Mutter vor meinen Augen gestorben, wie kann ich mit der Trauer umgehen?

10 Antworten

Als Rettungsassistent habe ich viele Facetten des Sterbens von Menschen miterlebt und natürlich stand da auch die Trauer der Angehörigen mit dabei. Kinder die ihren Vater oder ihrer Mutter verlieren, die mit angesehen haben, wie wir um deren Leben kämpften. Oft ist es einfach nicht genug. Ich habe mir irgendwann gesagt, dass der Tod nicht immer als Feind kommt, der einem die Menschen aus der Mitte reisst. Zu einigen kommt er als Freund, um sie von Schmerz und Qual zu erlösen und dorthin zu geleiten, wo es keinen Schmerz gibt. Ich weiss nicht, was bei deiner Mom die Todesursache war, ob es eine Krankheit oder ein Unfall, vielleicht sogar ein Verbrechen war....ich gehe mal von einer Krankheit aus. Wenn das so ist, dann sehe es als Segen für deine Mutter an, denn sie leidet jetzt nicht mehr. Sie hat den ganzen Schmerz und die Qual, die ihr die Krankheit beschert hat, hier zurückgelassen.

Versuche sie in Erinnerung zu behalten, wie sie war, betrauere ihren Tod aber feiere auch ihr Leben. Erfreue dich dessen, dass du sie gekannt hast. Sei dir gewiss, dass deine Mutter nur vorausgegangen ist aber dennoch immer bei dir sein wird. Sie wird dich leiten. Wenn du weinen willst, dann weine. Lass es raus. Egal wann.

Hallo Istegal1978,

es tut mir sehr leid, dass Du so etwas Schreckliches durchmachen musst! Mein herzliches Beileid! Es gibt sicher kaum etwas Schlimmeres, als seinen Vater oder seine Mutter durch den Tod zu verlieren. So hat der Verlust Deiner Mutter ganz sicher ein riesiges Loch in Deinem Leben entstehen lassen und Du weißt nicht, wie Du mit dem daraus entstehenden Gefühlschaos umgehen kannst.

Leider habe ich so etwas Ähnliches auch hinter mir! Vor etwa 1 1/2 Jahren starb meine Frau nach einem Krebsleiden. Am Anfang war es sehr schlimm, doch haben die Schmerzen im Laufe der Zeit nachgelassen. Auch habe ich wieder festen Boden unter meinen Füßen! Es gibt einiges, was einem in so einer schlimmen Situation helfen kann.

Man hat festgestellt, dass sich viele durch Weinen Erleichterung verschaffen können. Wenn Du daher das Gefühl hast, weinen zu müssen, dann lasse Deinen Tränen feien Lauf. Andererseits kann es jedoch auch sein, dass Du gar nicht weinen kannst. Das ist nicht unnormal und Du solltest nicht denken, dass Du Dich zum Weinen zwingen musst.

Um die Trauer besser zu verarbeiten, wäre auch das Führen eines Tagebuches von Vorteil. Darin könntest Du z. B. einige schöne Erinnerungen an Deine Mutter festhalten oder notieren, was Du ihr noch gern gesagt hättest. Oder schreib zwei oder drei Fragen auf, die Du ihr noch gern gestellt hättest und versuche mit Deinem Vater oder jemand anderen Vertrauten darüber zu sprechen.

Manchen Trauernden ergeht es so, dass sie von Schuldgefühlen geplagt werden. Da sie möglicherweise glauben, etwas zu tun versäumt zu haben, fühlen sie sich mitschuldig am Tod des Verstorbenen. Solche Gefühle können durchaus auftreten. Dennoch sind sie eigentlich fehl am Platz. Wenn der Betreffende gewusst hätte, was passieren wird, hätte er wahrscheinlich das eine oder andere anders gemacht.

Ein guter Rat ist auch, mit jemanden, dem Du vertraust, über Deine Gefühle zu sprechen. Allein schon mit jemandem über seine inneren Empfindungen sprechen zu können, kann zu großer Erleichterung führen! Das sollte man nie unterschätzen!

Falls Du an Gott glaubst, dann vergiss nicht, dass Du Dich jederzeit an ihn im Gebet wenden kannst. In der Bibel findest Du die Aufforderung: "Vertraut auf ihn zu allen Zeiten. Vor ihm schüttet euer Herz aus. Gott ist uns eine Zuflucht" (Psalm 62:8). Der größte Trost für einen Trauenden ist jedoch das Versprechen Gottes, die Toten eines Tages wieder zum Leben zu erwecken.

Jesus Christus erklärte seinen Jüngern einmal: "Wundert euch nicht darüber, denn die Stunde kommt, in der alle, die in den Gedächtnisgrüften sind, seine Stimme hören und herauskommen werden, die, welche Gutes getan haben, zu einer Auferstehung " (Johannes 5:28, 29). Kannst Du Dir die Freude vorstellen, Deine Mutter dann wieder in die Arme schließen zu können? Mir jedenfalls hilft diese Vorstellung sehr!

So schmerzlich der Tod eines lieben Angehörigen auch ist, er wird durch dieses Versprechen ganz sicher abgemildert. Ich wünsche Dir für die Zeit der Trauer viel Kraft und Menschen an Deiner Seite, die Dir reichlich Trost spenden.

LG Philipp

Darf ich fragen, ob die Mutter unerwartet starb? Starb sie bei einer Art Unfall oder hatte sie eine Krankheit, an der sie in absehbarer Zeit gestorben wäre? Warst du bei ihr, weil sie sterben würde oder nur zufällig Zeuge?

Wenn es ein Unfall war, würde ich ggf. wirklich mal eine Kurzzeittherapie machen oder eine Trauuergruppe ansprechen.

Wenn sie krank war, kannst du dankbar sein, dass du in den letzten Minuten bei ihr sein konntest, das hat ihr dann sicherlich viel gegeben. Es ist nicht selbstverständlich und man kann das als großes "Geschenk" für beide ansehen.

6 Monate Trauer sind noch nichts, es heißt nicht ohne Grund Trauerjahr. Zu weinen, weil man einen so schweren Verlust hinnehmen musste, ist auch keine Schande!

Schön wäre es, wenn du jemanden hättest, mit dem du über deine Mutter reden könntest. Ist das nicht der Fall, überlege, ob du eine lokale Trauergruppe besuchst oder dich online einem Trauerforum anschließt. Dort schreiben auch einige User immer "Tagebuch", also Erinnerungen an die Menschen, die ihnen wichtig waren.

Wenn du nachst weinen musst, kannst du vielleicht etwas von deiner Mutter zum Kuscheln nehmen, einen Mantel, ihr Kopfkissen, eine besondere Decke, die sie immer benutzt hat oder so.

Irgendwann wird es besser werden, aber das kann noch Monate dauern, auch länger als ein Jahr ingesamt und auch später kann es immer wieder Trauerphasen geben. Trauerphasen bedeuten aber auch lebhafte Erinnerungen. Einige Menschen verlieren schnell ihre Erinnerungen; wenn man welche hat, besonders auch detaillierte, sollte man dankbar sein und die für sich selbst auch mal zeitnah aufschreiben, weil es sein kann, dass man in ein paar Jahren Dinge, von denen man dachte, dass man sie nie vergessen könnte, nicht mehr detailliert erinnert.

Istegal1978 
Fragesteller
 20.01.2020, 07:17

Danke dir für diese schönen langen Text und die Zeit die du dir genommen hast

1

In diesem Fall würde ich Dir eine Gesprächstherapie sehr ans Herz legen. Keine Angst. Das ist nichts schlimmes und Du gehst in den Gesprächen nur so weit; wie es ok für Dich ist.
Das erlebte ist sehr traumatisch und es ist besser und gesünder, alles frühzeitig zu verarbeiten; als es jahrelang zu unterdrücken. Alles Liebe!

Herzliches Beileid!

In diesem kurzen Artikel findest Du viele praktische Tipps:

Wie kann ich mit meiner Trauer leben?

https://wol.jw.org/de/wol/d/r10/lp-x/1101994003

Das wird darin behandelt:

  • Die Trauer durchleben — Wie?
  • Mit Schuldgefühlen fertig werden
  • Mit Zorn fertig werden
  • Hilfe von Gott

Und diese Tipps werden besprochen:

  • Vertraue auf Freunde
  • Achte auf deine Gesundheit
  • Schiebe größere Entscheidungen hinaus
  • Hab Geduld mit dir
  • Sei nachsichtig mit anderen
  • Sei vorsichtig mit dem Gebrauch von Medikamenten oder Alkohol, um mit deiner Trauer fertig zu werden
  • Kehre zu deiner alltäglichen Beschäftigung zurück
  • Fürchte dich nicht, deine tiefe Trauer zu überwinden
  • Sei nicht übermäßig besorgt

Schau Dir auch die Infos unter dem Reiter Ähnliches Material an.

Wünsche Dir für die Zukunft viel Kraft und alles Gute!