Methadon als Adjuvans in der Krebstherapie - Erfahrungen?

6 Antworten

Du solltest versuchen das Sekretariat von Frau Dr. Claudia Friesen zu erreichen und dabei unbedingt eine kurze Liste mit präzisen Fragen parat haben - anstatt Deine Energie hier auf einer vorwiegend von Kindern, Jugendlichen und mehrheitlich Laien bevölkerten Frage-Antwort-Plattform zu verschwenden.

https://www1.wdr.de/verbraucher/gesundheit/methadon-krebstherapie-100.html

Medicus842  27.07.2019, 18:42

Ein Anruf bei Herrn Professor Dr. med. Wolfgang Wick,Leiter der Poliklinik der Universität in Heidelberg,wäre mit Sicherheit sinnvoll. Die Telefonnummer des Vorzimmers liegt mir vor.

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DanielWaxmann  30.03.2021, 15:25
@Medicus842

Dr Wick ist meines Wissen nach Neurologe. Warum er mit vollkommenen fremden Fachgebiet Ansprechpartner zu Methadon sein soll, erschließt sich mir nicht?!? Er hat einfache Versuche zu Methadon und publiziert, die jedoch einige fachliche Unstimmigkeiten hatten und in Fachkreisen auf Irritation stießen. Dr Wick ist als Methadonablehner bekannt und von daher nicht unbedingt Referenz in Sachen Methadon.

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Nein, ein abgesprochenes Spiel ist das nicht. Aber eine gute Frage sollte eine gute Antwort bekommen. Ein „bei uns wird grundsätzlich kein Methadon eingesetzt, aber Methadon ist nicht die Lösung“ ist etwas zu wenig. 

Methadon ist ein laut WHO ein in der Krebstherapie essentielles Schmerzmittel und steht darüber hinaus in den S3 Leitlinien zur Schmerztherapie. Darüber hinaus wurde Methadon dieses Jahr in die Leitlinien Schmerz von der Deutschen Gesellschaft für Schmerzmedizin aufgenommen, was Dir als Palliativärztin wahrscheinlich bekannt ist. Nicht ohne Grund führt die WHO Methadon neben Fentanyl als essentiell, genau weil es einige Vorteile gegenüber anderen Opioiden mitbringt. 

So lassen sich mit Methadon Opioidtoleranzen überwinden, wofür das D-Methadon verantwortlich ist. (Posa et al, 2016. Methadone Reverses Analgesic Tolerance Induced by Morphine Pretreatment. Int J Neuropsychopharmacol) Zusätzlich empfiehlt die WHO Methadon als Ausweichsubstanz bei Morphintoleranz. Auch hierzu gibt es bereits seit 1994 diverse Studien.

Gerade in der finalen Phase können Patienten von Methadon profitieren, weil Patienten mit Methadon im Gegensatz zu Morphin die Opioidtoleranz überwinden können und so tatsächlich schmerzfrei sterben können. Dass Morphin im Gegensatz zu Methadon darüber hinaus zu einer starken Sedierung führen kann und somit dem Patienten die Möglichkeit nimmt, sich zu seinem tatsächlichen Schmerzzustand zu äußern, ist ebenfalls bekannt. Außerdem ist Morphin leber- und nierenschädigend. Soviel zum Thema Nebenwirkungen.

Die Information zur QT-Zeit-Verlängerung sind bereits in dem Thread gepostet worden. Die Umrechnung ist übrigens in der Publikation von Ayorinde zu finden, die in der Palliativmedizin bekannt ist. (siehe auch QT-Zeit klinische Studie Literatur: Reddy et al 2010: The Effect of Oral Methadone on the QTc Intervalin Advanced Cancer Patients: A Prospective Pilot Study. Publiziert im JOURNAL OF PALLIATIVE MEDICINE.)

