Oma gerade gestorben
Meine Oma ist gerade gestorben. Ich bin nicht traurig, obwohl sie immer sehr viel für mich und alle andere aus meiner Familie getan hat. Außerdem habe ich sie nur im Sommer gesehen. Sie war ein Mensch, der immer für die anderen dagewesen ist und der sich nie beschwert hat, immer Pflichtbewusst und ruhig. Sie war ein toller Mensch. Einerseits freue ich mich, dass ich nicht traurig bin, andererseits finde ich, sie hat es verdient, dass sie vermisst wird. Ich werde jetzt nicht versuchen, extra traurig zu werden, aber ich kann auch nicht einfach meinen Film weiterschauen, als wäre nichts geschehen. Oder doch...? Was soll ich machen, wie soll ich mich verhalten? Ich wohne alleine, niemandem würde es auffallen wenn ich fröhlich durch die Gegend hüpfen würde, aber es fühlt sich so falsch an so zu tun als wäre nichts geschehen... Meine Familie will glaube ich gerade nicht reden, sie brauchen etwas Zeit... außerdem ist es auch komisch per Telefon. Und ich habe zunehmend das Gefühl dass es nicht darum geht wie ich ihren Tod verarbeite, sondern darum, ob sie in Frieden gestorben ist. Ich mache mir langsam Sorgen darum, denn alles ging so schnell und leise... Ich glaube niemand war bei ihr im Zimmer als sie gestorben ist, obwohl davor sie jeden Tag Besuch bekommen hat von uns allen... Was soll ich tun, wie soll ich mich verhalten? Wenn jemand unter euch gläubig ist, könnte derjenige vielleicht für sie beten...
12 Antworten
Was soll ich machen, wie soll ich mich verhalten? Meine Familie will glaube ich gerade nicht reden, sie brauchen etwas Zeit
Nimm dir ebenfalls Zeit.
Was soll ich tun, wie soll ich mich verhalten?
Wenn jemand sagt das Trauerarbeit wichtig ist, dann meint er damit das man nicht verdrängen soll. Er meint aber ganz sicher nicht, das man sich zwingen soll zu trauern.Das ist ein Unterschied.Mein Opa ist vor 9 Jahren gestorben. Bin kein Typ der rumheult, aber ich tu auch nicht so als ob mir das egal wäre. Und wer mich kennt, der merkt das auch.
sondern darum, ob sie in Frieden gestorben ist.
Wie war denn der Eindruck als sie noch gelebt hat, also beim letzten Besuch?
Was soll ich tun, wie soll ich mich verhalten?
Nimm dir Zeit an deine Oma zu denken. An die schönen Zeiten, wie sie gewesen ist... Also an die Sommer mit ihr. Das ist im Moment alles was du tun kannst.
Das muss aber nicht Einsamkeit gewesen sein, oder? Du schreibst sie hat jeden Tag Besuch bekommen. Also wenn sie etwas bedrückt hat, dann vermutlich nichts was du hättest ändern können. Man muss die Sorgen ja kennen, wenn man sich um sie kümmern soll. Jetzt ist es vorbei. Jetzt hat sie Frieden.
Vielleicht realisierst du es noch einfach nicht richtig.
Ich an deiner Stelle mit ihr "reden", wenn du nicht gläubig bist, also nicht betest. Sage ihr wie du dich fühlst und was sie alles Tolles in ihrem Leben gemacht und getan hat. Und warum du stolz auf sie bist, sage ihr einfach alles was dir auf dem Herzen liegt. Auch das du (noch) nicht traurig bist.
Jeder geht anders mit Trauer um; vielleicht realisierst Du ihren Tod erst in einem halben Jahr und trauerst dann. Deine Oma würde das bestimmt verstehen.
Erst mal mein Beileid. ja ich werde für deine Oma beten. Und du darfst ruhig den Film weiterschauen. Und hab kein schlechtes Gewissen weil du nicht traurig bist. Du musst erst mal den Schock verarbeiten. Die Trauer kommt noch. Besonders "intensiv" wird sie nach der Beerdigung sein, oft begreift man dann erst die Entgültigkeit. Obwohl man vorher es auch schon weis. Und dann hilft reden. mach dir nicht zu viele Gedanken sie ist bestimmt friedlich eingeschlafen,
Mein Vater hat mich ein halbes Jahr vor seinem Tod auf sein Ableben vorbereitet. Er wollte nicht dass wir trauern. Für ihn war seine Lebensuhr am merkbaren ablaufen. Seine Krankheit bereitete ihm immer mehr Schmerzen. Dann stand ich auf dem Balkon mit unserer Hündin und sie wollte auf die Straße springen. Ich hielt sie fest und wusste, jetzt ist er tot. Mir fiel ein Danke ein. Dann war es notwendig nachzusehen Was unsere Mutter gerade kochte denn es war damit zu rechnen dass sie viel zu tun hatte. Auf der Beerdigung hatte ich einen extra dafür gekauften orangenen Mantel an.
Deine Oma war immer für Euch da. Ihr ward für Eure Oma da. Nun hat sie sich einen Tag ausgesucht an dem ihr Alle keine Zeit hattet. Ja. Viele Menschen können durchaus ein wenig Einfluss auf den Zeitpunkt nehmen. Ich lese, sie wollte so demütig gehen wie sie gelebt hat, so rücksichtsvoll. Deine Oma ist nicht tot. Ihr Körper lebt nicht mehr. Ihr Körper ist nur der sichtbare Teil Deiner Oma. Sie lebt weiter in Deinem Herzen, in Deiner Erinnerung. Nun ist sie auf dem Weg nach Anderwelt. Vielleicht magst Du ein Trauertagebuch beginnen. Schreibe alle Erinnerungen an sie auf, führe Gespräche mit ihr wenn Du möchtest, klebe Bilder ein, male für sie, bastele für sie.
Vielleicht magst Du einen Internet-Grabplatz einrichten. Gibt es.
Natürlich kannst Du beten. Ich lese in einem solchen Fall gerne Psalm 23 in der Du-Form. Bessere Wünsche kann ich mir nicht vorstellen.
Der Herr sei ist Dein Hirte, Dir wird Nichts mangeln.
Er weidet Dich auf einer frischen Aue und führet Dich zum frischen Wasser.
Er erquicket Deine Seele Er führet Dich auf rechter Straße um Seines Namens willen.
Und ob Du schon wandertest im finsteren Tal: Fürchte kein Unglück:
Denn Er ist bei Dir, Sein Stecken und Stab schützen Dich.
Er bereitet vor Dir einen Tisch im Angesicht möglicher Feinde denen Du begegnen magst Er salbet Dein Haupt mit Öl und schenket Dir voll ein.
Gutes und Barmherziges werden Dir folgen Dein Sein lang und Du wirst bleiben im Haus des Herrn immerdar.
Nimm Dir Zeit für Trauerarbeit. Dann, wenn sie an die Tür klopft. -:) Dann lasse in Liebe los.
Danke für deine Antwort. Das letzte Mal als ich sie sah, einige Stunden vor dem Tod, sah sie sehr müde und kaputt aus, ganz klein in ihrem Bett und obwohl sie geschlafen hat, fand ich dass sie nicht friedlich aussah.