Quantenfluktuationen Urknall auslösen?

PhotonX  01.07.2021, 11:55
da es ja im Vakuum nicht "brodelt", wie es so hingestellt wird öfters.

Wieso nicht? Der Casimir-Effekt deutet doch genau darauf hin, dass es das doch tut.

mdm20598 
Fragesteller
 01.07.2021, 12:58

https://antwortenhier.me/q/virtuelle-partikel-real-virtuelle-teilchen-schaffen-ein-universum-61181946212

Der User schreibt behauptet das mal zu mindestens


PhotonX  01.07.2021, 13:04

Ich mag jetzt nicht die ganze Diskussion lesen, auf welchen der Posts beziehst du dich denn?

mdm20598 
Fragesteller
 01.07.2021, 13:28

@PhotonX Auf die von dem John beziehe ich mich

5 Antworten

Unterscheiden: Ausgelöst durch Quantenfluktuationen und bestehend aus Quantenfluktuationen.

Ja, der Urknall begann in einem extrem heißen und dichten Anfangszustand und dieser Anfangszustand ist weit von einer Entstehung aus Quantenfluktuationen entfernt. Quantenfluktuationen werden IMHO besser als Nullpunktsfluktuationen angesehen: Da passiert "ein bisschen was" mit etwas über und etwas unter dem Nullpunkt.

Dagegen ist ja die Frage ungelöst, warum der Anfangszustand erst bestand und dann zu zerfließen anfing. Gut möglich, hierfür Fluktuationen ins Spiel zu bringen. Aber auch schwierig, da Fluktuationen sich zeitlich entwickeln und der Anfangszustand zugleich der absolute Zeitnullpunkt ist. Wieso sollte da also etwas wackeln? Letztendlich ist es nur eine anderer Erklärungsversuch, der den Begriff vermeidet, die Entwicklung des Urknalls sein "spontan" eingetreten. Weder dieses "spontan" noch die Ursache für Nullpunktsfluktuationen können wir benennen, es ist sich also eins.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung

Das ist durchaus vorstellbar, denn:

  • Erstens kommt es immer und überall ständig zu Quantenfluktuation (sie ist nicht abschaltbar) und
  • zweitens kann so eine Fluktuation beliebig viel Energie aus dem Vakuum katapultieren. Richtig ist nur, dass Fluktuationen mit besonders dramatischem Ergebnis ganz besonders selten sein werden — was aber nichts ausschließt, da dem Kosmos ja beliebig viel Zeit zur Verfügung steht: Der Strom der Zeit wird (eben weil Quantenfluktuation niemals aufhören kann) nie aufhören zu fließen.

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Nebenbei: Wer vom "Brodeln" des Vakuums spricht, meint damit nichts anderes als dass es ständig und überall zu Quantenereignissen kommt (zu Quantenfluktuation also).

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Wenn ein Quantenereignis Energie aus dem Vakuum holt, kommt sie immer als ein Paar von "Teilchen" des Typs ( Materie, Antimaterie ).

Diese Tatsache könnte sogar erklären, warum wir in unserem Universum fast nur Materie, aber kaum Antimaterie beobachten: Es könnte ja sein, dass das Quantenereignis, das unser Urknall war, ein Teilchenpaar schuf, bei dem beide Teilchen — von der Menge der sie darstellenden Energie her — je ein ganzes Blasenuniversen waren. Wir leben dann in einem von beiden: eben in dem, das Materie war und seit dem Urknall halt einfach nur schrittweise zerfiel in kleinere Teilchen und sich wohl deswegen erst wenig mit dem benachbarten mischen konnte, das aus Antimaterie besteht.

mdm20598 
Fragesteller
 01.07.2021, 13:12

Versteh ich grad nicht so genau was du meinst damit

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grtgrt  01.07.2021, 13:25
@mdm20598

Na ja, eine ganze Physikvorlesung kann ich hier natürlich nicht halten, sorry.

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mdm20598 
Fragesteller
 01.07.2021, 13:27
@grtgrt

@grtgrt Schon klar. Gibts da vllt einen Vortrag auf Youtube?

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grtgrt  01.07.2021, 14:32
@mdm20598

Nicht, dass ich jetzt einen nennen könnte.

