiener Tanos (von Neapolitanos, der italienischen Region, aus der viele Einwanderten).

Der gesamte Karibikraum spricht ein Spanisch, das sehr an das andalusische Spanisch erinnert, aber auch an die vom Andalusischen beeinflussten Kanaren.

Wo die Menschen weniger spanienfreundlich sind, ist in den Anden. Es ist aber allgemein so, dass Menschen aus Bergregionen verschlossener sind. Was Mexiko anbelangt ist dort der Einfluss weniger aus dem Süden Spaniens, sondern aus Madrid zu spüren. Wenn Mexikaner nicht diese typische Melodie hätten und ein paar Dinge aus dem Südspanischen übernommen hätten, die sich in ganz Lateinamerika verbreiteten, wären sie an dem Spanisch dran, welches im Zentrum Spaniens gesprochen wird. Insbesondere die vollständige Aussprache von Endsilben, die Aussprache allgemein (bis eben auf das für Spanien typische z) etc.

Allerdings ist Mexiko eben ein riesiges Land mit mehr als 100 Millionen Menschen und das macht sich auch ein bischen dahingehend bemerkbar, dass es eben selbst führen will und sich von anderen Einflüssen heute eher abschotten will.

Im Urlaub in fremden Ländern verstehen sich Spanier und Lateinamerikaner prächtig. Wobei man aber auch sagen muss, dass es zwischen den lateinamerikanischen Ländern auch manchmal funkt. Aber das sind vor allem politische Spannungen. Und bei Spanien ist es so, dass es eben einen Unterschied macht, ob er aus Katalonien, Madrid oder Andalusien kommt. Letztere haben Lateinamerika beeinflusst und man ist sich vom Charakter her näher, während Menschen aus dem Norden eben kühler sind.

Sie sind nicht unbeliebt, es sei denn sie sind wirklich unfreundlich und herablassend. Im Großen und Ganzen werden sie genauso gemocht wie andere nette Leute und sie werden mit derselben Gastfreundschaft behandelt. Hier und da werden vielleicht ein paar Witze gemacht, aber das wars dann auch. Viele Menschen in Lateinamerika fühlen sich immer noch stark mit Spanien verbunden, während andere sich kaum mit Spanien und mehr mit dem präkolumbianischen Erbe verbunden fühlen. Das ist regional abhängig. Aber eigentlich hegt niemand Hass gegenüber Spaniern.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Nur ein gewöhnlicher Chilango

In Brasilien werden Spanier immer mehr als Rassisten gesehen. Hauptsächlich weil ihre schwarzen Fußballspieler Rassismus in Spanien erfahren müssen. Spiegelt vermutlich nicht die ganze spanische Bevölkerung wieder, aber Fußball ist nun mal sehr groß in Brasilien.