menschenbild thomas hobbes widerspruch

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Es ist fast eine Unsitte, sich über Texte herzumachen, als ob sie vom Himmel gefallen seien. Als seien die Texte nicht in einem politisch-geistigen Umfeld entstanden und davon geprägt, als wären ihre Autoren unempfindsame Wesen gewesen. Hobbes, 1588 geboren war 1600 12 Jahre, 1620 war er 32. In dieser Zeit war Europa ein Irrenhaus. In Deutschland brach endgültig der 30jährige Krieg aus, in dem mehr als die Hälfte der Bevölkerung hingemetzelt wurde. In England brodelte es und in Frankfreich waren in den Hugenottenkriegen auch gerade erst die Blüte des Landes hingemetzelt. Sicherheit war ein Fremdwort und Denunziation um des kleinen Vorteils willen all überall. Kepplers Mutter - Keppler ein Zeitgenosse von Hobbes - war als Hexe denunziert worden, weil sie gerade vorüberging, als ein Junge einen Bandscheibenvorfall erlitt. Man nennt das heute noch "Hexenschuss" und Keppler hatte große Mühe, seine Mutter vor der Folter zu bewahren. So war Hobbes Zeit im großen wie im kleinen.

Bei Wikipedia lesen (und überlesen) wir dann, dass Hobbes in Frankreich mit Pierre Gassendi bekannt wurde. Kein Ton davon, dass dieser den Epikur übersetzt hatte, in dem die empirisch gegründeten Staatsideen zu finden sind, die man dann Hobbes und Rousseau zuschreibt. Dass es allerdings unter der Herrschaft der Inquistion lebensgefährlich war, sich zum Epikureismus und einer empirischen Philosophie zu bekennen, steht da auch nicht. Immerhin hat Hobbes Galileo Galilei kennengelernt, bevor dieser von der Inquisition mundtot gemacht worden war. Und Hobbes wird gewusst haben, dass 1600 in Rom der empirische Philosoph und Naturwissenschaftler Giordano Bruno bei lebendigem Leib verbrannt worden ist, weil er sich weigerte, seine empirische Weltauffassung zu widerrufen. Das war das Klima, in dem Hobbes, selbst um lebensbedrohlichen Nachstellungen zu entgehen, nach Frankreich und von dort wieder nach England geflohen. Notgedrungen hat er sich dann mit dem Schlächter Cromwell arrangiert.

Welche Einstellung zum Menschen drängt sich einem da auf? Dass der Mensch ein friedliches Wesen ist? Ihm war - mehr als vielen heute - klar, dass der Mensch ein gesellschaftliches Wesen ist. Dass er persönlich nur Frieden und Freiheit finden kann, wenn es gelingt, wenn die Mehrheit der angsgeplagten Menschen sich zusammenschließt zu einem Staat mit Regeln, die für ein Minimum an Gerechtigkeit sorgen. Der Levithan im Buch Hiob ist eine apokalyptische Vorstellung, die dem selbstüberheblichen Menschen als heraufziehendes Ungeheuer an die Wand gemalt wird. Ein wenig steckt da auch die Warnung vor der Diktatur der Angst drin, wie sich ein Staat auch als Schreckgespenst herausbilden kann, wenn er nicht aus Vernunft und Einsicht sondern aus Angst und Zorn gegen die überheblich Mächtigen gebildet wird. Spätestens in der französischen Revolution hat er unter der Guillotine seine blutige Fratze gezeigt. Hobbes Warnung hat niemand verstanden.

(Und im aktuellen Europa werden die Deutschen einerseits in den Empfängerländern als hässliche Ausbeuter und Drangsalierer gebrandmarkt und haben selbst den Eindruck, dass sie für alle politischen Illusionen in Europa die Taschen aufmachen müssen - und dafür verleiht man diesem Europa den Friedensnobelpreis, in einem Land, das sich an Europa gar nicht beteiligt.) Das mein Eindruck einer aktuellen gewollten Missdeutung.

das ist schon richtig wie du das verstanden hast :)

es ist so, dass er ein recht menschenfeindliches bild hatte. ich erinner an den typischen satz, homo homini lupus ;)

dass er einem einzigen menschen die ganze macht zutraut, ist ein logikfehler seiner eigenen theorie. hast natürlich vollkommen recht, nach dem menschenbild würde er ja völlig egoistisch handeln.

merks dir als kritikpunkt für die theorie, ist wie du richtig erkannt hast ein widerspruch ;)