Muss man sich dem Diktat der Mittelmäßigkeit beugen?

6 Antworten

...man muss es nicht aber ich weiß genau, was du meinst! Das hängt aber damit zusammen, dass viele Leute a) furchtbar intolerant sind gegenüber alles und jedem, das anders ist als sie selbst es sind & sie b) zudem total unzufrieden mit sich selbst sind: Nur wer im Dreck sitzt, der kann auch mit Dreck werfen -----> jemand, der sich mag und keinen Grund zur Klage kennt, der hat es gar nicht nötig, sich zu beklagen oder ständig Palaver zu machen oder fast schon chronisch andere zu beleidigen!

Je süddeutscher und kleinbürgerlicher und ggf. katholischer das Milieu ist, umso schlimmer artet so etwas zuweilen aus. In meiner alten Heimat war das ein Problem: Ein konservatives Arbeitermilieu ist immer schlechte Nachbarschaft. Da kommt man nur an, wenn man auch Schlager hört, günstige Klamotten trägt, oberflächlich ist, gern über andere Leute tratscht, lästert bis zur Geschmacklosigkeit und Bigotterie, in die Kirche rennt und den Vorgarten schön bepflanzt - wohlgemerkt bitte nicht so schön wie den Eigenen, weil man ja selbst gern wenngleich zum zehnten Mal in Folge aus Prinzip die Trophäe des Blumenschmuckwettbewerbs haben will und dem Nachbarn ebenso aus Prinzip nichts gönnt, noch nicht mal, dass er das teurere Specht-Bier trinkt und nicht Karlskrone aus der PET-Flasche wie man selbst. Genau so und nicht anders ist das. Bin froh, dass ich das nicht mehr sehen muss - da gab es nur Neid, Frustration, Kirche, CDU und Blumenschmuckwettbewerb. Dies alles ist aber so eng, dass man da gezwungenermaßen frustriert und aggressiv wird - man muss nämlich dank der Erfindung des Reihenhauses (jap, da können's wirklich supper stolz drauf seine, die Deutschen^^) alles, was man selbst mag, einstampfen und sich an Regeln halten, die nie einer definiert hat und keiner kennt, um es "schön" zu haben. Wer aneckt, der ist untendurch - und sei es, weil er sich einen Mercedes gönnt oder gern Jazzmusik hört. Ich kenne es nur so!

Die eigentliche Erklärung dahinter ist freilich viel tiefer. Sie ist ein Spiel mit bösen Klischees, aber nur die Frucht meiner jahrelangen Erfahrungen: Der typische "deutsche Michel der Neuzeit" ist etwa 35-50 Jahre alt und tut alles erdenkliche, um nicht aufzufallen.

Er hört etwa Mainstream-Musik nur damit er sagen kann "er hört das" ohne die Musik im Grunde seines Herzens zu mögen geschweige denn zu kapieren. Dazu bemüht er sich optisch um ein unauffälliges "sportliches" Erscheinungsbild, hat keine eigene Meinung und dockt sich immer irgendwo an was ihm mehrheitsfähig scheint und plappert auch im Bezug auf Politik, Wirtschaft, Gesellschaft oder Ethik nur das nach, was er im Privatfernsehen oder in einer Lesezirkel-Lektüre vom Arztwartezimmer aufschnappt... Er hat keinerlei Fachwissen und auch keine eigene Meinung. Das was die Mehrheit denkt, findet er, wird schon stimmen. Eigene Gedanken macht er sich keine - oder er macht sie sich höchstens im Stillen.

Er fährt im Sommer jährlich in den Süden an überfüllte Strände um peinliche Facebookfotos zu schießen die er bedachtlos öffentlich für jedermann einsehbar postet (er weiß schließlich nicht, wie man die Privatsphäre einstellt^^), teilt bei Facebook ohnehin jeden Mist & kommentiert alles -------> als krassen Kontrast zu seinem Streben um einen dezenten Auftritt. Da liegt er fett wie träge am Strand und schaut lüstern den Mädels hinterher ehe er seine Frau mit einem zuckersüßen Softeis und natürlich einem "Malle sehen und sterben"-Shirt wieder antänzeln sieht...

Zurück in Deutschland wohnt er in einer Mietwohnung mit drei Zimmern. Er hätte gern ein Haus, aber er kann sich nie aufraffen dazu, weil die anderen ja reden könnten und denken "er sei reich".. auch wenn er im Herzen von einem Haus träumt. Außerdem ist es ihm zu teuer und es kann ja über Nacht seine Firma pleitegehen in der er täglich arbeitet... kurz, er denkt sehr pessimistisch, beklagt sich gern und gestaltet seine Meinungsäußerung nach dem Motto "Hauptsache geschimpft"; loben kann er nicht, dafür umso aggressiver pöbeln.

Er besitzt etliche Verträge, mit denen er Geld angelegt hat, für drei Zusatzrenten spart obwohl es für seine Gehalts- und Berufsklasse im Grunde das verkehrte Modell ist (aber die Bank schwätzte es ihm auf und er glaubte es halt, wird schon was dran sein^^).. entweder seit der Ausbildungszeit oder kurz danach.. außerdem quält er sich täglich in einem ollen Mazda 323 zur Arbeit die er eigentlich nicht mag, obwohl er viel lieber einen schicken Audi A4 oder sowas hätte - aber logisch, andere könnten den Audi für dekadent halten und es lächerlich finden, wenn man sich woanders bewirbt, egal ob man mehr Geld verdient oder ein schönes Umfeld dort hätte. Die Deutschen nehmen unendlich viel Rücksicht auf Andere, damit sie ihr Gesicht nicht verlieren - ich find's krank, aber die sind halt so.

