Mit wie vielen Jahren kam man in der DDR in die Kinderkrippe?

5 Antworten

Normalerweise kamen ein- bis dreijährige Kinder in die Krippe, ab dem 3. Lebensjahr in den Kindergarten. "Normalerweise" deshalb, wei in Krippen auch manchmal Kinder aufgenommen wurden, die unter einem Jahr alt waren, was auch davon abhing, ob die Mutter alleinerziehend war oder nicht.

PeVau  01.07.2013, 11:26

Vielleicht noch ergänzend dazu, in den 80er Jahren konnte die DDR für jedes Kind einen Kindergartenplatz zur Verfügung stellen. Für Krippenplätze galt das noch nicht, auch wenn sich das Angebot ständig verbesserte.

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Claud18  01.07.2013, 12:21
@PeVau

Die Krippe nahm schon Kinder auf, die 3 Monate alt waren.

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Huckebein  01.07.2013, 12:34
@Claud18

Das war bis Anfang der 60-iger Jahre, als es noch die Wochenkrippe gab. Danach hat die DDR noch 30 Jahre lang existiert und mit den Krippen und Kitas hat sich einiges verändert.

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Claud18  08.07.2013, 14:27
@Huckebein

Ich kann mich noch an Frauen in den 70er Jahren erinnern, die 3 Monate nach der Geburt ihres Kindes schon wieder arbeiten gingen und somit ihr Kind in die Krippe geben mussten. Das war aber keine Wochenkrippe. Auch in einem Säuglingskalender, den Bekannte mit kleinen Kindern in ihrer Wohnung hängen hatten (mit den Entwicklungsstufen des Säuglings) wurden Hinweise zur Krippeneingewöhnung ab dem 4. Monat gegeben (das war auch in den 70ern). Aber damals ging schon die Diskussion, ob das nicht zu früh sei, und mit dem bezahlten Babyjahr blieben die Frauen sowieso ein Jahr lang zu Hause.

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Huckebein  12.07.2013, 16:43
@Claud18

Es blieb den Frauen vorbehalten, ihr Kind in die Krippe zu geben oder nicht. Von "müssen" war keine Rede. Das Gute an der Sache war, dass eine Frau auch dann, wenn sie länger zu Hause blieb, nicht zu befürchten brauchte, keinen Arbeitsplatz mehr zu finden. Diese Möglichkeit haben viele Frauen genutzt, wenn sie ihr Kind länger zu Hause behalten wollten. Inwiefern es besser für das Kind war, frühzeitig in die Krippe zu kommen oder noch zu Hause zu bleiben, hing und hängt nach wie vor davon ab, wie einem Kind die Krippe oder das Zuhause bekommt. Vielen Kindern wären Krippe und Kita zu wünschen ...

Ebenfalls war und ist die "frühzeitige Krippe" besonders für alleinerziehende Mütter ein Muss, allerdings sind die Bedingungen heute keineswegs besser als damals, wie wir wissen.

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Claud18  14.07.2013, 16:07
@Huckebein

Bei verheirateten Frauen war es vor allem eine Geldfrage, wenn sie frühzeitig wieder arbeiten gingen, vorausgesetzt, sie bekamen einen Krippenplatz. Denn sie bekamen den Ausfall nach Ende des Schwangerschaftsurlaubs nicht bezahlt. Natürlich war es jeder Frau selbst überlassen, den angebotenen Krippenplatz abzulehnen und weiterhin zu Hause zu bleiben. Bis zum 3. Geburtstag des Kindes musste der Arbeitsplatz für die Mutter freigehalten werden. Unverheiratete Mütter bekamen dagegen eine Zahlung in Höhe des Krankengeldes ab 6. Woche, solange sich kein Krippenplatz fand. Fand sich aber einer, dann mussten sie ihn nehmen, denn die Zahlung wurde dann eingestellt.

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Im Anfang unmittelbar an den Schwangerschaftsurlaub, der mindestens 20 bzw. 22 Wochen betrug (22 Wochen bei Zwillingen oder komplizierter Schwangerschaft). Also 14 bzw. 16 Wochen nach der Geburt. Nach Einführung des Babyjahres (das gab es zuerst nur ab dem 2. Kind) blieben die Mütter dann ein Jahr lang zu Hause.

Natürlich war das auch von den Krippenplätzen abhängig, denn diese reichten nicht für alle Kinder. Unverheiratete Mütter wurden dabei bevorzugt, denn diese hatten Anspruch auf eine Art Müttergeld (in der Höhe des Krankengeldes ab der 6. Woche), wenn sie keinen Krippenplatz fanden, und zwar bis zum 3. Geburtstag des Kindes. Verheiratete Mütter, die zu Hause bleiben mussten, bekamen dagegen nichts, für diese musste der Ehemann aufkommen. Was dazu führte, dass viele Paare erst heirateten, wenn die Kinder ca. 2 Jahre alt waren. Mit der Einführung des Ehekredites, von dem man mit jedem Kind weniger zurückzahlen musste und mit der Einführung des bezahlten Babyjahres fiel dieses "Ehehindernis"zumindest teilweise weg. Es sei denn, die Mutter wollte so schnell wie möglich wieder arbeiten und brauchte den Krippenplatz.

