Psychotherapeutin--> vor und nachteile?

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Eigentlich gibt es nur zwei nennenswerte Nachteile, die du aber gut bedenken solltest:

  1. Es dauert unendlich lange, bis du Psychotherapeutin bist, und wird auch teuer. Zunächst musst du ein Bachelorstudium in Psychologie abschließen, dann noch ein Masterstudium Psychologie (Dauer: 5 Jahre wenn du schnell bist). Danach musst du noch eine kostenpflichtige Weiterbildung (2-3 Jahre) machen, um dich Psychotherapeutin nennen zu dürfen. Für ein Psychologiestudium braucht man Disziplin und sollte mit Mathematik (Statistik) umgehen können, da dies großer Teil des Studiums ist.

  2. Du musst psychisch unglaublich stabil sein. Dort werden Menschen vor dir sitzen, die richtig krank sind, Schizophren, Paranoid, Antisozial, unter Psychosen leidend. Die können die absurdesten Dinge tun (dich anschreien, evtl. angreifen, bespucken, dir schreckliche Sachen einreden wollen, lügen, dich anflirten etc. pp.). Manche haben so schreckliche Sachen erlebt (brutaler Missbrauch, Tod, Folter, sonstige Qual), sie werden dir Sachen erzählen, die du nicht hören willst. Davon werden mehrere Leute am Tag zu dir kommen. Du solltest wissen, dass solche Dinge kommen können, und du solltest so selbstsicher, selbstbewusst, stabil, stark und unerschütterlich sein, dass du dies selber psychisch durchstehen kannst.

Wenn du mit diesen beiden Sachen umgehen kannst, steht nichts im Wege, Psychotherpeutin zu sein :)!

MSPriv  30.10.2013, 13:40

Kleine Richtigstellung: die Ausbildung zum Psychologischen Psychotherapeuten und Kinder- u. Jugendlichentherapeuten dauert gem. PsychThG mindestens drei Jahre (real eher länger).

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ich möchte psychotherapuetin werden weil es auch gut zu mir passt, denn ich kann gut in menschen einfühlen und sie verstehen und erkennen was ihr problem ist.

Ich sehe das Problem eher da das viele Jugendliche, junge Erwachsene diesen Studienzweig anvisieren ohne sich vorher genau zu erkundigen - logisch wäre die Studienberatung aber dazu müsste man auch selber in die Gänge kommen - genau da hakt es ja schon. In so einem Studium ist auch viel Eigeninitiative gefragt. Die Vorzüge die du mit einbringst reichen nicht um über ein Psychologiestudium nachzudenken. Probleme zu erkennen ist nur eine Seite - und das können in vielen Fällen die Klienten schon selbst - es geht vorallem auch darum Lösungswege anzubieten. Du brauchst ein gutes strukturiertes und analytisches Denken und solltest gute Mathematikkenntnisse haben weil es gerade in den ersten 2 Semestern hauptsächlich um Statistik- Wahrscheinlichkeitsberechnungen und Methodenlehre geht. Wenn du dafür keinen Sinn hast wirst du das Studium definitiv nicht schaffen. Du brauchst zudem auch einen sehr guten Abischnitt von maximal 1,3. Es ist auch eine lange und teure Ausbildung die dich ca. 20.000 Euro kostet. Es gibt viele Studienabbrecher und wenn man sich dafür entscheidet dann muss man das auch bis zum Ende durchziehen denn mit einem Bachelor alleine kommst du dann nicht weiter. An so eine Studium sollte man nicht blauäugig ran gehen.

Steffany88 
Fragesteller
 06.11.2013, 09:36

danke dass du so sehr an mich glaubst

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Dammtor31  08.11.2013, 16:47
@Steffany88

Nicht ich muss an dich glauben sondern du musst an dich glauben und dabei sollte man auch realistisch bleiben denn Träumereien bringen dich nicht durchs Studium.

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Allanah473  15.04.2024, 11:43

Ist jetzt auch schon lange her dein Kommentar, wollte aber trotzdem mal was dazu sagen: Du musst auf keinen Fall gut in Mathematik sein. Ich hatte oft vieren in der Schule, meine Lehrer meinten, ich würde Psychologie niemals schaffen. Das hat mich dazu geführt erst einmal Literatur zu studieren bevor ich den Wunsch nach Psychologie dann doch nicht mehr unterdrücken konnte. Und was ist daraus geworden? Ich hab den Bachelor, den Master sowie die Ausbildung super geschafft. Natürlich musste ich mich anstrengen, dies habe ich aber gern getan weil es nun einmal eine Leidenschaft von mir ist. Lass dir niemals einreden was du schaffst oder nicht schaffst, versuche es einfach wenn du denkst, dass du es wirklich möchtest!

