Philosophische Frage: Was können wir vom Sterben fürs Leben lerne?

15 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Dass die größte Liebe, die schönsten Pläne und das Leben selbst, nichts wert ist wenn plötzlich der Tod dazwischen grätscht.

April1995 
Fragesteller
 31.10.2022, 12:56

Schöne Antwort....ich danke Dir sehr dafür 🌷

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Machtnix53  31.10.2022, 20:39

Liebe hat immer ihren Wert, ob mit oder ohne Tod.

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Karmele  31.10.2022, 21:40
@Machtnix53

Ja sehe ich auch so, Gerade am Ende ist das was noch bleibt ,die liebe.

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isilang  01.11.2022, 10:07
@Machtnix53

Das war auch mein Gedanke. Die Liebe bleibt auch über den Tod hinaus.

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NurDieEmma  01.11.2022, 10:18
@isilang

Das stimmt, diese Liebe ist nicht gestorben aber sie schmerzt und macht so hilflos.

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isilang  01.11.2022, 10:24
@NurDieEmma

Das ist wahr. Aber ich denke, dass derjenige, den wir lieben und der gestorben ist, unseren Schmerz und unsere Tränen verdient. Auch diese sind nicht umsonst.

Gerade dann finde ich den Gedanken so tröstlich, dass wir auch weiterhin eng verbunden sind. Der Tod trennt uns zwar körperlich voneinander, aber emotional nicht. Auf einer energetischen Ebene bleiben wir miteinander verbunden. Das ist auch damit gemeint, wenn es heißt, das wir denjenigen in unserem Herzen mit uns tragen. Damit sind nicht nur die Erinnerungen gemeint.

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Eigentlich könnte man etwas für sein Leben lernen, dadurch, dass man vom Sterben Kenntnis hat. Aber tut man es immer? Der Tod ist uns nicht immer allgegenwärtig und wir leben oft so, als existiere er nicht für uns. Wir gehen Risiken ein, die uns frühzeitig das Leben kosten könnten. Das Leben ohne diese Risiken erscheint nicht wertvoll genug zu sein, wenn man den Tod in Kauf nimmt.

Ich denke allerdings, dass das Leben meistens mehr an Wert gewinnt, desto weniger davon bleibt. Das ist der Widerspruch dazu, zu leben, als würde man selbst niemals sterben.

Es gibt Menschen, die gehen niemals ein Risiko ein, handeln sich immer der Vergänglichkeit des Lebens bewusst und trotzdem werden sie plötzlich krank oder Opfer eines Verkehrsunfalls mit Todesfolge.

Ich denke, es hängt stark davon ab, welche Sicht man vom Tod hat, wie man sein Leben gestaltet

Hat etwas Vergängliches denselben Wert, wie etwas Ewiges? Einweg vs. Mehrweg?

Wer den Tod als natürlichen Teil des Kreislaufs von Enden und Neuwerden betrachtet, der kann seine Angst vor dem Tod vielleicht eher überwinden und den Tod eher annehmen. Damit erhält alles einen höheren Sinn und so wird auch das Leben sinnvoll gefüllt, mit dem Bewusstsein, dass alles hier auf der Erde als Vorbereitung dient.

Für wen der Tod das Ende ist und der nicht bewusst die Zeit zu schätzen und zu erfüllen weiß, der hadert vielleicht lebenslang damit, dass er nicht weiß, warum er überhaupt lebt. Der hat dann nichts zu verlieren, weil er nicht empfindet, dass er etwas gewonnen hätte.

Aber es gibt auch Menschen, die das Leben wertschätzen, weil es ein Wunder ist. Auch wenn am Ende der Tod steht, so begreifen sie, dass ihnen hier etwas geschenkt wurde.

Jeder gibt seinem Leben den eigenen Sinn und füllt es mit mehr oder weniger guten oder schlechten Dingen und verschwendet mehr oder weniger Lebenszeit. Wie es wäre, wenn wir nichts vom Sterben wüssten, wäre auch mal interessant. Ich denke fast, dass das Wissen vom Sterben eine Voraussetzung dafür ist, dem Leben überhaupt Sinn verleihen zu können, selbst wenn das nicht auf alle zutrifft. Wenn etwas einfach da ist und immer bleibt, dann wird es immer bedeutungsloser..

