Motiv des Unterwegsseins wichtig in der heutigen Zeit wenn ja warum?

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Dieses Unterwegssein ist ein eigenartiges Motiv, im Leben wie in der Litteratur. Es hat mit dem "Wandern" der Studenten im 19. Jahrhundert begonnen. Nachdem die fahrenden Handwerke verboten waren, haben die oberen Schichten aus einer ehemaligen Notwendigkeit einen geist- und seele-erhebenden Zeitvertreib gemacht: "Das Wandern ist des Müllers Lust", "Wilhelm Meisters Wanderjahre", "Wanderer, kommst Du nach Spa..." Es gibt es dieses Motiv in keiner anderen Litteratur der Welt, es ist allein eine deutsche Eigentümlichkeit. Mit den heutigen Fortbewegungsmitteln wurde das Wandern dann moderner durch das Unterwegssein an sich, im Sinne "Der Weg ist das Ziel". - Das gilt aber bloß, wenn man kein Ziel hat, und da es überall sonst immer um Ziele, Vorgaben, Einhaltungen, Erfolge - je schneller, je besser - geht, scheint das Unterwegssein nicht mehr erstrebenswert. - Bloß indem die Gesellschaft insgesammt keinen Zusammenhalt oder gemeinsamen Weg har, will sie vor wie nach zu einem vermeintlichen Ziel unterwegs sein (zB Demokratisierung der Welt), oder wenigstens zu irgend einem eingebildeten wie in der Politik und Ukraine. - und eben wegen solcher Ziellosigkeit hat auch die Lyrik und Litteratur sehr verloren!