Noam Chomsky Spracherwerb?
Hallo, ich schreibe morgen eine Deutschklausur und hab nicht ganz verstanden, was Chomsky damit meint, dass der Sprachgebrauch frei von einer Regelung durch Stimuli (innere und äußere) ist. Was ist mit Stimuli gemeint? Und ich verstehe dann nicht weshalb dadurch jeder Mensch Sprache nutzen kann? Danke :)
1 Antwort
Grundannahme der Universalgrammatik besteht darin, dass Kinder mit einem grammatischen Wissen geboren werden, das durch Sprachäußerungen anderer verifiziert oder falsifiziert wird, selbst wenn diese Äußerungen linguistisch fehlerhaft sind. Denn die Spontansprache, die das Kind wahrnimmt, ist bei allen Sprechern immer fragmentarisch und sprachlich unvollkommen – sowohl quantitativ als auch qualitativ: Auf morphologisch-syntaktischer Ebene ist sie bspw. geprägt durch Satzabbrüche, Satzverschränkungen oder morphologische Paraphasien, und sie repräsentiert auch nicht die Bandbreite grammatischer Möglichkeiten. Dennoch nehme diese Unvollkommenheit laut Chomsky, dem „Vater“ der Theorie der Universalgrammatik, keinen Einfluss auf die Entwicklung der Syntax; vielmehr entwickele sich die Sprache bei allen Kindern in einer bestimmten Reihenfolge.
Die behavioristische Theorie (hier ist Skinner zu nennen), die der "Gegenspieler" der nativistischen Theorie (Chomsky) ist, geht hingegen davon aus, dass Kinder implizit am sprachlichen Vorbild ihrer Bezugspersonen lernen und ihre Äußerungen immer wieder abgleichen. Hier sind also Stimuli notwendig.
Ganz plakativ: Nach dem Behaviorismus brauchen Kinder Sprachvorbilder, um Sprache zu erlernen. Nach dem Nativismus brauchen sie keine, weil sie alles schon wissen. Das alles geschieht unabhängig von Begabung.
Ich selbst gehe angesichts der temporellen und strukturellen Sprachentwicklung von Kindern davon aus, dass es einen gewissen Spracherwerbsmechanismus geben muss, den Chomsky seinerseits Language Acquisition Device nennt.
Denn zum einen spiegeln sich sprachliche Phänomene in der Sprache der Erwachsenen in der der Kinder wider – auch ohne dass die Erwachsenen den Kindern bewusst etwas beibringen wollten; Kinder beeinflussen sich sprachlich sogar gegenseitig, lernen (und verlernen) auch voneinander.
Zum anderen ist der behavioristische Ansatz Basis für viele Methoden in der logopädischen Therapie der Kindersprache und auch für sprachfördernden Unterricht
Ich denke da bspw. an die Modellierungstechniken von Dannenbauer, die bewusst eingesetzt werden, um implizite Lernprozesse zu aktivieren, die auf eine Veränderung der kindlichen Sprache zielen. Die Veränderung geht dabei vom Kind aus, unbewusst, und wird nicht von außen herbeigeführt. Zwei dieser Modellierungstechniken sind das Corrective Feedback, bei dem die fehlerhafte, kindliche Äußerung aufgenommen und in korrekter Form wiedergegeben wird, und die Präsentation, bei der eine Zielstruktur im Sprachvorbild gehäuft verwendet wird. Genau dies tun aber auch Eltern intuitiv: Sie präsentieren (ihre) Sprache und sie wiederholen die kindlichen Äußerungen – und wirken damit auf die kindliche Sprache. Ein Pendant zum Language Acquisition Device könnte also ein Language Imparting Device sein, ein Mechanismus auf Seiten der Eltern, der Sprache intuitiv vermitteln lässt.
Danke :) Aber wieso sagt er,dass jedes Kind (egal wie begabt) die sprechen kann, weil die Sprache frei von Stimuli ist und kann dann nach dem Behaviorismus unbegabte Kinder die Sprache nicht lernen, das geht ja nicht??