Ich denke nicht, dass danach nichts mehr kommt. Niemand kann auch einen Gegenbeweis dazu erbringen. Für mich macht das Leben nur dann einen echten Sinn, wenn es auf etwas Höheres aufbaut, das sich meiner Kenntnis aber noch entzieht.

Leben ist Entwicklung und Veränderung und ich bin in meiner Phase der Entwicklung. Dann sterbe ich und aus mir oder mit mir beginnt etwas Neues. Ich kann mein unabänderliches Schicksal genausp wenig abwenden, wie jedes andere Lebewesen. Ich betrachte es als eine Art Wachzustand mit Unterbrechungen, dem irgendwann eine längere Schlafphase folgen wird.

Wir alle sind Teil eines mysteriösen Prozesses und haben die Wahl, was wir mit dem Wissen, das wir sterben müssen, anfangen.

April1995 
Fragesteller
 31.10.2022, 14:53

Wundervolle Antwort...ich danke Dir🤗🌷

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Das "Beschäftigen" mit dem Tod ist ein guter Lehrmeister. Hilft zu einem entspannteren Leben und auch in Phasen der Trauer, beim Umgang mit Krisensituationen oder dem Bewältigen einer schweren Erkrankung. Das wichtigste jedoch ist das man lernt das Wesentliche vom Unwesentlichen zu unterscheiden.

Buddhistische Leitsätze: Memento Mori als "Lernsterbehilfe".
  1. Erinnere Dich daran, dass alles, was lebt, auch sterben wird und muss. 
  2. Erinnere Dich daran, dass Du nicht weißt, wann Du sterben wirst – zu welcher Uhrzeit, an welchem Tag, in welchem Monat, in welchem Jahr.
  3. Erinnere Dich daran, dass Du auch nicht weißt, wie Du sterben wirst oder auf welche Art. Das kann eine Krankheit, ein Unfall oder auch ein anderes äußeres Ereignis sein. 
  4. Erinnere Dich daran, dass Du die Fähigkeit hast, Dich ganz bewusst auf das Sterben vorzubereiten. Dann erwischt Dich der Tod nicht „kalt“, sondern in einer gefassten Haltung. 
  5. Erinnere Dich daran, dass es kostbar ist, in einem menschlichen Körper leben zu dürfen. Damit erhältst Du die Fähigkeit, zu unterscheiden, zu verstehen, zu reflektieren und Dich seelisch-geistig zu entwickeln.
  6. Erinnere Dich daran, dass der Tod nicht das Ende, sondern lediglich ein Übergang ist.

PS: Bin kein Buddhist (68 Jahre alt) aber diese obigen Lehrsaetze halte ich persoenlich einfach fuer deutlicher als so manche Bibel (Koran usw.) Glaubenssaetze (Interpretationen).

April1995 
Fragesteller
 31.10.2022, 13:20

Vielen lieben Dank für Deine Antwort!

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Dass es ohne Vergänglichkeit kein Leben gäbe. Ohne Vergehen kein Entstehen.

Es wäre nicht möglich, dass du auf deinem Bildschirm etwas lesen kannst, wenn er nicht immer wieder gelöscht würde.

April1995 
Fragesteller
 31.10.2022, 20:50

Ganz lieben Dank für Deine Antwort!

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Vom eigenen Sterben nichts mehr. Vom Sterben anderer, wie wir uns vorbereiten könnten. Niemand kennt den Ort und die Stunde. Vielleicht ist der Tod noch weit weg, vielleicht klingelt er heute noch, oder er sucht sich schonmal nen Parkplatz. Jeder wünscht sich, das es leicht und schnell gehe. Ich persönlich möchte nicht möglichst alt werden. Wenn die Sehne des Bogens verlernt hat zu schwirren und man nicht mehr den Pfeil seiner Sehnsucht über den Menschen hinauswerfen kann, wenn man keinen tanzenden Stern mehr gebären kann, wäre es Zeit. Ich würde mir auch wünschen, nicht vergessen zu werden. Daher würde ich mir keine anonyme Beerdigung wünschen, oder irgendwo im Wald verscharrt zu werden. Aber wer weiss schon, wie es kommt. Insgesamt wäre es schön, wenn die Welt durch das eigene Leben etwas besser geworden wäre.

April1995 
Fragesteller
 31.10.2022, 21:25

Ich danke Dir sehr für Deine Antwort!

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