Nietzsche u. Schopenhauer. Was sind die Gemeinsamkeiten?


19.04.2023, 22:25

Beide mochten die Frauen nicht sonderlich.

Ist das ein Unterschied?

Schopenhauer: "Die Welt ist schlecht und ich hasse sie."

Nietzsche: "Die Welt ist nicht gut und ich liebe sie!" :-)

1 Antwort

Schopenhauer sagt: „Der Wille ist das, woraus alles entsteht.“ Der Wille ist der zentrale Antrieb in allen Lebewesen. Damit stößt Schopenhauer die Vernunft vom obersten Treppchen der Erkenntnis und liefert den Menschen einer irrationalen Lebenskraft (dem „Willen“) aus. Die Vernunft ermöglicht uns nur Vorstellungen, kann das wahre Sein hinter den Erscheinungen nicht erkennen. Bleibt uns nur der Wille: der ist aber eine sinn- und grundlos waltende Macht; so bleibt dem Menschen kaum eine Hoffnung für ein ersprießliches, glückliches Leben, denn dieses verwandelt sich in eine nie versiegende Quelle des Leidens. Die Welt, in der ein blinder, irrationaler Wille herrscht, muss sich für den Menschen in eine Art Hölle verwandeln. Und in der Tat hat Schopenhauer mehrmals die Welt, in der das „Willens-Streben“ des Menschen sich auswirkt, als grausigen Ort beschrieben. Die Millionen und Abermillionen der Einzelwillen prallen dort aufeinander und führen, da sie von einem hemmungslosen Egoismus angetrieben werden, immerzu zum Leiden, letztlich auch denjenigen, der mal punktuell als Sieger hervortritt. Denn, so sagt Schopenhauer: „Wir sollen (auf der Erde) elend sein, und wir sind’s!“ (s. Die Welt als Wille und Vorstellung). Ein Glück ist auf der Welt nicht erreichbar. Wenn wir glückliche Menschen sehen, dann nur aus der Ferne. Gehen wir näher heran, verwandeln sich die glücklichen Gesichter sofort in Grimassen des Leidens.

Im Unterschied dazu steht Nietzsche. Ursprünglich war er ein Bewunderer Schopenhauers. Doch dessen Pessimismus gefiel ihm nicht. Er war ihm zu destruktiv. Er sah auch, dass viele Menschen durchaus glücklich sein können, allerdings sei das nicht das „Weideglück der Lämmer", sondern das der Genugtuung des Gewinners, des Triumphators, des Besten: Dieses Ziel, zu den Besten zu gehören, ist nur möglich durch die Umdeutung des destruktiven Schopenhauer-Willens in den positiv gestimmten Willen zur Macht. „Wer das Große nicht mehr in Gott findet, findet es überhaupt nicht […] und muss es entweder leugnen oder selbst schaffen“ (Nietzsche, zitiert bei Wikipedia). Statt Gott als Idee des Weltgrundes setzt Nietzsche den Gedanken der ewigen Wiederkehr, die Vorstellung, dass alles Geschehende schon unendlich oft geschah und unendlich oft wiederkehren wird. Der, dem es gelingt, durch Umwertung aller Werte neue Werte zu schaffen, ist der Mensch der Zukunft, der Übermensch, zugleich Antichrist und Überwinder Gottes sowie Antinihilist und Besieger des Nichts. Das Handeln des neuen Menschen folgt der Triebkraft des Willens zur Macht und überwindet den Nihilismus durch ein Ja-Sagen zum unvermeidlichen Schicksal, ausgedrückt durch den Begriff des amor fati („Liebe zum Schicksal“).

Gemeinsam ist beiden Philosophen der Wille als Urgrund und Triebkraft alles Seienden. Schopenhauer sieht in dem Willen etwas Negatives, Zerstörerisches; Nietzsche hingegen deutet den Willen um in den Willen zur Macht, in dem er etwas zutiefst Positives, Lebensbejahendes, Gelingendes und Glückendes sieht, allerdings ein „Glück“, das aufgrund der Machtpotentiale im Menschen (Talente, Fähigkeiten, Fertigkeiten) errungen wird und das immer auf Kosten der Schwächeren, der Unbegabten oder Nicht-so-begabten erreicht wird.

Woher ich das weiß:Recherche