Sind Bluttransfusionen wirklich so gefährlich?

9 Antworten

Bluttransfusionen können, wie jede andere medizinische Intervention auch, Nebenwirkungen haben, das ist schonmal richtig. Was aber bei der Doku (die übrigens echt schlecht recherchiert und sehr einseitig ist) unterschlagen wird, ist dass sie in vielen Fällen unausweichlich sind. Man hat in den letzten Jahren die Triggerwerte für Transfusionen heruntergesetzt, jedoch gibt es nicht eine einzige Studie, die auch nur nahelegen würde, dass man generell auf BTs verzichten könnte, im Gegenteil ab bestimmten Hb-Werten steigt die Sterblichkeit rasant an gegenüber Transfusionsempfängern (z.B. Carson et al. "Transfusions" 2002). Mal ein paar Beispiele dazu:

Ein Patient wird nach einem schweren Verkehrsunfall mit massiven inneren Verletzungen ins Krankenhaus gebracht. Der Blutverlust ist dramatisch und er konnte mit Volumengabe der Druck zwar soweit stabilisiert werden, dass er/sie es bis auf den OP-Tisch geschafft hat, allerdings steht jetzt noch eine längere Notfall-OP an, bei der der Blutverlust nicht sofort gestoppt werden kann. Die Volumengabe ist zwar schön und gut, sorgt aber nicht dafür, dass Sauerstoff im Blut transportiert werden kann, den aber die Organe dringend brauchen. Wie kann man also dem Patienten jetzt noch das Leben retten, wenn der Hb-Wert so tief gesunken ist, dass eine Hypoxie besteht (kannst ja mal nach der Hüfner-Zahl googeln und dir ein paar Gedanken machen)? Es gibt derzeit noch keine Alternativen zu BTs, die sowohl Volumen als auch die Fähigkeit zum Sauerstofftransport mit sich bringen. Man hat es mit einigen Perflourcarbonen versucht, die aber haben z.T. so vernichtende Nebenwirkungen, dass man sie nicht einsetzen kann. Will man es mit Stimulation der Hämatopoese versuchen (z.B. EPO), so muss man dann aber mehrere Tage warten, bis die Wirkung eingetreten ist (und die Zeit hat wohl kaum ein Trauma-Patient)... Was mit Patienten ist, die z.B. eine Chemotherapie bekommen oder an einer aplastischen Anämie, Leukämie etc. leiden, steht noch auf einem anderen Blatt (und ja... auch solche Patienten haben Unfälle)... Also was genau wäre die Alternative? Ich habe schon Patienten gesehen, die in kurzer Zeit über 30 BTs erhalten haben (Massentransfusion) und eben nur deshalb heute noch leben. Dann gibt es noch andere Krankheiten, wie z.B. Thalassämien, die in einigen Fällen eine lebenslange Behandlung mit Transfusionen notwendig machen... (vor kurzem habe ich mit einem gesprochen, der seit inzwischen 20 Jahren regelmäßig BTs erhält)

Also: Ja, es gibt Nebenwirkungen, deshalb ist die Indikation auch immer wieder Gegenstand von Prüfungen und wird stetig neu überarbeitet. ABER: in vielen Fällen gibt es keine Alternativen... Ist leider nun mal noch so.

Denen geht es doch nur um den Profit

Den Ärzten geht es um den Profit? Aha, mal nur so zur Info: Ein Arzt verdient keinen einzigen Cent daran, wenn eine BT verabreicht wird. Woher hast du solche Informationen, die dich dazu veranlassen einen ganzen Berufsstand pauschal so abzuurteilen? Finde ich schon ziemlich unverschämt.

 Also bitte begründet eure aussagen, denn die in dem Video sind ja Studierte Ärzte die es ja nicht ohne Grund sagen, das Bluttransfusionen so gefährlich sind.

Weisst du... ich studiere selbst Medizin, habe Erfahrung sowohl im Rettungsdienst, als auch in der Anästhesiepflege und glaube mir, BTs werden vor allem heutzutage wirklich nur noch eingesetzt, wenn es eine Indikation dafür gibt und das was in dem Video angesprochen wurde, ist eher die "zu viel schadet ja nicht"-Mentalität, die halt nicht mehr zeitgemäß ist (was aber im Übrigen schon seit der Sanguis-Studie bekannt ist und deshalb auch die Trigger immer weiter gesenkt wurden)

Du kannst jetzt natürlich so weit gehen und dir einfach mal die Daten des Paul-Ehrlich Instituts ansehen und dir dann Gedanken darüber machen, wie objektiv dieser Bericht im ARD wirklich war:

http://www.pei.de/SharedDocs/Downloads/vigilanz/haemovigilanz/publikationen/haemovigilanz-bericht-2011.pdf?__blob=publicationFile&v=6

Also kurz: Ja, BTs können gefährlich sein und ja sie haben Nebenwirkungen... ABER: Das Risiko-Nutzen-Verhältnis ist eindeutig: Sowohl in der Notfallmedizin, als auch in der Onkologie, als auch in einigen anderen Bereichen der Medizin sind sie derzeit noch alternativlos.

Dass Bluttransfusionen Nebenwirkungen haben und im Verdacht stehen als Spätfolge Krebs auszulösen ist in Deutschland schon lange bekannt.

Daher wurden und werden Bluttransfusionen nur gemacht, wenn das akute Überleben davon abhängt und da sind die Nebenwirkungen und Spätfolgen egal.

Ist auch nur Statistik. Manche Menschen bekommen gar keine Probleme nach einer Transfusion.

Also wo ist das Problem?


