Musikunterricht spannender machen, Frage an Schüler?

14 Antworten

Die Frage wird hier weitestgehend von Leuten beantwortet, die bereits keine Schüler mehr sind, wie es scheint. Und zu denen ich auch gehöre. Vermutlich ist dieses Forum nicht unbedingt die beste Anlaufstelle für die Frage eines Lehrers an Personen im Alter seiner Schüler.

Überhaupt ist die Frage äußerst schwierig zu beantworten, denn es ist natürlich für einen Laien immer unbequem auf die Frage eines Profis zu antworten. Man fühlt sich immer ein wenig in der Position: Seltsam, was ich auch sage, es kann ja falsch sein, denn eigentlich sollte er es doch besser wissen.

Zudem gibt es zahlreiche Aspekte, die bedacht werden müssen, will man eine sinnvolle Antwort geben. Als Beispiel: Du erwähnst vage den "Lehrplan". Was in einem solchen steht, wie plangenau er durchgeführt werden muss, etc., das weiß ich natürlich nicht.

Das Problem im Musikunterricht ist ja (ähnlich wie im Sportunterricht), dass die interessierten, "vorbelasteten" Schüler die eindeutigen Vorteile haben, während alle anderen demzufolge "da rumsitzen". (Ein ausgewogeneres Verhältnis wie bspw. im Mathematikunterricht ist demnach de facto nie da.) Insofern bringt es folglich (und das wird das Problem sein, das du hier beschreibst) wenig, Dieter de la Mottes "Harmonielehre" in Angriff zu nehmen, wobei das grundlegend zunächst mal gar nicht verkehrt erscheint hinsichtlich des "musikalischen Unterrichts". Also müssen die "musikferneren" Schüler an die Musik herangebracht werden, und da stellt sich eben die Frage nach der Vereinbarkeit mit dem aktuellen Lehrplan. Einige in unten stehenden Antworten abgefasste Tipps wie die Beschäftigung mit Lieblingsliedern aus aktueller Popmusik, etc. klingt da durchaus vernünftig. Fraglich bleibt natürlich dann, wie sich diese seichtere Form der Musikbehandlung dann auf die Schüler auswirkt, die bereits Vorkenntnisse haben.

Ein weites Feld also und interessanterweise hätten sich zu meiner Schülerzeit viele im Musikunterricht die Antwort dahingehend von der Lehrkraft selbst gewünscht, was oftmals ausblieb...

lg up

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Musikalisch unterwegs seit über dreißig Jahren.

Also habe 2 Ideen gerade:

In meinem Unterricht hatten wir mal das Thema "Musik als Folter". Das fanden die Mitschüler sehr spannend und ich auch.

"Musik der rechten Szene" war auch sehr spannend und dazu schauten wir, bzw. analysierten wir das Musikvideo von Rammstein zu "Deutschland". Dabei dachte jeder, dass das sehr rechtradikal ist, aber am Ende stellte sich heraus, dass es komplett das Gegenteil davon ist.

eieiei2  28.11.2021, 03:37

Wir hatten auch Musik als Folter: Blockflöte.

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Musikunterricht ist in der Regel so einseitig gestaltet, dass die Schüler keine Verbindung zwischen dem Unterricht und der Musik die sie privat hören herstellen können. Warum eigentlich? Grundbegriffe der Musiktheorie kann man doch an nichts besser darstellen als an aktuellem Pop, weil der so billig komponiert ist. Für den Lehrer hat das halt den Nachteil, dass er sich spätestens alle 2 Jahre neue Beispielsongs raussuchen muss. Außerdem muss man sich die rechtliche Lage ansehen, wenn man sich mit Musik beschäftigt deren Autor noch keine 70 Jahre tot ist.

Die Böckflöte gehört ganz aus dem Unterricht verbannt. Das ist Schülerfolter, die nur davon abbringt sich weiter mit dem Musikmachen zu beschäftigen. Gibt es nicht mitlerweile brauchbare Digital-Synthesizer als Software, die auf jedem Laptop läuft? Ja klar, damit lernt man keine Fingerfertigkeit, aber das ist auch garnicht zwingend nötig. Mir ist zwar handgemachte Musik auch lieber, aber wenn man was erreichen will, muss man die Schüler da abholen wo sie sind und das ist nunmal elektronische Musik. Wenn es um handwerklich gemachte Musik geht, dann lehrt doch statt Blockflöte Percussion. Gerne auch im Zusammenspiel mit einem Synthesizer/Drumcomputer. Baut Beats am Computer und setzt sie analog mit akustischen Schlaginstrumenten um, baut Beats analog und setzt sie digital um. Das ist näher an moderner Musik und bis man das handwerklich gut drauf hat, muss man auch echt üben. Andere Instrumente sind leider zu teuer, um einen Klassensatz anzuschaffen, das ist ja realistisch betrachtet auch der wahre Grund für die furchtbare Blockflöte. Vielleicht gibt es aber ein brauchbares, digitales Keyboard in der Schule, oder auch eine Gitarre oder Ukulele zum ausprobieren. Und, ääh, auch wenn es an den Fingerchen weh tut, nimm wegen des moderneren, frischeren, von den Hörgewohnheiten der Schüler weniger weit entfernten Klangs bitte eine Westerngitarre mit Stahlsaiten.

