Selbständig mit Holz?

6 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Hallo, ob Du davon leben kannst, läßt sich aus der Ferne und so pauschal und auch nicht hellseherisch vorraussagen.

Positiv ist, Du hast als Schreiner wahrscheinlich Ahnung hast von dem, was Du planst. Außerdem ist es ein Hobby von Dir. Leidenschaft beim "Lebensunterhalt verdienen" ist eine sehr gute Vorraussetzung, das auch zu schaffen!

Leider reicht es nicht aus, etwas gut zu können. Du  hast dann zwar Deine Lager voll mit den schönsten Sachen, es sieht aus wie beim Weihnachtsann  - aber die Kasse ist noch leer. Die Kunst ist viel mehr, Kundschaft zu finden. Und zwar ausreichend und das immer wieder. Es sei denn, Du hast Marketing auch irgendwie gelernt. So hört es sich in Deiner Frage aber nicht an. Ich war über 7 Jahre als Erzieherin selbständig mit Kinderpartys etc. - ich schüttele mir so eine Party förmlich aus dem Ärmel - aber mein Trugschluss war, mit ein paar teuren Inseraten läuft mir die Kundschaft nur so die Bude ein. Fehlanzeige!

Du musst Dir also überlegen, wer Deine Kunden sind, wie und wo Du die "erreichst": angenommen, Du stellst Dich mit Deinen tollen Holzschüsseln und sicherlich angemessen hochpreisigen Absichten mit einem Stand auf den Wochenmarkt, denn da hast Du gerade Zeit. Dann stellst Du evtl. fest, das da nur Omis mit kleiner Rente rumlaufen oder junge Arbeitslose mit Bierflasche in der Hand und ohne Geld. Die sehen alle nicht so aus, als ob die Geld für oder Interesse an Holzschüsseln haben. (So ist es zumindest mir ergangen, mit meinem Projekt).

Am Besten schreibst Du - nur für dich - einen Businessplan, auch wenn Du den nirgens vorlegen musst. Du findest zahlreiche Vorlagen im Internet, auch im Bereich der Arbeitsagentur. Damit arbeitest Du eine vorgebene Gliederung ab und stellst dadurch sicher, das Du "an alles denkst" bei der Vorbereitung. Spätenstens dabei verstehst Du die skeptischen Antworten der Anderen auf Deine Frage. So unvorbereitet wird das nämlich nix... aber das muss ja nicht so unvorbereitet bleiben , oder?

Weitere Grundlage ist Deine Preisgestaltung. Alle Deine Unkosten (privat + geschäftlich) müssen über Deine Verkäufe abgedeckt werden, sonst machst Du Minus. Sowas zu berechnen muss gelernt sein. Es gibt aber Leute, die dabei helfen (Existenzgründerseminare, IHK, ...)

Du schreibst nicht, wem Du die Holzschüsseln verkaufen möchtest, ich vermute, darüber hast du noch gar nicht nachgedacht. Meine Ideen:

Holzschüsseln & Co - passen gut zu Bauernmärkten. Ich habe im Bereich Mittelalter/Lagerleben solche Dinge gesehen. Das könnte (D)eine Abnehmergruppe (Zielkundschaft) sein. Hab hier mal wahllos einen link eingesetzt:

http://www.melbar.eu/Mittelalter-Shop/Ausruestung/Holzschalen-Shop/Flache-Holzschale_M1D001010902.html

http://www.melbar.eu/Mittelalter-Shop/Ausruestung/Holzwaren-Shop

Die Mittelalterleute scheinen auch um den Arbeitsaufwand und den Wert von Handarbeit zu wissen - und zahlen dafür. Viele betreiben Mittelalter als Hobby, und Hobbys dürfen oft auch gern was kosten (z.B. schreinern, Golf, Tennis, segeln, reiten,...).

Als weitere Zielkundschaft könnte ich mir jene aus dem Bereich "leben ohne Plastik" vorstellen - vor allem als alternatives Kindergeschirr (auch wenn Du es so sicher nicht geplant hast). Aber Glas/Porzellan war bei uns irgendwie nicht bruchfest, da sind wir mangels Alternativen auf Plastik umgestiegen. Ständig neues Geschirr kaufen ist für uns nicht machbar. Das wäre eine Chance für Holz! "Holz statt Plastik" (in Anlehnung "Jute statt Plastik". Allerdings - mein Teller aus Jute? Lieber nicht!).

Selbst wenn Du nur über das Internet verkaufen willst, mußt Du Deine Homepage passend zur Zielgruppe einrichten, damit Du gefunden wirst.

