Nächstenliebe / Feindesliebe?

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Feindesliebe heisst nicht, dass du deinen Feinden die selben Gefühle wie deinen Freunden oder deiner Familie entgegen bringen musst. Aber man soll seine Feinde (oder usympathische Leute) respektieren und ihre Eigenarten akzeptieren.

Lasse mich bitte mal ein Beispiel nehmen welches vielleicht ein wenig weit in der Genesis zurück liegt:

Kain bemüht sich als Älterer sehr aber er kann das Herz seines Vaters nie so erreichen wie Abel. Abel fällt alle Arbeit leicht, Abel ist immer heiter. Nachdem beide Brüder sich eine Zeit jeweils auf ihre Art gemüht haben kommt ihr Vater und schaut sich das Ergebnis an. Im Grunde ist Adam von beiden Söhnen sehr angetan. Kain möchte gelobt werden. Abel möchte unserem Schöpfer für die Güte danken dass ihr jeweiliges Werk so gut gelungen ist. Adam lobt Abel und Kain wird neidisch. Dass Kain Abel erschlägt dürfte relativ bekannt sein.

Die Geschichte hört hier nicht auf. Kain heiratet, wenn ich recht erinnere mehrere Frauen. Es geht ihm gut, er bekommt Kinder, könnte sehr zufrieden sein. Immerhin sind seine Kinder kreativ, erfolgreich, innovativ. Sie gründen neue Arbeitszweige.

Es wird wohl Zeit dass ich die Geschichte noch mal nachlese. Auf alle Fälle erinnere ich dass nach vielen Jahren erfolgreichen Arbeitens, reichlich Anerkennung und Ehre die alte Wunde aufreißt. Fremde kommen in die Nähe von Kains Familie. Auch sie scheinen fröhlich zu sein, friedfertig und dankbar für jeden guten Tag, jede gut gelungene Arbeit die sie erledigen konnten.

So entsteht Krieg.

Kain ist im Grunde ein sehr armer Mensch. Da hat er eine wirklich gute Familie, ist hoch angesehen, war fleißig.... . Aber der Neid frisst ihn auf, so sehr dass einer seiner Nachfahren den Krieg erfinden muss. Und so sehr dass die Realität in ihr Gegenteil verdreht werden muss. Wie arm muss ein Mensch sein, wie sehr leiden dass er die Realität nicht ertragen kann? Und nicht nur dass er sie nicht ertragen kann, er gibt die Realität ins Gegenteil verkehrt an seine Nachfahren weiter, unfähig vor sich selbst die eigene Schuld einzugestehen, unfähig sich an seinen Schöpfer zu wenden um seine Seele entlasten zu lassen. Kain ist bei all seinem Reichtum, bei all seiner Anerkennung ein armer Hungerleider.

Was hat nun die Geschichte von Kain und Abel mit uns hier zu tun?

Mir fallen sehr viele Beispiele ein die z.B aus aktuellen Statistiken zu lesen sind. Oder ich denke an jenen Artikel der vor Jahren mal in einem unserer kostenlosen Wochenblätter abgedruckt war. Da war ein Leserbrief gekommen mit der Frage warum eigentlich so sehr selten von schweren Gewalttaten und Tötungen innerhalb deutscher Familien berichtet wird. Die Antwort erschüttert mich bis heute: Wenn sie von jedem schweren Verbrechen dass innerhalb einer Woche hier in der Gegend in deutschen Familien geschieht berichten wollten müssten sie den Umfang der Zeitung mindestens verdoppeln. Und sie hätten noch von keinem anderen Ereignis berichtet, eine Werbung geschaltet.

Ein anderes Beispiel da Du von Hausaufgaben - ja, es ist keine - schreibst:

In der Pubertät sind Rangordnungskämpfe wichtig. Noch wichtiger ist schon als Kind gelernt zu haben diese Rangordnungskämpfe nach gewissen Regeln auszutragen. Bei Boxern gibt es den Spruch niemals unterhalb der Gürtellinie zuzuschlagen weil sich dann der Schlagende selbst entehrt. Es lässt sich auch mit Worten ein Rangordnungskampf austragen, mit Leistung, mit Kreativität, mit Musik.... . Wer als Kind viele Möglichkeiten kennen gelernt hat hat es in der Pubertät nicht nötig sich ein stilles Mensch auszuschauen um es anzugreifen. Wer dann noch als Kind so viel elterliche Fürsorge erlebt hat dass ein für das Alter gesundes Selbstbewusstsein heranwachsen konnte hat es nicht nötig sich eine Gruppe zu suchen und diese gegen den stillen Mitmenschen aufzuhetzen. Und so Mobbing entstehen zu lassen.

Als erwachsene Person kann ich ein schlimmes Urteil über einen mobbenden oder aggressiven heranwachsenden Menschen fällen. Ich kann aber genauso gut erst mal davon ausgehen dass dieses Noch-Kind manche soziale Fähigkeit nicht erlernen konnte bisher. Ein Urteil zu fällen ist einfach, bequem, stärkt ein kleines Ich. Nach der Ursache zu fragen fordert mehr Einsatz ein, fordert ein nach der Sichtweise des sogenannten Täters zu fragen. Und - führt zu eigenen Schattenseiten, zur Möglichkeit an diesen zu arbeiten. Falls vorhanden und ausgeblendet, bisher ignoriert.....

Dein Feind ist dein nächster, verachte doch vor allem liebe und respektiere ihn.