Aber die Gute Frage war zu „Methadon als Wirkverstärker zur Chemo“. Und zur Unterstützung von Methadon bei Cisplatin-Chemo. Auch hierzu gibt es, wie bereits oben als Link angegeben, für Fachleute zugängliche Studien von den Universitäten Ulm, Calgary, München, Shanghai, Tübingen, Freiburg, die die Mechanismen wissenschaftlich beschreiben. Die Erfahrungen dazu lassen sich in den genannten Selbsthilfegruppen finden.

Und klar, all diese Informationen gibt es im Netz, wie zum Beispiel Pubmed, wo wissenschaftliche Informationen und Studien hochaktuell zu finden sind. Wie sonst will man auf dem wissenschaftlich aktuellen Stand bleiben und Informationen hinterfragen?

Ich finde es wichtig, dass Fragen in dem Forum fundiert und aktuell beantwortet werden. Und die Frage war, was tun, wenn die Chemo nicht in gewünschten Maße anschlägt. Meine Antwort: Methadon ist eine zusätzliche Chance.

P.S.: Dem Link hat definitiv ein "." anstelle des "-" gefällt. Bekannt war er mir trotzdem. Der Inhalt bleibt nach wie vor wissenschaftlich fehlerhaft.

Medicus842  28.07.2019, 21:32

Guten Abend! Darf ich fragen,ob du FA für Palliativmedizin bist? Zu Unterstüzung einer Chemotherapie,mittels Methadon,besonders bei einem Glioblastom,könnte ein Gespräch mit Herrn Professor Dr.med. Wick,Leiter der Poliklinik der Universität Heidelberg,sinnvoll sein. Die Telefonnummer des Vorzimmers liegt mir vor. Zur Palliativmedizin: ich machte die Fortbildung,nach meiner Tätigkeit in der Onkologie. Ich würde sagen,in der Finalphase sind die meisten Patienten komatös,natürlich nicht alle. Zumindest wenn die Rasselatmung einsetzt. Jeder Patient hat das Recht in Würde und ohne Schmerzen zu sterben. Fentanyl kann ja auch transdermal appliziert werden,dann wird ein unretardiertes Morphin dazu gegeben,um Schmerzspitzen aufzufangen. Fentanyl als Pflaster wirkt ja nicht sofort. Wir haben gegen Ängste mit Tavor sublingual die besten Erfahrungen gemacht. Leider gibt es Patienten,wo alles versagt,um die Symptomatik ausreichend zu lindern,was aber selten ist. Dafür ist die palliative Sedierung mit Midazolam-Dormicum ,ein Segen. Morphin ist auch bei Atemnot 1.Wahl. Ich darf vielleicht darauf hingeweisen,daß palliative so viel,wie ummanteln heißt. Der Patient wird nicht nur medizinisch betreut. Man braucht auch Empathie, Einfühlsvermögen uvm.um einen Sterbenden zu begleiten. Medikamente,Mundpflege usw. reichen nicht aus. Man bekommt ein Gespür dafür,was der Sterbende möchte,schweigen,reden,beten,die Hand halten, natürlich so,daß er sie jederzeit wegziehen kann,uvm. Auch leise meditative Musik ist sinnvoll. Ein ruhiger Mensch am Sterbebett reduziert manches Medikament. Ich erkläre den Angehörigen die Atempausen,die Rasselatmung uvm. Auch das der geliebte Mensch genau dann versterben kann,wenn der Angehörige für 5 Minuten das Zimmer verlässt. Nach dem Tode biete ich den Angehörigen an,beim Waschen und kleiden des geliebten Verst orbenen zu helfen. Das erleichtert den Trauerprozess. Es wird nicht auf die Uhr gesehen,wann Feierabend ist! Das ist in Kurzform meine Meinung zur Palliativmedizin,ohne Methadon. Die Entscheidung ist natürlich Arztsache. Erwähnenswert wäre noch, daß auf einer Palliativstation die medizinische Komponente im Vordergrund steht und in einem Hospiz die pflegerische. Auf einer Palliativstation wird versucht,den Patienten etwas zu stabilisieren durch Linderung der Symptomatik,daß an eine Entlassung nach Hause zu denken ist,wenn die Pflege gesichert ist. Viele Patienten möchten zu Hause sterben und es gibt ja auch spezielle Teams,die mit der Palliativpflege vertraut sind. Trotzdem sterben viele Patienten auf der Palliativstation. Ich wünsche noch einen schönen Abend!

