Mit s-pedelec zur Arbeit fahren bei 100km arbeitsweg hin und zurück?

7 Antworten

Ja, ich glaube, es ist hin und wieder möglich. Als permanente Lösung ist ein S-Pedelec eindeutig nicht geeignet. Ich selbst fahre täglich 40 km bei jedem Wetter, bei jeder Temperatur und zu jeder Tag- und Nachtzeit, allerdings nur mit einem normalen E-Bike. 100 km am Tag würde ich nicht einmal mit einem Moped oder Motorrad zurücklegen wollen, ohne bei schlechten Fahrbedingungen auf Alternativen zurückgreifen zu kennen. Nicht an jedem Tag gibt es Sonnenschein. Häufig regnet es, manchmal hagelt oder schneit es. Niedrige Temperaturen verringern die Akku-Leistung etwas. Stürmischer Gegenwind wird den Stromverbrauch mehr als verdoppeln. 

Am nervtötendsten sind jedoch Glatteis und überfrierende Nässe. Auch unter diesen Bedingungen kann man Unfall- und Sturzfrei Fahrrad fahren, allerdings nicht mit 45 km/h. Mit mehr als 15 km/h über die vereisten Fahrspuren der Vorgänger zu brettern, halte ich schon für sehr waghalsig. Bei Glatteis gerät das Fahrrad ab einer bestimmten Geschwindigkeit (wahrscheinlich abhängig von Reifenbeschaffenheit) außer Kontrolle. Bei mir sind es 23 km/h. Nur ein klein bisschen schneller, und schon schlittert das Rad nur noch. Das Ganze über eine Entfernung von 100 km am Tag durchmachen? Es hieße, mehrere Stunden früher als gewohnt aufstehen und mehrere Stunden später als gewohnt nach Hause kommen – falls du nach Hause kommst und dich unterwegs nicht irgendwo langmachst und dir etwas verstauchst oder brichst. Andere Probleme wurden bereits von meinen Vorgängern erwähnt. Wie gesagt: Für 100 km pro Tag ist ein S-Pedelec eindeutig keine dauerhafte Lösung. 

Möglich und Praktikabel sind nicht immer deckungsgleich ;)

Ein Problem ist, dass S-Pedelecs oftmals den gleichen oder einen sehr ähnlichen Akku haben, wie normale Pedelecs. Aber um die 45 km/h zu ermöglichen, muss der Motor natürlich viel mehr Leistung abgeben (Faustregel: Doppelte Geschwindigkeit benötigt vierfache Leistung!). Dementsprechend ist der Akku sehr schnell leer... In diesem Test schaffen viele Modelle nichtmal 50 km Reichweite, wenn man die volle Motorleistung abruft. Du musst also damit rechnen, auf jeden Fall den Akku auf Arbeit voll zu laden und auf jeder Strecke tendenziell haushalten zu müssen, ggf. lieber auch mal ein Bisschen langsamer fahren, damit der Akku bis ans Ziel reicht.

Vando  25.10.2023, 01:32
Faustregel: Doppelte Geschwindigkeit benötigt vierfache Leistung!

Die Achtfache. Vervierfachen tut sich nur der Luftwiderstand.

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RedPanther  25.10.2023, 09:53
@Vando

Welche Widerstände steigen noch exponentiell? Dem Rollwiderstand der Reifen und der Lager ist die Geschwindigkeit relativ egal, das sind näherungsweise konstante Widerstände.

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RedPanther  25.10.2023, 17:09
@Vando

Ja. Den kenne ich, und deshalb habe ich gesagt dass der Leistungsbedarf quadratisch steigt.

Du hast gesagt, dass das noch nicht alles ist. Also scheinst du einen weiteren Widerstand zu kennen, der quadratisch zur Geschwindigkeit steigt.

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Vando  25.10.2023, 17:20
@RedPanther
Den kenne ich, und deshalb habe ich gesagt dass der Leistungsbedarf quadratisch steigt.

Was in Hinblick auf den quadratischen Anstieg nicht stimmt. Quadrieren tut sich der Luftwiderstand. Die Leistung hingegen verachtfacht sich aber bei doppelter Geschwindigkeit.

Kann es sein, dass du Leistung mit Widerstand gleichsetzt?

Also scheinst du einen weiteren Widerstand zu kennen, der quadratisch zur Geschwindigkeit steigt.

Bis jetzt ist mir keiner eingefallen. Die viskose Dämpfung hat Potential quadratisch zu sein. Aber da müsste ich auch erst schauen, ob das tatsächlich der Fall ist.

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RedPanther  25.10.2023, 18:00
@Vando
Kann es sein, dass du Leistung mit Widerstand gleichsetzt?

Ja, natürlich. Denn die Leistung ist ja das, was man erbringen muss um den Widerstand zu überwinden.

Wenn du bei 25 km/h nur einen Gesamtwiderstand von 100 W hast, brauchst du nicht mit 200 W zu treten, um die 25 km/h zu halten...

Die Leistung hingegen verachtfacht sich aber bei doppelter Geschwindigkeit.

Bitte sage mir die Formel, aus der du das abliest.

Meine Formel ist:

Gesamtwiderstand = Rollwiderstand + Luftwiderstand. Der Rollwiderstand ist konstant, der Luftwiderstand quadratisch zur Geschwindigkeit. Also ist, mit der Basis des konstanten Rollwiderstand, der Gesamtwiderstand quadratisch zur Geschwindigkeit.

