Muss ich unbedigt bei einem pfarrer beichten?

11 Antworten

Unabhängig von der katholischen Lehrmeinung möchte ich ein paar zwischenmenschliche Aspekte einbringen (als jemand, der die Thematik früher auch wie der Fragensteller gesehen hat):

Manchmal tut es gut, wenn man Sachen, die einem auf der Seele liegen, ausspricht und einem anderen Menschen weitergibt. Natürlich käme da auch ein Freund infrage, aber sicherlich ist es hilfreich, wenn das Gegenüber sich auskennt, einem Ratschläge erteilen kann (dafür werden Pfarrer ja ausgebildet) und einem dann anschließend auch noch Gottes Sündenvergebung direkt zusprechen kann.

Ich würde es auch nicht als "muss", sondern eher als "kann" oder "darf" formulieren, denn wo kann man heutzutage noch zu einem Fehler stehen, ohne dafür Konsequenzen erwarten zu müssen. Zumal man sich den Priester frei auswählen kann. Da gibt es ja die unterschiedlichsten Charaktere. Auch zur äußeren Form sind keine Vorgaben gegeben.

Unabhängig darf man immer gewiss sein, dass auch das Gegenüber Fehler macht, und man eigentlich immer auf Verständnis stoßen wird.

Ich hab jedenfalls noch niemals negative Erfahrungen gemacht.

Beim Beichten geht es um das öffentliche Bekenntnis der Schuld. Im katholischen Brauchtum bedeutet das eben, dich im Beichtstuhl zu erleichtern.

Du kannst nach dem Grundsatz der Bibel die Beichte natürlich auch beim Betroffenen vornehmen. Bedeutet: wenn du geklaut hast, geh zu dem Bestohlenen und beichte ihm deine Verfehlung. Das ist auch ein öffentliches Schuldbekenntnis.

Du kannst dich auch einfach in einem Freundeskreis erleichtern. Hauptsache, die Sache ist keine "Geheimsache". Es gibt auch einen Online-Beichtstuhl.

Wenn man nach dem Sündenbock geht, wie er im alten Testament festgehalten ist, musste der Hohepriester die Sünden auf den Sündenbock übertragen, in dem er seine Hand aufgelegt hat und die Sünden laut vorgelesen hat. Wenn du deine Sünde dem Priester nicht bekannt gibst, kann er sie nicht auf den Sündenbock übertragen.

Ich kann dir nur sagen, was es bei mir persönlich bewirkt hat: ich habe gelernt, meine Fehler einfach offen einzugestehen. Letztlich macht doch jeder Fehler, aber zu lernen, dazu zu stehen, ist eine praktische Sache. Wenn alle Menschen lernen würden, ihre Fehler einzugestehen, wären viele Probleme schon gelöst. Gott bringt und das eben auf diesem Weg bei.

Alles wird gut. Hab keine Angst. Den richtigen Weg zu gehen führt immer an ein gutes Ziel.

du kannst dich irgendwo hinknien und deine verfehlungen aufzählen, aber was bringt das?

an sich geht es darum, das ein anderer einschätzt, wie schlimm deine verfehlungen sind und vielleicht auch dir einen tip geht, wie du diese ausbügelst oder in zukunft vermeidest.

also wenn du mit jemand gerauft hast und hast ihm den pulli zerrisssen, das du ihm einen neuen kaufst, bzw. ihn flickst.

ist doch sinnvoller, als wenn du meinst, das gott sagt, ist in ordnung und du nächste woche wieder eine rauferei hast.

oder hast du eien standleitung zu gott und er sagt dir, was er von deinem verhalten hält?

Hast du schon einmal gemerkt, dass du bestimmte Sünden zwar im 'stillen Kämmerlein' bekannt hast, aber dass du trotzdem keinen Frieden im Herzen bekommen hast und nicht den Eindruck hattest, diese Sünde ist vergeben?

In 1.Johannes 1 steht

wenn wir aber im Lichte wandeln, wie er im Lichte ist, so haben wir Gemeinschaft miteinander, und das Blut Jesu Christi, seines Sohnes, reinigt uns von aller Sünde.  Wenn wir sagen, wir haben keine Sünde, so verführen wir uns selbst, und die Wahrheit ist nicht in uns; wenn wir aber unsere Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, daß er uns die Sünden vergibt und uns reinigt von aller Ungerechtigkeit.

Manchmal ist es nötig, dass wir unsere Sünden ans Licht bringen. Öffentlich bekennen bei einem Menschen, der geistlich gereift ist, dem man abspürt, dass er eine tiefe Beziehung zu Jesus hat, verschwiegen ist und dich nicht verurteil.

Mir hilft es immer wieder sehr, wenn ich einfach keinen Frieden im Herzen bekomme, um dann meine Seelsorgerin anzurufen und ihr zu sagen, das und das ist passiert usw. Also meine Sünden vor Gott mit ihr als Zeugen bekenne, sie ans Licht bringe. Nur Licht vertreibt die Dunkelheit.

Nehmen wir mal an, mein Mann wäre fremdgegangen, es täte ihm leid und er würde das im Stillen Gott bekennen. Ich denke, darüber könnte ich nur lachen. 

Wenn es ihm aber dermassen leid täte, dass er bereit wäre, sich so zu demütigen, dass er es bei einem geistlichen Bruder bekennen würde, dann könnte ich sehen, dass es ihm ernst ist. Sich demütigen, 'öffentlich' zugeben 'so bin ich, das habe ich getan', das ist doch ganz was anderes, nicht? Das kann man ernst nehmen.

Und, nicht zu vergessen, wenn der Teufel (der ja unser Ankläger genannt wird) kommt und sagt ' ha, du, was bist du schon? Weisst du noch, all die Sünden...? ha ha..und du willst Christ sein? " Dann kannst du sagen "an dem und dem Tag habe ich diese Sünde vor Gott gebracht und der und der Gottesmann ist davon Zeuge!! Schluss mit der Anklage, es ist vergeben!

Auch wenn ich kein wirklich religiöser Mensch bin, würde ich mal wagen zu behaupten, dass Pfarrer sozusagen "verifizierte gläubige" sind, sich durch (welchen prozess auch  immer man mahen muss um pfarrer zu sein) bewiesen haben, dass sie in gottes wille handeln oder denken, ansonsten könnte ich dir ja auch deine sünden vergeben, und ich bin Atheist!