schlimmer Familienstreit - wen zur Hochzeit einladen?
Hallo,
ich werde bald heiraten und eigentlich könnte alles wunderbar sein.
Jedoch hat ein Teil meiner Familie sich so sehr zerstritten, das ich keine Lösung weiß.
Meine Schwester, heute 29 Jahre alt, wurde als Kind von unserem älteren Bruder (der damals auch noch ein Kind war) sexuell Missbraucht, in so fern, das es zwar keinen Geschlechtsverkehr gab, jedoch sexuelle Übergriffe mit Anfassen. Was genau da vorgefallen ist, wissen nur die beiden.
Seit das bekannt ist, und das ist noch nicht lange bekannt (ca. 2,5 Jahre), sprechen die beiden kein Wort mehr miteinander. Nicht weil mein Bruder das so will, sondern, weil meine Schwester es so will. Sie möchte keine Aussprache, obwohl mein Bruder sich danach sehnt mir ihr darüber zu reden. Denn er streitet es ab, sagt es waren nur Doktorspiele.
Für uns, den Rest der Familie, eine wahnsinnig verzwickte Situation. Einerseits wird erwartet das wir den Kontakt einstellen zu meinem Bruder (Also meine Eltern und ich) und auf der anderen Seite, können wir das nicht.
Für UNS, waren die beiden Kinder und egal was damals passiert ist, er war nicht "zurechnungsfähig" bzw. wusste nicht wirklich was er tut. Zumal meine Schwester bei der ersten Schilderung noch sagte, es war einvernehmlich und als wir das dann nicht ernst genug nahmen, war es plötzlich gezwungen unter Drohungen usw.
Keiner weiß mehr was er noch glauben kann. Im Endeffekt ist das auch garnicht mehr das Thema. Mein Bruder ist im hier und jetzt als erwachsener Mann, ein liebevoller Familienvater und ich kann es ihm verzeihen, denke ich. Respektiere natürlich auch, wenn meine Schwester es nicht verzeihen kann.
Nun zurück zu dem eigentlichen Problem. Die Hochzeit. Ich möchte gerne BEIDE dabei haben. Ich habe auch vor beide einzuladen. Bin ich dann ein Unmensch? Oder kann man es nachvollziehen?
Die Sache ist 20 Jahre her und sie waren Kinder. Zählt nicht der Mensch, der er jetzt ist? Beide sind meine Familie und mir hat nie einer etwas getan. Ich weiß einfach nicht was ich tun soll. Ich will meine Schwester damit auch nicht verletzen. Sie wird es mir wahrscheinlich nie verzeihen, wenn ich ihn einlade.
Es bedrückt mich zutiefst, wenn sie nicht dabei ist UND das dieser Tag eigentlich der schönste meines Lebens sein soll, ich ihn aber so ausrichten muss, wie SIE es gerne hätte...quasi... Das ist nicht das, was mein Herz will.
Ich kann nicht von ihr verlangen zu kommen, das weiß ich. Aber hat sie das recht, mich dann dafür zu hassen? Kann sich da irgendwer rein versetzen, wie ich mich grade fühle? :(
8 Antworten
Erstmal Glückwunsch zur anstehenden Hochzeit. Das ist doch was schönes - Streit hin oder her.
Seit das bekannt ist, und das ist noch nicht lange bekannt (ca. 2,5 Jahre), sprechen die beiden kein Wort mehr miteinander
Und vorher? Da wussten doch auch beide davon oder wie darf ich mir das vorstellen? Verstehe das nicht so richtig.
Mein Bruder ist im hier und jetzt als erwachsener Mann, ein liebevoller Familienvater und ich kann es ihm verzeihen, denke ich
Ist ja auch richtig so. Allerdings sollte geklärt werden warum er das tat. Kinder tun dumme Dinge - das ist klar. Allerdings sollte das nie wieder passieren. Hat er eine Therapie oder ähnliches gemacht? Auch deine Schwester? Scheint ja noch tief zu sitzen.
Die Sache ist 20 Jahre her und sie waren Kinder. Zählt nicht der Mensch, der er jetzt ist?
Sehe ich schon so. Allerdings fühlt sie sich wohl unverstanden. Das fatale an der ganzen Situation ist wohl auch das es nie ernst genommen wurde und keine Therapie stattfandt. Sie hat es noch nicht verarbeitet - das ist der Punkt. Das Erlebnis sitzt sehr tief in ihr. Egal wie lange das her ist.
ich ihn aber so ausrichten muss, wie SIE es gerne hätte
Nein es ist dein Tag. Nicht ihrer.