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Vando  25.10.2023, 18:26
@RedPanther
Denn die Leistung ist ja das, was man erbringen muss um den Widerstand zu überwinden.

Nein. Da wir hier gebildete Leute sind, machen wir die Gleichsetzung der diversen physikalischen Größen nicht mehr.

Leistung ist eine Kraft längs eines Weges durch eine Zeiteinheit.

Bitte sage mir die Formel, aus der du das abliest.

Aber mit höchstem Vergnügen:

P=P

P= W/t

P=F*s/t

P=F*v

P=1/2*rho*Cw*A*v²*v

P= 1/2*rho*Cw*A*v³

Ich behaupte mal die Formelzeichen brauch ich nicht nennen? Oder doch?

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Vando  25.10.2023, 18:37
@RedPanther

Mir ist btw. ein Widerstand der quadratisch sein kann eingefallen: Der Widerstand den ein Kragarm oder Biegebalken einer Streckenlast entgegensetzt ist quadratisch.

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RedPanther  25.10.2023, 19:00
@Vando
Da wir hier gebildete Leute sind, machen wir die Gleichsetzung der diversen physikalischen Größen nicht mehr.

Da ich mich zwar als gebildet ansehe, hier aber doch eine Bildungslücke zugeben muss, möchte ich dich bitten, mir diese Gründe einmal zu erläutern. Wieso genau gilt actio = -1 reactio nicht?

Zumal du in deiner Formel dann ja die Luftwiderstandsleistung berechnest und anscheinend mit der zu deren Überwindung zu erbringenden Leistung für eine gegebene Geschwindigkeit gleichsetzt. Ich bin verwirrt. Aber nur an dieser Stelle, denn:

Ich behaupte mal die Formelzeichen brauch ich nicht nennen? Oder doch?

Natürlich nicht.

Ja, die Umformung macht absolut Sinn.

Mir war tatsächlich bisher nicht aufgefallen, dass die quadratische Beziehung des Luftwiderstands sich allein auf die Kraft bezieht und bei der Leistung noch eine zusätzliche Zeit- und Wegabhängigkeit dazu kommt. Da war ich also auf dem falschen Dampfer, besinne mich jetzt neu und behaupte das Gegenteil. Du hast recht.

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Vando  25.10.2023, 19:32
@RedPanther

Was ist denn „actio = -1 reactio"? Ich kenne nur Actio = Reactio. Und das ist hier natürlich nicht gebrochen.

anscheinend mit der zu deren Überwindung zu erbringenden Leistung für eine gegebene Geschwindigkeit gleichsetzt.

Nicht nur anscheinend, sondern genau das. Wann immer sich eine Kraft längs eines Weges bewegt (und weil eine Bewegung zwangsweise eine Zeit inkludiert) hat man immer eine Leistung die man berechnen muss.

Eine Kraft ist nur dann nur als Kraft anzusehen, wenn sie sich nicht bewegt. In dem Fall kann aber ein Luftwiderstand nicht existieren. Deswegen darf man das auch absolut nicht gleichsetzen.

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Vorsicht das ganze wird schnell zu einer "Milchmädchenrechnung".

Es ist wirklich eni Irrglauben zu denken, nur weil das Teil 45 kmh fährt, das man eine Strecke von 50 Kilometern dann in 1 Stunde zurücklegt. Sorry das funktioniert so nicht. Also bitte nicht die HÖCHSTGESCHWINDIGKEIT mit der DURCHSCHNITTSGESCHWINDIGKEIT verwechseln.

Auch ist es wirklich ein Irrglauben zu denken dsa ein Ebike "billig" ist.

für den typischen Wochenendefahrer der nur bei schönem Wetter fährt mag das noch stimmen. Bei deiner REchnung fährst du dann 20.000 km im Jahr mit dem Ebike und die Wartungskosten sind nicht ohne. Du hast natürlich recht neue Bremsbeläge oder neue REifen kosten nicht die Welt aber das läppert sich schon ganz ordentlich. Die Fahrradkuriere von Lieferando können da echt ein Lied davon singen, die fahren am Tag auch über 100 km mit dem Bike.

RedPanther  25.10.2023, 09:57
Auch ist es wirklich ein Irrglauben zu denken dsa ein Ebike "billig" ist.

Es kommt immer auf den Vergleichswert an. Im Vergleich zu einem Auto ist das E-Bike sehr wohl billig.

Ansonsten hast du natürlich absolut recht: Die effektive Geschwindigkeit wird gerne überschätzt und der Wartungsaufwand unterschätzt.

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ich habe ca. 60 km für Hin- & Rückweg. 100 km ist schon schwierig, selbst mit 2 Akkus.

Wenn man die Möglichkeit hat, das S-Ped am Arbeitsplatz aufzuladen. Bei uns ist das verboten, weil diese privaten Geräte keine DGUV A 3 Prüfung haben

Leider darf das S-Ped nicht mit in den Zug. So bliebe nur, das Kennzeichen erst mal abzuschrauben...

Natürlich ist das machbar. Gar keine Frage. Aber es ist für ein Greenhorn, wenn ich das so sagen darf, zu anspruchsvoll. Da muss man schon aus besonderem Holz geschnitzt sein, um das täglich durchzuziehen. Mir wäre das zu viel, obschon ich ein "daily rider" bin. 365 Tage im Jahr.