Pferd frisst nicht mehr, was tun?

7 Antworten

Das tut mir sehr leid, ich kenne dieses Gefühl sehr gut wenn ein Tier schon so lange bei einem ist 😔 Hat der Tierarzt ihm mal was gespritzt, was den Appetit anregt? Mein Kater war letztens krank und hat 1 Woche lang nichts mehr gegessen, aber nach der Spritze mit dem Zeug war alles wieder gut. Allerdings ist der auch noch nicht so alt und war einfach nur krank. Aber ein Versuch wäre es bestimmt wert.

Und falls es nicht hilft denk immer daran (auch wenn dir das gerade im Moment nicht wirklich hilft), dass er ein sehr langes, tolles Leben mit euch hatte! Besser hätte es beide Seiten doch nicht treffen können 😊 Ich wünsche euch alles gute und dir, dass du das irgendwann genau so fühlst, wenn du zurückdenkst.

Ich will Deine Sorgen nicht unnötig anschüren, doch ist es nicht unnötig. Dein Pferd ist am Abschied nehmen. Ich hatte meinen Wallach "nur" 14 Jahre. 12-jährig gekauft, mit 26 musste er leider gehen. 32 ist für ein blütiges Pferd ein echt stolzes Alter.

Einige haben einfach eine gute Konstitution und sind Kämpfer. Fluchttiere neigen ja dazu, schnellstens wieder auf die Füße zu kommen. Mein Pferdekauf seinerzeit war eigentlich Irrsinn. Ich hatte zwar 27 Jahre Erfahrung und mein erster Reitlehrer hatte uns top geschult in Bezug auf "krankengymnastisches" (für's Pferd) arbeiten. Bei uns fiel keine Unterrichtseinheit aus, weil ein Pferd ausfiel, sondern wir lernten diesmal halt wie wir dem Pferd helfen können. Ich war 33 Jahre alt, sesshaft, finanziell weit genug abgesichert - aber der brachte eine gesundheitliche Vorgeschichte mit, aus der ich nochmal so richtig, richtig viel gelernt habe. Ich hatte ihn in vernünftiger Zeit auftrainiert und dann blieb er fit bis ins Frühjahr 2022.

Mitte Mai tauchten plötzlich ohne jegliche Änderung in Fütterung, Haltung, Training, Weidegang, ... sichtbare Stoffwechselrillen an den Hufen auf. Wir grübelten über besondere Witterungsverhältnisse, die das Heu ändern und vieles mehr. Pferd war fit, Pferd liebte im Gelände galoppieren gehen, man spürte, dass er noch Kraft hatte.

Am 2.7. hatte er die erste Schlundverstopfung seines Lebens. Ohne Apfel - ich fand ihn so in der Herde, wo er nur Zugang zu Heu hatte. Allerdings hatte er keine guten Backenzähne mehr. Ich kaufte ihn schon mit ungewöhnlich schlechter Zahnanlage zieht sich durch seine Zuchtlinie, aber ich hätte ihn auch gekauft, hätte ich es bei Kauf gewusst. Es war DIESES Pferd, das es mir wert war. Die letzten zwei Jahre bekam er täglich 2,3 kg Heucobs, den Rest Nahrung konnte er noch gut aus dem Heu ziehen. Im letzten halben Jahr häuften sich zwar die Knöllchen und meine Tierärztin, die spätestens alle 3 Monate da ist und sich auf manuelle Therapien und Zähne spezialisiert hat, fand bei jeder Zahnbehandlung ein, zwei Zähne mehr. Aber da das Pferd fit und fröhlich war, arrangierten wir uns eben damit. Nur gefressen hat er nach der Schlundverstopfung nicht mehr wirklich. Ich musste ihn mehr oder weniger nötigen. Er ging auch in die Heustationen wie eh und je und stand dann einfach sehr viel da und nahm nicht wirklich was raus. Ansonsten wirkte er wieder normal, wie ich ihn kannte.

Am 9.7. zeigte er 5 min, bevor ich in den Stall kam, die ersten Koliksymptome und es schwoll schnell zu echter Lebensgefahr an. Die Haus-Tierärztin war zum Glück um's Eck und stabilisierte ihn innerhalb einer halben Stunde so, dass er wieder symptomfrei war. Kaum war sie eine halbe Stunde weg, wurden die Symptome wieder drastisch. Sie drehte um, sagte aber, ihr Navi sagt Stau, schnellste Verbindung 1 Stunde, ich soll zum einen entscheiden, ob er in seinem Alter noch in die Klinik soll, zum anderen sollen wir uns aufteilen, die umliegenden Kliniken und Praxen abzutelefonieren: 1. kann jemand schneller bei uns sein als sie? 2. hat jemand einen Platz zur stationären Aufnahme und notfalls OP? Beides nicht einfach. Stunden später stand er in der Klinik, es sah aus als dürften wir auf schnelles Ausheilen einer Darmentzündung hoffen, denn die Laktatwerte waren viel zu gut, um eine OP zu indizieren. Kaum waren wir aus der Klinik zuhause angekommen, wurden wir angerufen: deutliche Verschlechterung, Laktatwerte verabschieden sich jetzt auch, ob sie operieren sollen. Ja, ich habe auf machen lassen, auch wenn ein halbes Jahr Reha für ihn der Wahnsinn wäre. Aber so hatte ich noch zwei Stunden später Gewissheit, dass ihm nicht mehr zu helfen war.

