Nathan der Weise: der Patriarch?

1 Antwort

Als Erstes MUSST du sofort lernen, dass "Nathan der Weise" nicht einfach ein "Buch" ist, sondern ein Theaterstück (Drama) vom Protestanten G.E. Lessing.

In dessen Entstehungszeit herrschte bei den Gebildeten in Europa die Überzeugung, dass sich der Verstand, der durch die moralisch-humanitäre Vernunft (das gewissenhafte Beurteilen von Gut und Böse, vgl. I. Kant) gegen jede Autorität wenden darf, ja muss, damit der Mensch endlich aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit heraustreten kann: "Sapere aude! Wage zweifelnd zu denken, wage weise zu sein!" (vgl. I. Kant "Was ist Aufklärung?")

Lessing war ein leidenschaftlicher Vertreter dieser neuen Idee, auch die christliche Kirche, die beiden Konfessionen, deshalb stellt er den katholischen Patriarchen in Jerusalem als unaufgeklärten, machtbewussten Glaubensvertreter dar, der jede Vernunft zur Humanität und zu einem humanitären Glauben ablehnt. Er verharrt in der kirchlich positiv sanktionierten Dogmatik des Christentums als die von Gott den Menschen vorgegebenen Gesetze des Lebens. Und da gehöre keine Vernunft hin: "Ei freilich muss niemand die Vernunft, die Gott ihm gab, zu brauchen unterlassen, - wo sie hingehört. - Gehört sie aber überall denn hin? - O nein!" (IV, 2; Vers 2476 ff)

Zum Beispiel soll der Jude Nathan, der die Christin Recha in seinem Haus sündhaft jüdisch erzogen habe, dafür öffentlich verbrannt werden, fordert er.

Zum Beispiel gestaltet Lessing die doch zum Thema der Gleichberechtigung der drei Weltreligionen sehr wichtige Figur des katholischen Patriarchen in Jerusalem, der heiligen Stadt, zur bewussten öffentlichen Schmähung als eher unwichtige Nebenfigur, fast als eine Rolle für einen sprechenden Statisten.

Nun kannst du danach die passenden Eigenschaften (z.B. Unvernunft, Herrschsucht, Gnadenlosigkeit, Grausamkeit) des Patriarchen entdecken und mit Zitaten belegen.

Phantom876 
Fragesteller
 19.03.2022, 14:37

Danke Danke

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