Wie du letztendlich vorgehst ist deine Entscheidung. Ich werde dir da nicht reinreden. Folge deinem Herzen.
Danke!
In der zwischenzeit, bis es bekannt wurde, haben die beiden sich sehr gut verstanden. Es hat daher auch wirklich nie einer davon etwas mitbekommen, geahnt oder auch nur für möglich gehalten.
Sie ist in Therapie, schon seit Bekanntwerden, aber sagt immer das bringt nix. :/
Ich verstehe deine Situation, und ehrlich gesagt würde ich entweder beide einladen oder keinen von beiden.
Ich würde aber dazu tendieren, beide einzuladen. Wenn einer lieber einem anderen aus dem Weg gehen will, als bei deiner Hochzeit dabei zu sein, dann ist die Situation ja relativ klar. Bzw. sagt das ja genug aus, finde ich.
Wenn die ihren Privatkrieg nicht dir zu liebe einen Tag lang unterbrechen können, … naja. Wenn du mit keinem von beiden ein Problem hast, lade beide ein.
"Aussagen" tut das garnichts! "Privatkrieg" ist bei sexuellen Missbrauch wohl bei weitem nicht das richtige Wort!
Und wenn das Opfer es nicht schafft einen Tag im Beisein des Täters auf fröhlicher partygasten zu machen, dann hat das absolut NICHTS mit der Liebe zu ihrer Schwester zu tun!!!
Sche... Situation!
Ich bin als Kind selbst Missbrauch Opfer gewesen und kann deine Schwester daher gut verstehen...
ICH an ihrer Stelle würde allerdings trotzdem kommen und ihn einfach ignorieren weil ich der Meinung bin das ich mich nie wieder vom Täter einschränken lassen will!
Setzt aber voraus das DU mit ihm klärst das er sie ab dem Tag nicht anspricht und nach Möglichkeit auch nicht ansieht!
Vielleicht kannst du die dann überzeugen für DICH zu kommen
Deine Fragestellung macht sehr deutlich, dass du bereits Partei bezogen hast. Wenn soetwas verharmlost wird, kann ich gut verstehen, warum deine Schwester sich nicht ernst genommem fühlt. Eigentlich sollte ihr Trauma mehr zählen, als deine Hochzeit. Missbrauch verjährt nicht, nicht für die Opfer.
Es kommt wirklich auf das Alter der Geschwister an - denn auch die "Doktorspiele" sind eben natürlich und kommen häufig vor. Selbstverständlich sollten dann beide Parteien freiwillig mitmachen! Aber für mich ist aus der Ausgangsfrage nicht wirklich klar, was nun tatsächlich passiert ist. Das werden (wenn überhaupt) ja nur die Beteiligten selbst wissen und da kann es, gerade wenn sie wirklich noch klein waren, auch durchaus unterschiedliche Auffassungen der "Wahrheit" geben.
Ist ja im Grunde auch nicht relevant, denn entweder empfand es die Schwester als Belästigung und hat es nicht verarbeitet (was dringend nachzuholen wäre) oder es gibt einen anderen Grund, warum sie ihren Bruder jetzt auf diesem Wege bloßstellen will (und auch da wird es - zumindest aus Sicht der Schwester - sicherlich nichts "Harmloses" sein...).
Hallo SerenaEvans,
nein den Eindruck wollte ich eigentlich nicht vermittelt.
Ich habe in dem Sinne keine Partei bezogen, in dem ich mich weder auf ihrer noch auf seiner Seite sehe. ich bin ich und das ist deren Angelegenheit. Ich würde mich am liebsten neutral in der Mitte sehen. Deswegen tendiere ich auch dazu beide einzuladen. Denn es ist nicht einer mehr oder weniger Wert für mich.
Mir fällt es nur schwer, da ich durchweg positive Erinnerungen an mein Leben und an meinen Bruder habe, ihn jetzt auf "Knopfdruck für immer zu hassen" - mir hat er nichts getan.
Ich habe am Anfang auch Abscheu und Wut empfunden.
Aber dann habe ich nochmal darüber nachgedacht und auf mein Herz gehört. Und mein Herz sagt mir, das mein Bruder ein guter Mensch ist. Was damals passierte, wie gesagt, wissen nur die beiden. Ob es nun einvernehmlich war oder nicht. Da steht Aussage gegen Aussage. Der Alterunterschied betrug übrigens 4 Jahre.