Neben dem eigentlichen Musikmachen gehören meiner Meinung nach auch weitergehende Informationen dazu. Leider endet die Musikgeschichte im Schulunterricht irgendwann im 19. Jahrhundert und es wird so getan, als sei alles danach nur noch Schrott von dem man nichts wissen muss. Für die Schüler von heute wäre aber was anderes interessant. So Fragen wie: Wo kommen denn die Samples her, aus denen heutige Popmusik oft besteht? Wie war denn das Musikgeschäft, als es noch kein Autotune gab? Was sind denn musiktheoretisch die "technischen" Unterschiede zwischen den Genres und wie hat sich das in den letzten paar Jahrzehnten entwickelt? Was ist denn die technische Grundlage, die 90% des Radiopops gleich klingen lässt? Warum eigentlich so oft C Dur? Ist Rap wirklich für die, die nicht singen können, oder ist gut rappen vielleicht doch nicht einfacher als gut singen?

Gerade ältere Musiklehrer neigen dazu, alles moderne pauschal abzulehnen und den Schülern zu erzählen, dass moderne Musik ausnahmslos primitiv ist. So stößt man aber nur auf Widerstand, die Schüler sitzen dann in Verweigerungshaltung die Zeit ab. Nur wer den Unterricht interessant und offen gestaltet und mit Beispielsongs arbeitet, zu denen die Schüler einen Bezug hat, generiert Interesse. Und dann kann man im einen oder anderen Schüler auch die Erkenntnis wachsen lassen, warum gewisse Teile der modernen Popmusik in Wirklichkeit nur gewinnorientierter Billigrotz ist und kein ernstgemeinter künstlerischer Ausdruck.

Bleib vielfältig, reduziere moderne Musik nicht nur auf Rap, tue aber auch nicht so als würde er nicht existieren. Blicke auch über den Mainstream-Tellerrand. Es gibt auch heute noch hervorragende, handgemachte Musik, die sehr viel mehr mehr tut als nur jahrzehntealte Genres innovationsbefreit wiederzukäuen.

Vielleicht ist die Schulleitung ja auch flexibel genug für fachübergreifenden Unterricht. Wenn es bei euch noch Werkunterricht gibt, dann legt das doch für ein Halbjahr mit dem Musikunterricht zusammen und baut eine einfache, billige Gitarre z.B. nach dem Muster einer Zigarrenkistengitarre. Vielleicht lassen sich sogar einige Stunden Kunstunterricht abzweigen, Holzbearbeitung ist ja irgendwie auch bildende Kunst und interessanter Kunstunterricht sollte eh über Malerei und Salzteig hinaus gehen. Eigene Schlaginstrumente kann man im Unterricht vielleicht auch bauen.

Ein bisschen Gruppenarbeit und eine Lösungaufgabe wo die Schüler diskutieren müssen und ihre Aufgaben dann in Gruppen präsentieren sollen, so machen wir das meistens und mir macht das total Spaß

Woher ich das weiß:Hobby – Spiele Gitarre und Bass

Also was mich am Musikunterricht immer langweilt (bin 18, 10 Kl. Gym, sehr Musikinteressiert) ist,

a) die Themen: Warum kann man nicht mal Rock/Pop oder so was machen (z.B. was über die 80er o.ä.)? Immer diese "Songanalyse" mit irgendwelchen klassischen Schinken... Ist aber wohl auch dem Lehrplan geschuldet ka.

b) Mehr musizieren: Wir musizieren zwar ab und zu aber meist dann nur irgendwelche "langweiligen" Töne auf dem Glockenspiel... Mal was mit mehr Instrumenten zu machen und auch etwas aufwendiger (nicht nur 5 Minuten), das wäre schön!

Man könnte auch die Schüler irgendwelche Einzel-/Gruppenarbeit wo sich die Schüler was erarbeiten müssen, z.B. Kurzvortrag über einen Künstler oder Musikrichtung derer Wahl. Oder, ka ob das Technisch bei euch möglich ist: Songkomposition mit Garageband auf Ipads (o.ä. Programme). Die Schüler entwerfen einen kurzen Text und komponieren dazu eine Melodie (+Drums, usw...) in Eigenregie.

Das sind nur ein paar Anregungen von einem Schüler :)

LG

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung