„Non plus ultra“ auf griechisch?
Hey!
Dem griechischen Dichter Pindar zufolge hat Herakles am Ende der Welt Säulen mit der Aufschrift „Non Plus Ultra“ aufgestellt. Da Pindar jedoch offensichtlich Grieche war, frage ich mich, was „Non Plus Ultra“ auf altgriechisch heißt. Seinen Originaltext habe ich leider nicht im Internet gefunden, aber angeblich soll sich diese Stelle in der 3. Nemeischen Ode in Vers 21 befinden.
Lg
4 Antworten
Und wenn ich Deine Frage genau gelesen hätte, dann wäre mir die vorherige Antwort erspart geblieben, denn Du gibst Die Stelle ja an. Immerhin habe ich ein bißchen in Pindar gegraben, das war auch Spaß.
Deine Stelle habe ich zwar gefunden, aber ich bin mir nicht sicher, ob das das ist, was Du haben willst. Wieder mit allen Disclaimern, daß das mein erster Kontakt mit dorischem Griechisch ist und daß ich im Zweifelsfall keine Ahnung habe. Andererseits glaube ich trotzdem zu verstehen, was in diesem Satz drinsteht.
Man muß sich dazu vergegenwärtigen, daß es sich um ein Gedicht bei der Siegerehrung eines Sportlers handelt. Der Mann wird also dafür gelobt, daß er besser war als alle anderen und dabei in Galaxien vorgedrungen ist, die noch nie ein Mensch betreten hat (Scherz muß sein).
οὐκέτι πρόσω ἀβάταν ἅλα κιόνων ὑπὲρ Ἡρακλέος περᾶν εὐμαρές, ἥρως θεὸς ἃς ἔθηκε ναυτιλίας ἐσχάτας μάρτυρας κλυτάς
oukéti prósō abátan hála kiónōn hypèr Hērakléos perãn eúmares; hērōs theòs hàs étheke nautilías eskátas martyras klytas.
Das Verb fehlt, stattdessen steht nur ein Prädikatsnomen εὐμαρές ‘(es ist) einfach’, und zwar ist es leicht οὐκέτι πρόσω ‘nicht weiter vorwärts’ περᾶν ‘zu durchdringen’, nämlich was zu durchdringen: ἀβάταν ἅλα ‘das unbetretene Meer’ ὑπὲρ κιόνων Ἡρακλέος ‘über die Säulen des Hēraklẽs (hinaus)’. Gemeint ist es also, daß es einfach ist, seine Ziele nicht hoch anzusetzen, und als Metapher für ein hochgestecktes Ziel dient eine Reise über die Säulen des Hēraklẽs hinaus.
Der zweite Teil ist ein Relativsatz, der an die Säulen anschließt: ἃς ‘die’ ἥρως θεὸς ‘'der Gott-Held’ ἔθηκε ‘aufstellte’ μάρτυρας κλυτάς ‘als berühmte Zeugen’ ναυτιλίας ἐσχάτας ‘der extremsten Seefahrerei’, also damit alle Menschen sehen, daß Hēraklẽs hier gewesen ist.
(Das Gedicht ehrt einen Sieger der Nemeischen Spiele, also der Sportmeisterschaft von Neméa — Neméa ist ein Ort, an dem Hēraklẽs eine seiner Heldentaten vollbracht hat, und das erklärt auch die Symbolik in dem Gedicht)
Es ist genau das, was Du gesagt hast: Dritte Nemeische Ode, Vers 21, und ich habe die ganze dritte Ode verlinkt — Wikisource stellt glaube ich das ganze erhaltene Werk bereit.
Hmm, ich weiß nicht, ob das die Stelle ist, die Du suchst. Sie paßt nur sehr ungefähr auf Deine Beschreibung, aber immerhin kommen die Säuren des Hēraklẽs darin vor, und eine Warnung vor dem Weitergehen. Die folgenen Zeilen stehen am Ende der dritten olympischen Ode, in der von einem gewissen Thḗrōn die Rede ist, der bis zu den Säulen des Hēraklẽs reist, und dann gibt (glaube ich) der Dichter einen eigenen Kommentar ab:
τὸ πόρσω δ' ἔστι σοφοῖς ἄβατον κἀσόφοις. οὔ νιν διώξω: κεινὸς εἴην
tò pórsō d’ ésti sophoĩs ábaton kasóphois. Oũ nin diṓxō: Keinòs eíēn
Bei der Übersetzung kommt es leider als Nachteil, daß ich kein dorisches Griechisch kann; das meiste scheint aber mit meinen Attisch-Kenntnissen ganz gut verständlich zu sein: τὸ πόρσω ‘das Vorwärts’ ἔστι ‘ist’ ἄβατον ‘unbetretbar’, und zwar sowohl σοφοῖς ‘für die Weisen’ als auch ἀσόφοις ‘für die Narren’ (das κ am Anfang ist ein Rest der Konjunktion ‘und’). Wir landen also bei der Übersetzung ‘Weder für Weise noch für Narren geht es hier weiter’.
Im nächsten Satz ist οὔ eine Verneinung, und διώξω heißt ‘ich werde etwas in Bewegung setzen’, und νιν ist ein dorisches Pronomen (3 Sg Akk). Das sollte also so etwas heißen ‘Ich werde ihn nicht zur Weiterfahrt treiben’, aber erstens ergibt das wenig Sinn, und zweitens schreiben beide Übersetzungen, in denen ich nachgeschlagen habe, etwas in der Art von ‘ich werde dort nichts suchen/unternehmen’, warum auch immer.
In den letzten zwei Worten ist εἴην eine Verbform, die so etwas wie ‘ich wäre’ bedeutet, und κεινὸς ist ein Demonstrativpronomens ‘dieser’, gemeint ist wohl ‘Dann wäre ich ja einer von den Narren’.
διώκειν kann auch die Bedeutung "verfolgen, suchen nach" haben. Gewöhnlich lernt man ja auch "verfolgen; (gerichtlich) anklagen".
Hmm, vielleicht geht das, wenn man annimmt, daß sich νιν auf τὸ πόρσω beziehen könnte? „Ich werde nicht weiter nach dem Vorwärts suchen/streben“?
Ich nehme mal an, dass dem so sein wird. Ich kenne den Kontext der Stelle nicht. Mir ist übrigens aufgefallen, dass du κεινός als Demonstrativum benennst. Das wäre aber κεῖνος. Der LSJ nennt für diese Stelle die Bedeutung devoid of wit, vain, pretentious (κεινός = κενός).
Danke, daß Du meine κεινός-Schlamperei aufdeckst — Peinlich, wenn genau diese Stelle im LSJ drinsteht (II/2/b) und ich sie trotzdem falsch übersetze. ☹
Hallo,
non plus ultra heißt sowas wie „nicht mehr weiter“. Er brachte den Spruch an, um das Ende der Welt am Ausgang des Mittelmeeres zwischen Gibraltar und Nordafrika zu markieren.
Hoffe ich konnte dir helfen.
LG.
Vielen Dank, das ist genau das, was ich gesucht habe! Wo genau hast du die Stelle in Pindars Werk gefunden? (Muss nämlich eine Buch, bzw Kapitelangabe machen) :)