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ich kenne einige psychotherapeuten weil ich wegen meiner schizophrenie (bzw. hauptsaechlich wegen der daraus resultierenden weiteren psychischen probleme), schon mehrfach in psychotherapeutischer behandlung war.

bei der psychotherapie geht's eher nicht ums "in menschen einfuehlen", sondern um das sachliche erkennen von zusammenhaengen zwischen z.b. kindheitserlebnissen und verhalten und dann insbesondere darum, hilfestellung zu leisten, was verhalten im alltag, in beziehungen, am arbeitsplatz etc. angeht.

was die vor- und nachteile sind, kann ich dir nicht beantworten, weil ich nicht weiss, was fuer dich vor- bzw. nachteile sein koennen. ist jetzt kein spitzenmaessig bezahlter job, aber dass du arbeitslos wirst (sofern du eine praxis eroeffnest), ist relativ unwahrscheinlich, weil ja heute hinz und kunz bei jeder kleinigkeit therapie machen will.

nachteil koennte eventuell noch sein, dass du ein nicht ganz leichtes studium vor dir hast.

MSPriv  30.10.2013, 13:52

Finanziell ist das für die junge Generation an Psychotherapeuten zZ schon während der Ausbildung kritisch, nach Approbation bleibt ja magels verfügbarer Kassenzulassungen nur der Klinikjob, der idR untertariflich bezahlt wird (ca, 2500 EUR brutto im Monat bei einer 40 Std. Woche), alternativ Institusambulanz einer Klinik, Anstellung in einer Praxis oder bei einem MVZ zu ähnlich schlechten Konditionen.

Die Arbeitslosigkeit ist übrigend deshalb gering, weil Teilzeitarbeit (19,25 Std.) eher die Regel als die Ausnahme sind.

Auskömmlich ist dieser Beruf leider nur noch selten, was sich - Emanzipation hin oder her - auch im heftig gesunkenen Männeranteil (bei der heutigen jungen Generation unter 10% gesunken!) ausdrückt.

In meinem Fall zB muss ich auch gestehen, dass ich meinen Lebensunterhalt nicht aus der Berufstätigkeit bestreite / bestreiten muss, ich könnte das in den derzeitigen Strukturen auch gar nicht.

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lastgasp  30.10.2013, 14:17
@MSPriv

Naja, bei halbwegs offenen Augen auf den derzeitigen Altersdurchschnitt bei niedergelassenen Psychotherapeuten mit Kassenzulassung (Selbständigkeit mit den Vorteilen eines Angestelltenverhältnisses), kann dieser blasierte Mikrokosmos wenig vorurteilsbehaftet durchaus als saturierter Haufen bezeichnet werden.

Wegen der o.e. Teilzeitarbeit und 12 Wochen Urlaub als Minimum blockieren diese alternden Therapeutinnen mit ihrem tiefenpsychologischen Nachfühltralala (aber bloß kein Borderline und möglichst Selbstzahler mit mittelschwerer Depression, gern auch Burnout... mindestens 12 Monate wöchentlich vormittags... nein, zurückrufen, das mach ich eigentlich gar nicht.. versuchen sie es in 6 Monaten noch einmal) die Zulassungen. In wenigen Jahren müßten junge Therapeutinnen und Therapeuten eigentlich paradiesische Zustände erleben, wenn diese Leute in ihr Mittelmeerdomizil abgerauscht sind.

Abgesehen davon werden immer weniger Leute die Betriebsgeräusche der Zivilgesellschaft ertragen können. Da gibt es massenhaft Kundschaft, selbst für verhuschte Mausis.

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MSPriv  30.10.2013, 14:36
@lastgasp

Ich fürchte, das Thema Politik der Kassenzulassungen, Pläner der Nicht-Vergabe von frei werdenden Zulassungen etc. dürfte hier den Rahmen sprengen und erfordert zu viele Detailinformationen über die Organisation dieses Systems...

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Gegenargumente wurden ja schon genannt.

Als Hinweis: Die Probleme bei der Ausbildung lassen sich umgehen, wenn man den Zugang über das Medizinstudium und Weitebildung zum Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie wählt.

Da sich kaum noch Mediziner, nachdem sie das Studium geschafft haben, für die Psychiatrie interessieren und die die es dennoch getan haben, sich (idR aus finanziellen Gründen) in der Mehrzahl dagegen entscheiden, tatsächlich psychotherapeutisch zu arbeiten, hat man als ärztlicher Psychotherapeut sehr gute Chancen ...

Evtl. Änderungen durch die voraussichtliche Neufassung des PsychThG 2014 sind hier nicht berücksichtigt, ebenso wenig die möglicherweise anstehenden Einschnitte, die insbes. Herr Prof. Lauterbach (SPD) im Gepäck hat.