Menschlich ist er nicht nur missmutig, sondern in Wahrheit ein begnadeter Großhals der Sorte "kann alles besser/weiß alles besser"; ein Schimpfer, Pöbler und Theoretiker, der selbstverständlich alles besser weiß als "die da oben" und total politikverdrossen ohne Ende ist aber zu feige was zu machen "weil die anderen Geld haben und sich nix ändert", traut sich aber nur wenn er mit seinem besten Kumpel ist das auszusprechen.

Er begegnet im Job den Chefs oder auch privat "den Reichen Menschen" mit geradezu peinlicher Unterwürfigkeit (wie Hausmeister Krause gegenüber Herrn Hauswart Makielski nur nicht so lustig), ehe er sich andererseits über Behinderte, Flüchtlinge oder Ausländer echauffiert und/oder die Azubis in der Firma disst, weil "Lehrjahre keine Herrenjahre sind" und er 1980-1990 rum in der Lehrzeit selbst beschimpft wurde und den Frust nie verarbeitete. Insgeheim hasst er sich, aber das würde er nie zugeben. Nur wenn er allein ist, setzt er seine Maske ab und hört die Rocksongs aus seiner Jugend, träumt von einem Urlaub in den USA, einem Porsche 911 und davon die Golden Gate Bridge zu sehen.

Aber schnell holt ihn wieder die Realität ein und er resigniert, stumpft immer mehr ab und er sagt sich, dass alles nur vernünftig sein muss und man ja nie aus der Reihe tanzen darf. Er lebt nur um zu arbeiten. Und da fällt der Hammer ------> viele sind neidisch auf die, die machen was sie wollen und ihre Träume erfüllen, während man selbst das Gefühl hat auf der Strecke zu bleiben oder im Hamsterrad der Unzufriedenheit eine Einbahnstraße nach der anderen zu bauen. Dann sind sie, was aus menschlicher Sicht ggf. nachvollzogen werden kann, frustriert und unzufrieden, neidisch und missgünstig, beginnen sich zu fragen "warum DER und nicht ICH?" oder so ungefähr und fangen an, sich Feinde zu suchen, die in Wahrheit Opfer ihres Kleinmuts sind - genau so war das in meiner Heimat und da haben sich übelste Geschichten abgespielt.

Ich hoffe, dass ich das in meinen Worten und anhand meiner eigenen Erfahrungen schlüssig darlegen konnte und ermutige dich dazu, die eigene Linie weiter auszubauen. Man darf sich nicht entmutigen lassen, erst recht nicht von Leuten, die sich dann freuen, wenn sie merken man regt sich auf oder lässt sich die Freude nehmen ... bleibt stark und macht euer Ding; tragt eure Klamotten, fahrt eure Autos, hört eure Musik und lebt euer Leben, sonst habt ihr eines Tages das Gefühl, etwas verpasst zu haben!

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Wäre so was wichtig, gäbe es keine Schuhe für 20 € und keine Hilfinger Klamotten - keiner würde sie kaufen, die Firmen gingen pleite. Alle würden dasselbe tragen und gleiche Autos fahren. Aber nein, einer fährt ein Renault, der andere ein BMW. Leute richten sich nicht nach Mittelmass. Wenn jemand lästert, ist es sein Problem. Die Menschen beachten das einfach nicht.


MaxMe971 
Fragesteller
 13.08.2020, 07:31

Sehr viele schon, daher ist VW, das die Mittelmäßigkeit am Besten verkörpert "Volkswagen", Wagen fürs Volk...) auch das beliebteste Auto. Viele schämen sich nur mit einem Renault oder asiatisches Fabrikat zu fahren, muss schon ein VW sein. Umgekehrt trauen sich viele nicht einen Audi/Mercedes/BMW zu kaufen, da die Nachbarn/Kollegen/Freunde/Familie denkt, man habe mehr Geld als sie. Spätestens aber ein Porsche ist für die meisten ein No-Go, würde man nicht mal umsonst fahren, weil man damit auffällt.

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es gibt 4 Stufen:
1. Die selbst eingrenzungen: das was der körper nicht mehr kann den du benutz
2. Das Gesetz: Das was du nicht kannst wegen dem Staat (höhergestellten personen)
3. Geselschaftliche regeln: Das was innerhalb der gesellschaft als verwerflich gilt, aber legal ist. z.B.: auf die Toilette gehen ohne die hände zu waschen (wiederlich)
4. die erwartungen: das sind die sachen die nicht verboten sind, weder abstoßend. Es ist eher wenn du dich komisch verhältst oder jemanden etwwas sehr lange umarmst.

-> sowas bricht keine dieser regeln, 4 gilt eher für die betroffenen personen. sowas mit den klamotten ist nicht falsch, und legal. du solltest sowas nicht ernst nehmen, einige wissen garnicht worüber die reden. Manchmal sind menschen halt komisch

Nein musst du nicht, lass die nur darüber reden. Die sind einfach zu sehr mit unnötigen Problemen beschäftigt.

Muss man sich dem Diktat der Mittelmäßigkeit beugen?

Wer fragt ja -er hat sich schon "gebeugt".
Wer über Andere wegen jedem Schitt herzieht auch.
Hast du ja gemacht - und gleichzeitig deswegen mit dem Finger auf Andere gezeigt.
Denk mal darüber nach.