Insgesamt kommt es natürlich darauf an, ob Du Deine Holzschüsseln etc. als Gebrauchsgegenstände planst oder als Kunstobjekte oder was ganz anderes. Das sollen nur Beispiele sein, um Dir zu verdeutlichen, was fehlt.

Da alles sehr davon abhängt, wie gut Du Deine Kundschaft findest - ist ein nebenberuflicher Start mit einem sicheren Einkommen die beste Lösung. Das kannst Du nämlich so lange beibehalten, wie nötig - im Gegensatz zu sämtlichen -zeitlich begrenzten- Zuschussprogrammen (für die es bestimmte Vorraussetzungen braucht). Ich kann Dir sagen, ich schätze ein festes Einkommen sehr - Du hast stets eine feste Größe auf dem Konto, mit der Du verlässlich rechnen kannst. Andernfalls überlegst Du ständig, wie Du Deine Rechnungen, Miete, KFZ-Versicherung etc. bezahlen könntest und schläfst schlecht.

Ganz nebenbei: Krankenversicherung, Arbeitslosenversicherung, Berufshaftpflicht/Unfall, Finanzamt, Beiträge an die IHK usw. nicht vergessen. Wichtig zu klären: brauchst Du einen Meisterbrief für Dein Gewerbe oder machst Du es auf künstlerischer Ebene? Evtl. ist ein Eintrag in der Handwerksrolle erforderlich, auch hier fallen Kosten an. DAS unbedingt VORHER mit Deinem zukünftigen Buchhaltungsbüro klären. Auch ja, hast Du Kenntnisse in Buchhaltung (Einnahme-Überschußrechnung bzw. bilanzieren)? Insgesamt: schau ob du ein Existenzgründer-Seminar machen kannst, um typische Fehler zu vermeiden. Manche Fehler können teuer werden.

Holzdrechsler95 
Fragesteller
 09.11.2016, 16:39

Vielen Dank für deine Antwort, hat mir sehr geholfen. Werde es auf jedenfall nebenberuflich versuchen. LG

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olivenheiner  10.11.2016, 09:10
@Holzdrechsler95

Dankeschön für den Stern und die Punkte! Es freut mich sehr, das ich Dir weiterhelfen konnte. Solch hilfreiche Antworten verfassen macht mir Spaß. Sowas würde ich gern beruflich machen (weiß aber nicht wie). Also mach ich ein paar andere Projekte, wenn ich nicht gerade bei gutefrage unterwegs bin.

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Das kann man so nicht sagen.......

Ich,an deiner Stelle würde es zu Beginn neben deiner Festanstellung versuchen.

Wenn du dann siehst, dass du davon leben kannst, kannst du immer noch kündigen.

Ich will dich nicht gleich demotivieren - aber eine Selbstständigkeit und gut davon leben können ist nicht ganz einfach.

Es gibt sehr viele Dinge zu bedenken.

Trotzdem wünsche ich dir viel Glück und auch Erfolg.

Lg

Um solche Produkte in nennenswertem Umfang zu verkaufen, wirst Du Dir schon einiges einfallen lassen müssen. Einerseits wirst Du Dich jedes Wochenende auf Kunsthandwerkermärkte, Weihnachtsmärkte, Stadtfeste und ähnlichem mit einem Verkaufsstand hinstellen müssen. Andererseits wirst Du mehrgleisig fahren und Deine Sachen auch im Internet anbieten müssen. Eine kleine ständige Verkaufsstelle an Deinem Wohnort wäre auch nicht verkehrt.

Hallo,

ich glaube nicht, daß du von solcher Arbeit leben kannst. Es ist ja eine ganz einfache Rechnung.

Wie lange brauchst du für die Teile bis sie Verkaufsfertig sind und wieviel kostet oder was für einen Preis kannst du erzielen?

Du mußt dich ja auch Versichern (Rente, Kranken usw.) Um überhaupt zu überleben müstest du auf einen Bruttostundenlohn von 30 bis 40 € kommen um alle Kosten und etwas Lohn zu erwirtschaften.

Denk an deine Maschinen (Reparatur, Ersatz usw.) Stromkosten Holz und Öl für die Holzoberfläche.

Dabei ist die Miete, das Auto (Wohnmobil wegen den Märkten) noch gar nicht berücksichtigt.

Was machst du bei einer Krankheit oder Verletzung?

Es gibt  keine Lohnfortzahlung und deine Fixkosten sind da.

Als Hobby - Nebenjob ist das schön aber Hauptberuflich!!


Wenn du bereits fertige Stücke hast, kannst du das ja erst einmal als nebenberufliches Gewerbe versuchen. Dann siehst du ja, wie die Nachfrage nach deinen Teilen ist.