Obwohl ich in den inzwischen 41 Jahren Pferdeerfahrung so oft mitbekommen habe, dass sich so Pferde verabschieden und in meinen 47 Lebensjahren auch mitbekommen habe, dass sich auch Menschen so verabschieden, wenn das Alter einfach den Betrieb des Körpers einstellt, wollte ich es von mir schieben, wollte die Zeit mit ihm genießen und ihn nicht zu sehr mit meiner Sorge belasten.

Im Nachhinein schmerzt es unglaublich, aber ich sehe sein Foto und sehe ihn, wie ich ihn so sehr ins Herz geschlossen hatte. Da ich zuhause und er 50 km entfernt in der Klinik war bei seinem Tod, habe ich das tote Pferd nicht gesehen. Aber bei unserem im Stall eingeschläferten anderen Pferd, habe ich in meiner Erinnerung auch das lebende Pferd, die schönen Momente.

Ich habe Dir unsere Geschichte erzählt, weil es manchmal hilfreich ist, eine Ahnung zu haben, was einen erwartet und sich dessen bewusst zu werden, dass es die schönen Momente nur im Kombipaket mit den ganz schlimmen Momenten gibt, aber ganz viele Menschen schon entschieden haben, die schlimmen Momente anzunehmen, um die schönen haben zu dürfen. Du wirst den Wahnsinn von neulich bald nochmal mitmachen müssen und es wird getoppt werden, weil die schwerste Entscheidung ausgesprochen werden muss - in dem Fall von Deinen Eltern. Aber halte Dich nicht daran fest, mach Dich bestenfalls darauf gefasst, aber genieße die Zeit beim Pferd. Lache mit ihm über die Erlebnisse, erzähle ihm davon, was er Dir gegeben hat. Ich drücke Dir die Daumen, dass Du gut durch diese schwere Zeit kommst. Der Apfel war nicht schuld. Wäre er nicht am Verabschieden, wäre er mit dem zurecht gekommen wie in der ganzen Zeit vorher. Natürlich sind kleine Äpfel niemals im Ganzen zu geben, weil die tatsächlich so in den Schlund kullern, aber nicht durch finden. Aber ein fittes Pferd frisst danach wieder, selbst wenn ihm eine Schlundverstopfung passiert.

Da die Entscheidung bevorsteht, überlegt in der Familie, ob sich für sowas nicht das Wochenende besser eignet als ein Werktag - auch wenn der Tierarzt da Wochenenddienst hat, verbunden mit mehr Stress und natürlich auch mit Kostenaufschlag für Euch.

Als positive Aussicht: ich habe ein 5-jähriges Pferd gefunden, das in keiner Konkurrenz zu ihm steht, aber ein guter Nachfolger ist. Ich weiß, dass auch bei ihm der Tag kommt. Aber schon jetzt, nach einem halben Jahr, habe ich so viele tolle Gedanken an ihn, dass diese es wert sind, auch mal andere in Kauf zu nehmen. Ihr habt noch mindestens die Stute, die Euch auch noch viele schöne und auch mindestens einen schlimmen Moment bescheren wird.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Durchgenend Pferdeerfahrung seit 1981

So hart es jezt klingt, er verabschiedet sich jezt, er wird nicht mehr lange da sein......

32 ist für ein Hochblütiges Pferd ein Stolzes Alter.

Die Fell Pony Stute meiner Mutter ist jezt 33 und noch top fit, bei alten Pferden geht das schnell.Einmal ein ,,heftiges,, Erlebnis, und sie werden ,,alt und gebrechlich,, .

Ich wünsche euch trotzdem viel Glück und auch Kraft.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Offenstall Haltung seit 1996

Ich kann verstehen, dass du an dem guten Tier hängst, und es gerne „für immer“ bei dir haben möchtest. Aber bedenke auch: „Lieben heißt loslassen können.“ Wenn es so offensichtlich Zeit ist, das Pferd „über die Regenbogenbrücke gehen zu lassen“, solltest du ihm diesen letzten Liebesdienst erweisen, um ihm unnötiges Leid zu ersparen. Wenn alte Menschen oder Tiere aufhören, Nahrung zunichte zu nehmen, zeigt dies, das sie des Lebens überdrüssig geworden sind.

Tia, vom Tier verabschieden und auf Entscheidung des TA das Tier erlösen.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Ausbildung Pferdewirt, ganzheitlicher Pferdetherapeut
pony  17.03.2023, 19:53

der tierarzt wird das nicht entscheiden. man muss schon aktiv fragen, was er empfiehlt.

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StRiW  17.03.2023, 19:59
@pony

Macht ein weitermachen fürs Tier Sinn?

Oder

Du, wenn es aus Deiner Sicht keinen vernünftigen Zweck mehr macht, erlöst Du das Tier.

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pony  17.03.2023, 20:02
@StRiW

nein. weitermachen ergibt keinen sinn.

es hat wasser in der lunge und wird kläglich ersticken. oder es weiss selber, dass es zeit ist, zu gehen und hört auf zu saufen. manche rennen auch kopf voran gegen die stallwand. aber dazu fehlt dem tier wohl bereits die kraft.

vermutlich hat auch der tierarzt mindestens einmal den schlauch in die lunge geprokelt.

man sollte dem tier seine letzte würde lassen und die sache beenden.

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StRiW  17.03.2023, 20:08
@pony

Mein Tierarzt schläfert ein, auch ohne Rücksprache mit mir oder Betriebsleiter.

Der soll das auch, ohne wenn und aber. Macht er auch nicht aus Langeweile.

Gibt er die Empfehlung und Einstaller folgt nicht, kommt der Amtstierarzt.

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