Provokation in der Therapie?

4 Antworten

Es ist kein fester oder festgelegter 'Behandlungsschritt' in einer Psychotherapie.
Die meisten Psychotherapeuten benutzen das so gut wie gar nicht und lehnen es auch häufig ab - so jedenfalls meine breite berufliche Erfahrung aus Kenntnis recht vieler Behandler.
Es gibt allerdings auch eine sogenannte 'Provokative Therapie' - das ist aber keine als 'Richtlinienverfahren' von den Krankenkassen (u.a.) anerkannte Methode.

Es ist auch möglich, dass du die Absicht deines Therapeuten eventuell falsch eingeschätzt hast. - Du solltest ihn auf den Vorfall ansprechen und deinen Standpunkt klar machen.


fragesteller519 
Fragesteller
 15.03.2021, 21:35

Die Provokationen sind in mehreren Einheiten vorgekommen, ich habe hin und wieder gekontert aber es passiert trotzdem noch immer.

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Tamtamy  15.03.2021, 21:37
@fragesteller519

Wie gesagt: ich halte es für eine sinnvolle Möglichkeit, dass du deine Unzufriedenheit über dieses Verhalten offen ansprichst.

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Tamtamy  24.03.2021, 19:20

Wie läuft es denn inzwischen?

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Hmm es kommt auf die Thematik und vorallem auf das Ziel des therapeuten an. Vllt möchte er damit verborgene Aggressionen hervorrufen, indem du dich wehrst und etwas dagegen sagst (wobei das eine eher praxis-orientierte Therapie wäre). Aber wenn es ein Punkt ist, wo du es als Provokation auffasst, erkennst du vllt auch eigene Erfahrungen wieder mit bestimmten Menschen wie Eltern, Geschwistern oder überhaupt nahe stehenden Menschen... Dann wäre es eine Übertragung (also interpretierst du im Therapeuten eine nahestehende Person aus deinem Leben und hast dadurch eine Möglichkeit eine bekannte Situation zu komprimieren).


Tamtamy  15.03.2021, 21:24

Was meinst du mit "eine bekannte Situation zu 'komprimieren' " ?
Im übrigen finde ich, hast du gute Aspekte in deinem Text beschrieben.

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Someoneee176  15.03.2021, 21:26
@Tamtamy

Kurzes Beispiel: Du magst deine Mutter, aber ab einem gewissen Punkt hälst du sie nicht mehr aus, nur traust du es nicht zu sagen.

Du siehst in deiner Therapeutin deine Mutter und bist da angelangt, wo du sie nicht mehr aushälst. Da provoziert dich die Therapeutin, dass du praktisch keine andere Möglichkeit mehr hast, als das du ihr die Meinung wirklich ins Gesicht schreist und du es somit bei deiner eigenen Mutter schaffst.

So hätte ich es gemeint :)

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Tamtamy  15.03.2021, 21:31
@Someoneee176

Okay - also 'komprimieren' im Sinne von 'verdichten'?
Ich verstehe grundsätzlich schon, was du meinst. Man könnte das als eine Art 'Stellvertretungs-Situation' auffassen, in der neue Schritte gegangen und gewagt werden.

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Someoneee176  15.03.2021, 21:34
@Tamtamy

Ich weiß nicht, ob verdichten zu 100% passt, aber man kann es so formulieren... Oder als ein Nachholen bzw. Aufholen von fehlendem, entwickeltem Selbstbewusstsein.

Aber ja, eine "Stellvertretungs-Stiuation" beschreibst es sehr gut. So hatte ich es auch tatsächlich gemeint, hast du gut erkannt :)

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Kommt auf den Therapeut und vor allem auf den Klienten, also DU an.

Wenn du nicht bereit bist, zu reden, dann muss der Therapeut ja mal an deine Mauer, die du dir aufgebaut hast, "anklopfen". 'Das bedeutet, er muss dich ja irgendwie aus deiner Reserve locken, damit du redest.

Ein Therapeut ist nicht auf deiner Augenhöhe, er ist dazu da, dass er dir helfen kann, aber dann musst du auch mitmachen, sonst kannst du dir noch hundert Therapeuten suchen und nichts tut sich.

Es kann passieren, dass der Therapeut und Du keinen guten Draht zueinander finden, dann kannst du dir jederzeit einen anderen suchen, aber

eine Therapie ist kein Wunschkonzert, wo man nur über das reden möchte, was einem weniger unangenehm ist.

Eine Therapie kann nur helfen, wenn der Therapeut bei dir Punkte ansprechen kann, die dir unangenehm sind und die du seither verdrängt hast.

Wenn du verunsichert wirst, dann genau solltest du darüber reden, dann kann der Therapeut dir auch antworten, warum er Fragen stellt, die dich unsicher machen.

Unangenehme Dinge tun weh und erst dann wird man erkennen, wie man sie lösen kann, aber gleich einen Therapeuten zu wechseln, nur weil der versucht, dich etwas herauszufordern durch für dich unangenehme Fragen, ist auch nur eine Flucht.


fragesteller519 
Fragesteller
 20.04.2021, 16:41

Danke für deine Belehrung, lieber Turbomann :) erstens - wer sagt das ich nicht rede? Zweitens - kann meine Kompetenz lediglich mein Therapeut einschätzen und nicht du, drittens habe ich mich schon sehr vielen Dingen in meinem Leben gestellt also maße dir bitte nicht an, einer Person die du nicht kennst Flucht zu unterstellen.

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Turbomann  07.09.2021, 12:01
@fragesteller519

Sorry aber das ist keine Belehrung, du hast das in deiner Frage geschrieben =

Gehört es zur Psychotherapie dazu dass der Therapeut nach einigen Einheiten den Klienten provoziert, verunsichern möchte? Oder ist es eher das Beste man wechselt den Therapeuten, denn Therapie sollte ja auf Augenhöhe stattfinden?

Ein Therapeut provoziert dich nicht, er muss dir Frage stellen und wenn du da unsicher bist, dann hat er einen wunden Punkt bei dir erwischt.

Und NEIN, ein Therapeut kann nicht mit dir auf Augenhöhe sein, denn ER ist der Therapeut und du die Person, die sich helfen lassen will.

Wenn der mit auf gleicher Augenhöhe wäre, dann hättest du das selbe Wissen wie er und bräuchtest keinen Therapeuten.

Denkst du andere Therapeuten stellen dir keine Fragen, die dir vielleicht etwas unangenehm sind?

Eine Therapie ist nicht dazu da, dass man nur angenehme Dinge besprechen kann und erst, wenn einen eine Therapie berührt, dann kann sie auch was bewirken.

Tut mir leid, dass du das anders siehst, aber so läuft eine Therapie ab und man hat das Recht, sich einen Therapeuten zu suchen, mit dem man klarkommt, aber kein Therapeut wird auf Augenhöhe mit seinen Klienten sein.

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fragesteller519 
Fragesteller
 07.09.2021, 16:25
@Turbomann

interessant dass du so lange für eine Antwort gebraucht hast :) es gibt eindeutig eine Unterscheidung zwischen Fragen stellen die unangenehm sind und zwischen Provokationen. Du reißt meinen Beitrag aus dem Zusammenhang.

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Normal nicht, aber als psychisch Kranker nimmt man sachen oft viel empfindlicher wahr, als sie eigentlich gemeint sind. Ich würde nicht wegen jedem Pups immer gleich den Therapeuten wechseln, suche doch mal das offene Gespräch mit ihm.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Erkrankung, Therapieerfahrung, Kontakt mit Betroffenen