Insbesondere mein Argument, das Verhältnis von Materie zu Antimaterie in unserer kosmischen Umgebung betreffend, ist bisher wohl nirgendwo diskutiert worden (und wohl auch bisher gar niemand gekommen).

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mdm20598 
Fragesteller
 01.07.2021, 15:01
@grtgrt

@grtgrt Hmm ok. Wäre interessant gewesen, denn das klingt sehr interessant. Hab eben mal ein Video übe das Multiversum geschaut. Trotzdem danke

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Die Zustandsänderung kann durch alles mögliche ausgelöst worden sein. Doch das "Universum" gab es schon vorher, wenn auch vielleicht nur in Form von Quanten. Spekulationen helfen da nicht weiter, denn auch die unterliegen einer regelmäßigen "Zustandsänderung", mal Religion, mal wissenschaftliche Spekulation, mal verwirrte Logik .....

Vorstellen kann man sich eben vieles. Das Kopfkino bietet genügend Raum, hat aber gleichzeitig auch den Nachteil, daß man bei einem mit einem bestimmten Weltbild gefüllten Kopfkino mehr oder weniger unfähig wird, sich zur gleichen Überlegung ganz andere Dinge vorzustellen.

Das Quantenvakuum ist unabhängig von der Zeit. Insofern 'brodelt' es nicht. Es wird dargestellt als Überlagerung aller möglichen Zustände. Hier wird das recht gut erklärt: https://scienceblogs.de/hier-wohnen-drachen/2019/04/07/vakuum/

Eine Überlagerung aller möglichen Zustände enthält null Information. Sie ist also eigentlich identlisch mit dem Nichts. Ich denke, dies ist unser Universum: Eine Überlagerung aller möglichen Zustände und identlich mit dem Nichts.

Weshalb sehen wir dann Information? - Einer der möglichen Zustände beschreibt genau unsere Welt. Dieser Zustand ist aber nicht kompatibel mit einigen anderen Zuständen (nach klassischer Logik, nicht nach Quantenlogik). Wir können diese anderen Zustände zwar nicht sehen, aber in einer Beschreibung des gesamten Universums müssten sie miteinbezogen werden. Das ist eigentlich die überraschende Erkenntnis der Quantentheorie: Der Teil enthält mehr als das Ganze! - Sehr häufig wird ja genau das Gegenteil behauptet: Das Ganze sei mehr als die Summe aller Teile. Das wirklich Erstaunliche ist aber, dass das Ganze nichts sein kann, während die einzelnen Teile etwas sind. Ausführlicher Beschrieben wird dies in 'Das Universum, das Ich und der liebe Gott', von Philipp Wehrli.

Ich zitiere den Beitrag von John Duffield aus https://antwortenhier.me/q/virtuelle-partikel-real-virtuelle-teilchen-schaffen-ein-universum-61181946212

Vakuumschwankungen sind real, sie sind das elektromagnetische Äquivalent der kleinen Wellen auf der Meeresoberfläche. Aber der Raum ist keine brodelnde Masse von Teilchen wie Elektronen und Positronen oder Protonen und Antiprotonen oder Photonen oder Neutrinos, die erzeugt und zerstört werden.

Das finde ich eine sehr irreführende Umschreibung der Tatsachen. Wellen und Teilchen sind nur Analogien, die wir nutzen, um eine Realität vorstellbar zu machen, die es für uns eigentlich nicht ist. Was John hier sagt, macht aber meiner Meinung nach nicht viel Sinn: Er sagt essentiell, dass Vakuumfluktuationen im Teilchenmodell nicht existieren, im Wellenmodell aber schon. Es kann aber doch nicht von der Anschauung, die ich nutze, abhängen, ob was da ist oder nicht.

Mathematisch ist die Sache ja klar: Es gibt Vakuumfluktuationen, sie sind auch einigermaßen gut verstanden und mathematisch durch Schleifenintegrale beschrieben. Was man sich jetzt aus dieser Mathematik für eine anschauliche Vorstellung bastelt -- wenn man es denn überhaupt machen möchte -- ist eine ganz andere Sache.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Masterabschluss Theoretische Physik
mdm20598 
Fragesteller
 01.07.2021, 15:02

@PhotonX Ok. Dann korrigier ich das. Danke

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