Das es zwanzig Jahre her ist, ist auch nur geschätzt. Kann auch schon 22 oder 23 Jahre her sein. Daran konnte sich meine Schwester nicht mehr erinnern.
Ich denke auch nicht, das ein Missbrauch verjährt.
Für mich als Aussenstehender ist es nur komisch, das es so lange zeit gebraucht hat, bis es ans Licht gekommen ist und in der Zwischenzeit, waren die beiden ein Herz und eine Seele.
Das ist sehr schwer nachvollziehbar.
Die Aussage, das ihr Trauma mehr zählt als meine Hochzeit kann ich absolut nicht verstehen. Wie man da eine Wertigkeit fest machen kann? Heißt das, ich solle meine Hochzeit auf ihr Trauma zugeschnitten ausrichten, mit anderen Worten?
Noch immer fehlt in deiner Antwort jedes Verständnis für deine Schwester. Da kann ich gut verstehen, dass sie so lange brauchte um darüber zu sprechen.
Vielleicht hat sie lange Zeit Angst gehabt sich und anderen einzugestehn, dass es NICHT normal war.
Wenn er 4 Jahre älter ist muss er min. 11 eher in Richtung 13-14 Jahre alt gewesen sein. Damit war er KEIN Kind, sondern ein Teenager. Er war längst aufgeklärt und wusste demnach, das solch Dinge mit der Schwester und ggf. gegen ihren Willen nicht in Ordnung sind.
In deiner Frage nimmst du ihn mehrfach in Schutz, sie aber nicht ein einziges Mal. Das er Familienvater ist, hat z.B. NICHTS mit den Vorwürfen zu tun.
Mir tut deine Schwester aus tiefsten Herzen leid. Ich hoffe, sie hat wenigstens Freunde, die ihre Aussage nicht in Frage stellen, sondern erst einmal einfach nur für sie da sind.
Ich würde an Eurer Stelle keinen von beiden einladen, dann fällst Du auch keinem in den Rücken.Nach der Hochzeit würde ich mit jedem einzeln ein kleines Treffen vereinbaren und auf die Hochzeit anstoßen.
Du darfst eines nicht vergessen: Deine Schwester war damals 9 Jahre und sich sehr bewußt, was geschah. Dein Bruder war älter, also mindestens 11. In dem Alter handelt es sich nicht mehr um normale Doktorspiele. Würde Deine Schwester freiwillig an diesen Doktorspielen teilgenommen haben, wäre ihr Verhalten heute nicht so verhärtet.
oh bitte, ich hab in dem alter noch mit meinem bruder zusammen in der wanne gesessen. da hatten wir auch keinen rollkragenpullover an. ist ja fat so schlimm wie bei den amis wo der 6 jährige verhaftet wurde, der seiner 3jährigen schwester beim pinklen hinterm busch geholfen hat.
Bleibt zu hoffen das du niemals Opfer von Übergriffen wirst... "Ach, das bisschen anpacken, da stellt die sich so an?"
Normalerweise kann man auch bis zu einem bestimmten Alter noch mit seinen Geschwistern zusammen baden.
Aber Ihr habt in dem Alter also auch noch Doktorspiele veranstaltet? Mit einem 11 oder 12jährigen Bruder? Normale Jungs halten in dem Alter Ausschau nach einer Freundin und nicht nach einer Schwester.
Ich kannte in meiner langen Vergangenheit mal als Kind einen Jungen von ca. 12 Jahren, der mit einigen kleinen Kindern - damals waren die Straßen noch voll von Kindern - auch solche "Doktorspiele" veranstaltet hat. Diese Kinder waren aber noch kleiner, so ungefähr 3, 4 oder 6 Jahre. Aber immer unter Androhung von Strafe. Seine Familie hat es auch herunter gespielt à la das wären doch nur ganz harmlose Doktorspiele. Die Familien der Kleinen sahen das aber ganz anders, wenn die Kinder mit umgedrehten Schlüpfer nach Hause kamen.
Was ich mich frage, ist wie alt die beiden dabei waren. Sie ist 29 und das ganze ist 20 Jahre her. Also war sie neun Jahre alt und er?
Ich finde es sehr, sehr gefährlich, dass du den Missbrauch verharmlost und ihn als Kind von allem freisprichst. Auch Kinder können Grenzen verstehen und sich daran halten. Sonst müssten Missbrauch bei Kindern alltäglich sein.