FloTheBrain  27.01.2016, 11:09

Und den Unsinn mit dem Profit musst du begründen, bevor du von anderen hier verlangst gegen diesen Unsinn argumentieren zu sollen... ;-)

1
Abahatchi  04.02.2016, 23:31
@FloTheBrain

Um Bluttransfusionen ab zu wickeln, müssen Menschen arbeiten und dafür auch ein Gehalt bekommen. Diese wiederum müssen geleitet und verwaltet werden von Leuten, die auch bezahlt werden. Stellt sich die Frage, in wie weit jene Leute nur mit dem Mindestlohn abgespeist werden sollen, nur damit man ihnen nicht Profitgier unterstellen kann. Alle Firmen die für das Transfusionswesen Geräte, Materialien und Zubehör erstellen, werden für diese Geräte, Materialien und das Zubehör auch eine Handelspanne haben und Gewinne damit machen. Es wird kaum möglich sein, so etwas in einer Marktwirtschaft am Laufen zu halten, ohne dasz irgend jemand dabei auch sein Geld verdient. 

Wer meint, dasz allen ernstes alles nur aus Gemeinnützigkeit heraus gestemmt werden kann, der scheint aus meiner Sicht wenig Hang zu Wirklichkeit zu haben.

Dasz Bluttransfusionen Nebenwirkungen haben, ist für mich auch kein Argument. Auch Nieren- oder Herztransplantationen haben Nebenwirkungen und normale Schmerzmittel auch. Wichtig ist, dasz man erst dann zu Verfahren mit Nebenwirkungen greift, wenn die Vorteile, die Nachteile überwiegen. Wem also ohne Bluttransfusion wegen akuten Blutverlust gleich das Herz stehen bleibt und im Hirn das Licht aus geht, dem sollte man nicht Blut verweigern, weil er vielleicht mit Komplikationen von 1 zu 1000 zu rechnen hätte, denn ohne Transfusion wär er zu 99,9% so gut wie tot.

Grusz Abahatchi

0

Erstmal vorweg, das es auf ARD kam sagt nicht viel aus. Wenn ich da an die Doku "Propagandaschlacht um die Gentechnik" denke, die auch dort lief, verlieren sie schon stark an Glaubwürdigkeit, denn die war furchtbar einseitig, schlecht recherchiert und überhaupt nicht differenziert. Das erkennt man leider nur, wenn man etwas mehr in der Materie drinsteckt, mit Blut kenne ich mich nur mäßig aus, daher kann ich die Doku nicht derart einordnen.

An dieser Thematik hier mag was dran sein, es steht aber außer Frage, dass wir nicht einfach damit aufhören können. In vielen Fällen ist die Bluttransfusion die letzte Möglichkeit den Tod zu verhindern. Kommt es danach zu Komplikationen, dann muss man das erstmal so hinnehmen, man hat sein Möglichstes versucht.

Dass sich etablierte Meinungen als nicht ganz richtig herausstellen ist kein Weltuntergang, man handelt eben nach bestem Wissen, ergeben sich neue Kenntnisse so werden diese auch zu neuen Behandlungsmethoden führen.

Ist an diesen Erkenntnissen etwa dran, so wird man sicher die Forschung zu z.B. synthtischem Blut intensivieren und mehr finanzielle Mittel zur Verfügung stellen, damit man eine passende Alternative entwickeln kann.

Bluttransfuisonen sind in der Regel nicht gefährlich. Ganz im Gegenteil, Bluttransfusionen retten Leben. Millionenfach!

Die extrem seltenen Ausnahmen sind eben das - Ausnahmen.

AllAboutPC 
Fragesteller
 26.01.2016, 18:30

Laut 50 durchgeführten Studien, traten in 45 Studien schwere Nebenwirkungen bis hin zum Tod auf, sind das etwa Einzelfälle ?

1
OnkelSchorsch  26.01.2016, 18:32
@AllAboutPC

Das verweise ich in den Bereich der Fantasie oder gar der Verschwörungstheorien.

Kannst ja nen Aluhut aufsetzen, wenn du Angst vor einer Transfusion hast.

Aber deinen Kommentaren entnehme ich, dass du gar keine Frage hast, sondern hier nur eine Zankdiskussion führen willst. Das mach mal ohne mich.


1
Agronom  26.01.2016, 18:49
@AllAboutPC

Die Aussage allein, ist recht Inhaltslos. Das Entscheidende wäre dabei, die statistischen Werte, also wie viele und welche Personen umfassen die Studien, sind sie representativ, bei wie vielen Fällen traten Nebenwirkungen ein.

Wären es z.B. in jeder Studie unter 5% der Fälle bei denen Nebenwirkungen eintraten, wäre das wieder nicht so sehr besorgniserregend.

1
Steffile  26.01.2016, 20:23
@AllAboutPC

Wahrscheinlich waren sie Leute schon halbtod als sie die transfusionen bekamen...

1
AllAboutPC 
Fragesteller
 26.01.2016, 18:40

Nein ich will keine Diskussion herbeiführen sondern will mir halt andere Meinungen anhören. Und ausserdem wenn du mir das nicht mit den Studien glaubst, dann schau ca. 15 Minuten von dem Video, dort ist der Beweis!

0
AllAboutPC 
Fragesteller
 26.01.2016, 18:42

@HerrVonRibbeck es wird in den ersten 15 Minuten der Doku erwähnt. Welche Studien dies genau waren weiss ich nicht. Es waren aber zwischen 47 und 50 Studien.

0
HerrVonRibbeck  26.01.2016, 18:50
@AllAboutPC

Dann finde es heraus und überprüfe, ob die im Film pauschal getätigte Aussage/Erwähnung mit den Studienergebnissen tatsächlich übereinstimmt - oder aber nicht.

1