Metrum vom Gedicht "Die Heimkehr"?
Ich versteh das mit dem Metrum noch nicht so ganz.
Kann mir jemand sagen wie das Metrum für dieses Gedicht lautet bzw. ob es ein Metrum gibt?
Mein Herz, mein Herz ist traurig,
doch lustig leuchtet der Mai;
ich stehe, gelehnt an der Linde,
hoch auf der alten Bastei.
Da drunten fließt der blaue
Stadtgraben in stiller Ruh;
ein Knabe fährt im Kahne,
und angelt und pfeift dazu.
Jenseits erheben sich freundlich,
in winziger, bunter Gestalt
Lusthäuser, und Gärten, und Menschen,
und Ochsen, und Wiesen, und Wald.
Die Mägde bleichen Wäsche,
und springen im Gras herum:
das Mühlrad stäubt Diamanten,
ich höre sein fernes Gesumm.
Am alten grauen Turme
ein Schilderhäuschen steht;
ein rotgeröckter Bursche
dort auf und nieder geht.
Er spielt mit seiner Flinte,
die funkelt im Sonnenrot,
er präsentiert und schultert -
ich wollt, er schösse mich tot.
1 Antwort
Das Metrum in diesem übrigens genialen Gedicht (das zu meinen Lieblingsgedichten gehört) wechselt häufig, damit eine gewisse Voksliedhaftigkeit entsteht. Mit allzustrengem Metrum hatte es Heine nicht so.
Was aber eigentlich an diesem Gedicht fasziniert, ist der Schluss, der das gesamte Vorangehende schlagartig in eine anderes Licht rückt. Denn es ist ja typisch, dass Menschen in großer Traurigkeit sich manchmal auf völlig unwichtige Nebensächlichkeiten konzentrieren und auch ihre Perspektive ändern.
Diese Technik benutzt Heine übrigens sehr oft. Der Schluss seiner Gedichte ist oft eine zynische Infragestellung des Vorangehenden oder eine Entlarvung eines vorangehenden Selbstbetrugs.