Manche Mütter blieben auch freiwillig 1 Jahr oder länger zu Hause, auch als es noch kein "Babyjahr" gab. Das konnten aber wirklich nur verheiratete Mütter machen. Denn eine unverheiratete Mutter brauchte ihren Verdienst zum Leben, und eine Unterhaltspflicht des Kindesvaters gab es nur für das Kind, nicht für die Mutter.

Sakura2011  12.07.2013, 23:26

Gute Antwort!

Bleibt nur folgendes hinzuzufügen: 1986 wurde das Babyjahr ab dem ersten KInd eingeführt.

Und-es war die absolute Ausnahme, dass Mütter länger zu Hause blieben. Fast alle Kinder kamen zum 1. Geburtstag in die Krippe. Die Krippen (und Kindergärten) hatten von 6.00-18.00Uhr geöffnet und eine Betreuungszeit von 10-11Stunden war üblich bzw nötig.

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Claud18  14.07.2013, 16:15
@Sakura2011

Es gab sogar Betriebskrippen, wo die Kinder von Schichtarbeiterinnen über Nacht bleiben konnten.

Das Jahr, in dem das Babyjahr für das erste Kind eingeführt wurde, wusste ich leider nicht mehr. Ich habe 1986 das Lohnbüro verlassen, in dem ich einige Jahre gearbeitet hatte und wo ich oft die Höhe der Bezüge für das Babyjahr (allerdings damals vor allem für das 2. Kind) ausgerechnet hatte.

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Nach 20 Wochen endete beim ersten Kind die Freistellung für die junge Mutti und ab diesem Zeitpunkt konnten die Säuglinge dann in die Kinderkrippe gebracht werden. Wenn das Kind 3 Jahre alt war kam es dann in denn Kindergarten

Theoretisch ab Ende Mutterschutz bis zum 3. Geburtstag. Die einteilung ist aber uralt und keine Erfindung der DDR

ichhierundda  01.07.2013, 19:54

Die erste Kinderkrippe in Europa wurde von dem Juristen Firmin Marbeau initiiert und am 14. November 1844 eröffnet.[12] In Frankreich sollen sieben Jahre später bereits 400 Kinderkrippen entstanden sein. 1849 wurde in Wien von dem Arzt Carl Helm eine Kinderkrippe gegründet. Es folgten weitere Krippen in Wien, dann 1851 in Dresden und Hamburg, 1853 in Frankfurt am Main, 1855 in München und 1857 in Nürnberg.[13]

Kinderkrippen sah die Mehrheit der Bevölkerung zu diesem Zeitpunkt als eine Notlösung an, die der Mutter eine Berufstätigkeit ermöglichen sollte und das Kind vor einer als weniger gut angesehenen Betreuung in einer Pflegefamilie oder einem Säuglings- und Kinderheim bewahren sollte.[14] Pädagogische Beweggründe dafür, ein Kind in einer Kinderkrippe betreuen zu lassen, gab es damals kaum. Dies stand im Gegensatz zu der sich entwickelnden Kindergartenpädagogik.[14] Als entscheidend für eine Kinderkrippe galt eine Verringerung der Säuglingssterblichkeit und der Krankheitshäufigkeit.[14] Bis in die Zeit der Weimarer Republik galten Kinderkrippen vor allem als Einrichtung der Fürsorge für Säuglinge, deren Mütter mittellos oder aber erziehungsunfähig waren.[14] Nach dem Zweiten Weltkrieg blieben Kinderkrippen in Westdeutschland ein Randphänomen, während in der DDR ein großer Anteil der Kinder eine Krippe besuchte.

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Huckebein  02.07.2013, 16:47
@ichhierundda

Immer die Quelle angeben, bitte. Zitierte Abschnitte sind immer als solche kenntlich zu machen.

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Hier auf dem Dorf bei uns ist niemand in die Krippe gegangen.

Mit einem Jahr konnte man in die Nachbarstadt. Da kam man unter, wenn man wollte.

Hier in der Provinz musste man Alleinerziehende mit der Lupe suchen, alle Eltern waren verheiratet. Die Betreuung übernahmen in der Regel die Omas, die alle in der Nähe oder oft sogar im Haus wohnten.

Nach dem 3. Geburtstag ging man dann in den Kindergarten. Da hatte wohl jedes Dorf einen eigenen.