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Medicus842  28.07.2019, 21:57

Ich möchte noch eine persönliche Meinung äußern: ich befürworte eine PEG und die Ernährung über den Port in der Endphase nicht. Auch die palliative Chemotherapie,die das Wachstum der Metastasen eindämmen soll,ist umstritten. Mein Mann verstarb vor 3 Jahren an einem metastasiertem Ösophagus Karzinom,zu Hause. Man bot ihm eine palliative Chemotherapie mit 5 FU an. Es war sein letzter Strohhalm. Ich riet ihm davon ab. Es waren 12 Blöcke geplant,nach dem 3.Block mußte die Chemo,wegen Kachexie abgebrochen werden. Es wurde ein Kontoll CT gemacht,die Metsstasen waren in Leber,Lunge und Peritoneum. Ich ernährte ihn zu Hause mittels Pumpe ,über den Port. Das mußte auch wegen Erbrechen Tag und Nacht, abgebrochen werden. Schmerzen und Atemnot konnten durch Gabe von Morphin s.c. sehr gut gelindert werden. Bei der terminalen Unruhe versagte jegliches Medikament. Darüber kann man nicht berichten. Ich befürworte eine rechtzeitige PV. Aber nicht nur Kreuzchen auf einem Formular machen,sondern die fachkundige Beratung eines Arztes in Anspruch nehmen. Wenn der Patient seinen Willen nicht mehr äußern kann. Ich bin auch eiin Gegner der aktiven Sterbehilfe,ich lehne diese totat ab. Es gibt die passive Sterbehilfe,man lässt den Tod zu. Das ist meine Ansicht zur palliativen Pflege. Nochmals schönen Abend! Eventuell etwas an der Thematik vorbei,aber jeder darf seine Meinung äußern.

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Medicus842  28.07.2019, 22:00

Sorry,Kontroll CT und Metastasen. Zu schnell getippt.

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Hallo, TheDarkLight,
Wie mein Vorschreiber anmerkt: Unikliniken nutzen kein Methadon,aber wissen auch ohne Studien, dass es nicht wirkt.
Nun zu Deinen Fragen:
1. Erfahrung der Wirkung von D,L-Methadon als Adjuvans bei meinem Sohn, der nach einer Prognose von 3 - 6 Monaten bei BSDK im September in zwei Monaten sein Fünf-Jahres-Ziel schafft.
Zu sehen hier: https://www.youtube.com/watch?v=Gc_9wdodz68&t=1s
2. Erfahrung der Wirkung von D,L-Methadon in einer FB-Selbsthilfegruppe (Besteht seit 2 Jahren, tausende Mitglieder aus mittlerweile 55 Ländern). Wir habe dort hunderte Patientenberichte mit positiven Erfahrungen gesammelt.

Wir betrachten D,L-Methadon weder als Wundermittel gegen Krebs (die molekularen Wirkungen sind erforscht, und auch wenn sie komplex sind sind sie kein Wunder) noch als Antikrebsmittel, da die Anzahl der µ-Rezeptoren ohne eine Chemo-/Radiotherapie in der Regel nicht ausreichend vorhanden ist. Aber als Adjuvans, als Wirkverstärker, hat D,L-Methadon vielen Menschen zu einer längeren und insbesondere lebenswerten Verlängerung des Lebens geholfen.

Der wirkverstärkende Effekt von D,L-Methadon wurde bisher bei 12 Tumorentitäten getestet und bestätigt. Nun warten wir dringend auf die längst überfällige Finanzierung der klinischen Studien, an denen renomierte Unikliniken bisher kein Interesse hatten, wie man lesen kann.

Bis zur Beendigung dieser Studien, die für jede Tumorart neu gemacht werden muss, werden viel Jahre vergehen, in denen jedes Jahr ca. eine halbe Million Menschen in Deutschland neu an Krebs erkranken.

