Randbedingungen zum Verwenden einer Formel in der Praxis (Betriebstechnik)?
Hallo, ich musste eine Formel herleiten, mit der man die optimale Bestellmenge ermitteln kann. Die Formel lautet:
V... Jahresverbrauch Material
kB... Bestellkosten/Bestellung
ke... Einstandspreis
i/100... Lagerzinssatz
Die Frage lautet nun:
"Welche Randbedingungen müssen gegeben sein, damit diese Formel auch in der Praxis angewendet werden darf?"
Kann mir da jemand helfen?
Als ich den Lehrer darauf angesprochen habe, nannte er Beispiele wie:
- Konstanter Materialverbrauch, konstante Lager- und Energiekosten
Leider verstehe den Einfluss dieser Randbedingungen auf die Formel nicht wirklich.
2 Antworten
Wenn du z.B einen stark schwankenden Materialverbrauch hast, dann wird es Dir sehr schwer fallen, mit deinen Lieferanten auch einen konstanten Preis auszuhandeln. Der Preis ändert sich nämlich nicht nur mit der bestellhäufigkeit, sondern auch mit der Bestellmenge. Wenn dein Lieferant schlechter planen kann, dann kann er dir das nur zu einem höheren Preis verkaufen. Und bei den Lagerkosten und Energiekosten muss man sich überlegen was günstiger ist. Lagere ich größere Mengen selbst ein, oder bestelle ich rein nach Bedarf. Oder benötige ich eventuell ein Zwischenmodell. Üblicherweise hat man auch nicht nur einen einzigen Lieferanten, sondern einen sogenannten A-Lieferanten, B-Lieferanten und C-Lieferanten. Dabei muss man sich dann überlegen, welche Anteile die an der Gesamtliefermenge haben, wie schnell man zwischen den einzelnen Lieferanten wechseln kann und zu welchen Preisen ich das dann bekomme. 50/30/20 kann z.B eine brauchbare Regelung zur Verteilung sein. Du solltest aber eigentlich auch ein paar Bücher haben, die das detaillierter und besser erläutern können, als ich das kann.
in Wikipedia findet man dazu folgendes:
Das Modell der Optimalen Bestellmenge ist ein theoretischer Ansatz und bildet nicht die Realität ab. Für die Bedürfnisse in der Praxis ist dieses Modell somit zu knapp gehalten. Damit das Modell in der Theorie funktioniert, gelten die folgenden Prämissen:
- der Bedarf je Periode ist bekannt und bleibt im Zeitablauf gleich groß
- die Lagerabgangsgeschwindigkeit ist konstant
- die Auffüllzeit für das Lager ist = 0, somit ist die Auffüllgeschwindigkeit unendlich hoch
- es sind keine Fehlmengen vorhanden
- es wird nur ein Lager mit unbegrenzter Kapazität betrachtet
- der Lagerkostensatz ist der Höhe nach bekannt und bleibt konstant
- Bestellvorgänge verursachen lediglich bestellfixe Kosten
- der Einstandspreis der Güter ist konstant
- Änderungen in Güte und Qualität sind ausgeschlossen
Des Weiteren sind in der Realität innerhalb einer Planungsperiode nur ganzzahlige Lösungen möglich. Vernachlässigt wird unter anderem auch möglicher Schwund und Verfall von Gütern. Mengenrabatte und Teillieferungen sowie Bildung von Sicherheitsbeständen sind im Modell auch nicht berücksichtigt.
Na siehst du, man darf alles nicht so eng sehen, viel erfolg.
Ich habe im Bereich ERP-Software die optimale Bestellmenge programmiert, es ist halt eben nur ein Rechenmodell, genauso ist es mit der optimalen Losgröße. Erfahrene Disponenten haben da noch ihre Erfahrungs- Auf- und Abschläge im Einsatz.
Ja, wenn man das zum ersten Mal in der Theorie hört, kann man sich schwer vorstellen welche Nach- bzw. Vorteile so eine Formel in der Praxis bietet.
In BWL ist vieles nur Theorie, denn solche einfache Modelle gibt es in der Realtität kaum.
Wahnsinn, hätte nicht gedacht, dass es genau auf meine Frage eine Antwort auf wikipedia geben würde. Naja, danke dir für deine Hilfe :)