Sekundenstil eure Meinung?
Hallo ;) ich habe eine kurze Geschichte im Sekundenstil geschrieben und möchte eure Meinung dazu wissen, bzw. auch verbesserungsmöglichkeiten:
„Ring, Ring“! Mit diesen hysterischen Tönen wurde ich am heutigen Tage gegen sechs Uhr in aller Frühe, recht unsanft, aus meinem Schlafe gerissen. In aller Müdigkeit, Antriebs- und Motivationslosigkeit suchte ich den Wecker, indem in mit geschlossenen Augen herumtastete. Von rechts nach links, tastete ich jede Stelle meines Nachkästchens ab, bis ich den nervigen Wecker erfasste und schnell ausschalten konnte. Ich blieb natürlich liegen und wartete auf einen Grund, um mich aus meinem Bett zu raffen. Langsam öffneten sich meine Augen und ich überlegte, so wie an jedem Morgen unter der Woche, ob ich nicht doch lieber weiterschlafen möchte. Ein Schulbesuch am diesem Tage erwies sich sofort als unumgänglich, da ich heute eine schriftliche Prüfung in Chemie ablegen musste. Nun war der Moment gekommen, an dem ich von meinem Bett aufsprang und sofort die Vorhänge öffnete, in der Hoffnung einen Motivationsschub von den Sonnenstrahlen zu erhalten. Enttäuscht, schaute ich in die graue Welt hinaus und sah, wie die Regentropfen vom Himmel niederwärts fielen. Ich verfiel in eine depressive Stimmung, die mich anscheinend den ganzen Tag lang begleiten wird. Ruckartig zog ich die Vorhänge wieder zu und entschloss mich, mich routiniert auf die Schule vorzubereiten.
5 Antworten
Von verschiedenen Satzzeichen- und Rechtschreibefehlern mal abgesehen finde ich Deine Geschichte wirklich gelungen. Es wird von Anfang an eine Spannung aufgebaut, sodass man Lust bekommt, weiterzulesen, um zu erfahren, wie die Story sich entwickelt bis zur nicht unbedingt vorhersehbaren Schlusspointe.
Mir als Lektorin ist die Sprache zu konstruiert. Sie muss - gerade beim Sekundenstil! - wesentlich knapper sein.
Du schreibst z.B.:
In aller Müdigkeit, Antriebs- und Motivationslosigkeit suchte ich ... indem ich ...
So würdest du in der Situation nie denken! Und der Sekundenstil soll doch gerade die vom Protagonisten erlebte Szene 1:1 rüberbringen. Was du schreibst, ist ja schon die Analyse des bestehenden Zustands. Dafür ist aber gar keine Zeit! Du darfst nur das IST schildern, nicht die Interpretation (Antriebs- und Motivationslosigkeit).
Überlege dir, was du in dieser Lage tun/sagen würdest und schreibe es auf. Ich würde vielleicht schreiben: Genervt schlug ich in die Richtung Wecker , bis ich ihn traf und er Ruhe gab.
Versuchs mal: Lass alle Reflektionen weg und beschreibe nur den bloßen Zustand. Es wird echter dadurch, wirst sehen ;-)
Keine besonderen Stilmittel außer der guten Sprache. Generell aus dieser Hinsicht bewertet aber ein gutes Werk. Reiß mich aber ehrlich gesagt auch nicht um ;)
Ist besser und mehr, als mir eingefallen wäre. Auch wenn Harald2000 der Meinung ist, dass dies das Niveau von Trinial-Romanen ist, möchte ich dir doch ein gewisses Talent zum Schreiben zubilligen. Lass dich nicht entmutigen und mach weiter.
Um das zu bewerten müsste ich wissen, was Sekundenstil bedeutet. Gehört das in dieselbe Kategorie wie Zeitlupe und -raffer?
Puh, wenn das stimmt, ist das für uns aber schwer ermessbar. Ich bin da ja sehr genau, also wenn ich zum Beispiel den ersten Satz in, ich weiß nicht, 6 Sekunden gelesen habe, dann erwarte ich auch, dass du ca. 6 Sekunden gebraucht hast, um aufzuwachen. Aber das kann ich ja nicht wissen. Wahrscheinlich bin ich zu pedantisch. ^ ^
"Sekundenstil ist die Bezeichnung für eine in der epischen Dichtung des Naturalismus erstmals entwickelte Technik, deren Ziel die volle Deckungsgleichheit von Erzählzeit und erzählter Zeit war." - Wikipedia