Es wird Zeit, dass endlich etwas getan wird, nachdem Frau Dr. Friesen diesen Effekt bereits vor 12 Jahren entdeckt hatte.

D,L-Methadon ist kein Hustensaft, man sollte wissen, wie man damit umgeht. Wenn Dein Bekannter bereit ist, sich in die komplexe Materie einzuarbeiten empfehle ich ihm einen Beitritt in eine der Selbsthilfegruppen, wie z. B. diese hier:
https://www.facebook.com/groups/785928964901615/

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung
TheDarkLight 
Fragesteller
 27.07.2019, 11:54

Vielen Dank für deine ausführliche Antwort! Darf ich fragen wie es Deinem Sohn aktuell geht ?

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Wir haben in der Hämatoonkologie jahrzehntelange Erfahrung mit dem Wirkstoff als gutes Schmerzmittel, ohne jemals nennenswerte Überlebensvorteile für unsere Patienten festgestellt zu haben.

Medicus842  27.07.2019, 18:07

Danke! So ist es auch in unserer Onkologie. Obwohl überwiegend Morphin und Fentanyl eingesetzt wird. Da Fentanyl transdermal ja nicht sofort wirkt,wird,um Schmerzspitzen aufzufangen,ein unretardiertes Morphinpräparat zusätzlich gegeben. Eine tolle Debatte! Ich ignorierte alles.

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TheDarkLight 
Fragesteller
 28.07.2019, 13:34
@Medicus842

@Medicus Wie passt denn die Aussage "Bei uns wird grundsätzlich kein Methadon eingesetzt." mit "So ist es auch in unserer Onkologie. Obwohl überwiegend Morphin und Fentanyl eingesetzt wird." zusammen ?

@maxxismo Unter welchen Umständen wird bei Ihnen denn Methadon eingesetzt ? Vermutlich nur wenn andere Schmerzmittel nicht wie gewünscht wirken oder die Nebenwirkungen zu stark sind. Und wie oft wird es prozentual (grob) eingesetzt ?

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Medicus842  28.07.2019, 14:05
@TheDarkLight

Deine Frage bezog sich auf die unterstützende Wirkung von Methadon bei einer Chemotherapie,vor allem bei einem Glioblastom. Für relevante Informationen ein Anruf bei Herrn Professor Dr.med . Wick ,Leiter der Poliklinik der Universität Heidelberg. Telefonnummer von seinem Vorzimmer liegt mir vor. Er hat eine bessere Kompetenz,dir alles zu erklären. Zur Palliativmedizin: in unserem Krankenhaus,gibt es 2 Palliativstationen. Nach meiner Tätigkeit in der Onkologie machte ich die Fortbildung für Palliativmedizin. Ich war Stationsschwester einer dieser Palliativstationen, für 15 Jahre. Der Chef entscheidet,welche Medikamente gegeben werden. An Methadon fehlt mir die Erinnerung. Sollten die Symptome,wie allerstärkste Schmerzen,Atemnot usw. mit den von mir genannten Madikamebten nicht gelindert werden können (sehr selten) greifen wir auf die palliative Sedierung,überwiegend,mit Midazolam(Dormicum) zurück. In der Finalphase. Morphin ist erste Wahl bei Atemnot. Wie die Behandlung auf der anderen Palliativstation gehandhabt wird,kann ich nicht beurteilen.

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Medicus842  28.07.2019, 15:58
@TheDarkLight

Ich vergaß in meinem Kommentar etwas wichtiges. Fentanyl wird auch transdermal appliziert. Die Wirkung tritt nicht sofort ein. Um Schmerzspitzen abzufangen,gibt man ein unretardiertes Morphin dazu. Die Fentanyl Pflaster gibt es in unterschiedlichen Stärken. LG

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Maxxismo  29.07.2019, 00:02
@TheDarkLight

Es wird ständig eingesetzt. Bei vielen Tumorpatienten, weil es ein potentes Schmerzmittel ist und vom Nebenwirkungsspektrum oft ziemlich günstig ist.

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